IV.

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Es sind etliche Tage verstrichen, und Rhys sieht sich gezwungen, eine kurze Rast einzulegen. Sein Bruder ist in die Schlacht gezogen, um seinen Anspruch auf den Titel des "Königs des Nordens" zu verteidigen. Wo könnte man besser Zuflucht finden als im Bordell? Doch selbst dort herrscht ein bedrückendes Chaos und eine düstere Atmosphäre. 

Sir Brian begibt sich zu Rhys und spricht mit seiner üblichen rauen Stimme: "Mein Prinz, ich habe eine Botschaft für Euch."

"Was es auch sei, beeilt Euch, ich bitte Euch", antwortet Rhys mit einem durchdringenden Blick auf den Ritter.

Sir Brian reicht eine prächtige Kette: "Gebet dies bitte Eurem Diener. Er sollte davon Kenntnis erhalten."

Rhys zögert einen Augenblick, nickt dann aber zustimmend. Er verstaut die Kette, eine wertvolle Brosche mit einem Drachenmuster, in seiner Gürteltasche an seiner Rüstung und verlässt das Etablissement. In voller Pracht, in Rüstung und mit einem Schwert, wie es einem Prinzen zusteht, kehrt er zur Burg zurück.

Sein Diener, ist damit beschäftigt, das Prinzengemach zu säubern und sitzt mit dem Gesäß gen Himmel auf dem Bett, wobei er sich bemüht, das Laken ordentlich zu arrangieren. 

Rhys tritt ein und erkundigt sich mit dringlicher Stimme, aber einem Hauch von Humor in seinen Augen: "Was tut Ihr dort, mein Knappe?"

Irish zuckt erschrocken zusammen und stellt sich rasch aufrecht. Seine Wangen erglühen vor Scham: "Ich mache das Bett, Euer Gnaden..."

Rhys legt den schwersten Teil seiner Rüstung ab und spielt nervös mit seinen Händen. "Irish... setzet Euch." Er selbst nimmt auf dem Bett Platz.

"Ihr müsst mich nicht in solch ehrfürchtiger Weise ansprechen, mein Prinz...", erwidert Irish zögerlich, während er sich auf einen Stuhl setzt.

"Sehr wohl, dann... Ich war heute im Bordell. Diese Angelegenheiten gehen Euch zwar nichts an, doch Sir Brian hat mich heute aufgesucht und mir etwas überreicht." Rhys holt die Kette hervor und hält sie vor Irishs Gesicht. "Ist dies etwa die Kette Eurer Schwester? Von einer Dame des Bordells?"

Irish starrt auf die Kette. Plötzlich verblasst seine Miene, und er beginnt zu zittern. "Dieser Bastard!" ruft er aus und ergreift die Kette. "Das ist seine Vergeltung!"

Die Erinnerungen an Mia, ihre gemeinsamen Kindheitstage und die glücklichen Momente, die sie geteilt hatten, überfluten sein Herz. Er erinnert sich an ihre Lachen, ihre Ratschläge und ihre sanfte Fürsorge. Tränen beginnen, sich in seinen Augen zu sammeln, während der Schmerz des Verlustes wie ein dunkler Schatten über ihn fällt. Wut und Entsetzen gegenüber demjenigen, der Mia diese Kette genommen hat, überkommen ihn. Der Gedanke an die Umstände ihres Todes lässt sein Herz schwer und sein Inneres brodeln vor Empörung. Er ballt die Faust um die Kette, als würde er sie schützen wollen, als wäre Mia in diesem Augenblick wieder lebendig und bei ihm.

"Beruhigt Euch", spricht Rhys sanft, indem er eine tröstende Hand auf Irishs Wange legt. "Die Frauen des Bordells sagen er war es nicht."

Irish schlägt seine Hand weg und stammelt: "I-Ihr habt keine Ahnung, was die meiner Schwester angetan haben! Er war es! Ich weiß es!" Mit diesen Worten bricht er schluchzend auf seine Knie nieder.

Rhys räuspert sich unbehaglich. Er ist sich bewusst, dass es ihm nicht zusteht, einen Diener zu trösten oder gar zu berühren. Er fühlt sich unsicher darüber, wie er in dieser Situation handeln soll. Wie würde ein König reagieren? Mit bedrückter Miene sagt Rhys: "Junge, ich verstehe Euren Schmerz, doch Ihr dürft Eure Wut und Trauer nicht nach außen tragen. Ihr wisst nicht sicher, ob Sir Brian der Mörder ist. Aber im Namen des Chamberlain-Hauses verspreche ich Euch, dass wir Gerechtigkeit üben werden."

The Chamberlain Engagement *UNDER EDIT*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt