III.

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Am nächsten Morgen im Bordell ist Sir Brian, wie angekündigt, zurückgekehrt. Sein Auftauchen lässt Mia zusammenzucken, und sie verbeugt sich gehorsam: "G-Guten Morgen, Mylord."

Währenddessen liegt Irish noch im Bett, sichtlich gezeichnet von den Strapazen. Die Stimme Sir Brians reißt ihn aus seinem halbwachen Zustand, und er richtet sich langsam auf.

Mia, mit gesenktem Kopf und gefalteten Händen vor sich, fragt mit leiser Stimme: "Wie kann ich Euch behilflich sein?"

Irish hingegen erhebt sich hastig von seinem Bett, stürmt raus in den Flur des Freudenhauses und schiebt Mia vorsichtig zur Seite.

Mit einem knappen Nicken eröffnet Sir Brian: "Du wirst mitkommen. Wir begeben uns mit der Kutsche zum Anwesen des Königs."

Irish blickt auf und tritt einen Schritt zurück: "W-Was? Warum? Mylord, e-es tut mir aufrichtig leid... Bitte lasst mich nicht für meine Vergehen sterben!"

"Noch nicht. Doch geht es nicht um deinen Tod, sondern um deine Dienste hier. Sie sind nicht hinreichend für diesen Ort. Dein Verdienst reicht kaum für eine Woche aus. Deshalb wirst du persönlicher Knappe des Königs Chamberlain werden."

Irish schaut Sir Brian an, sein Gesichtsausdruck wechselt zwischen Furcht und Verwirrung. Ein Ruck geht durch ihn: "W-Was ist mit meiner Schwester? Sie kann hier nicht bleiben."

"In unseren Hallen haben wir keine Verwendung für sie. Sie wird hier zurückbleiben."

"Und das, was ich verdient habe? Kann ich es ihr überlassen?"

"Das ist eine Angelegenheit, die du mit dem König selbst klären musst, Bastard. Beeil dich, mach dich zurecht.", erwidert die Rechte Hand mit einer knurrenden Stimme.

Irish wendet seinen Blick ab und spürt die Unruhe in sich aufsteigen. Sein Blick fällt auf seine weinende Schwester, und er legt sanft seine Hände auf ihre Schultern: "Du wirst diesen Ort verlassen müssen. Hier kannst du nicht bleiben."

Doch Brian unterbricht das Gespräch und zieht Irish weg: "Genug geplaudert, jetzt komm!", packt ihn am Kragen und drängt ihn zum Wagen.

Mia schluchzt verzweifelt und will nach Sir Brian greifen: "Irish! Bitte, nimm mich mit!"

"Ein Moment, meine Sachen..!"

"Du wirst neue Sachen im Palast des Königs erhalten", wirft Brian ein und schubst Irish grob in den Wagen.

Mit zitternden Händen setzt sich Irish in den Wagen und kämpft mit seinen sich überschlagenden Gedanken. Seine Brust fühlt sich eng an, als ob eine unsichtbare Last darauf läge. Die Nachricht von seiner Bestrafung, seinem Weggang vom vertrauten Ort, hat ihn völlig unvorbereitet getroffen. Die Ungewissheit über das, was auf ihn zukommt, nagt an ihm.

Während der Kutsche langsam in Bewegung gerät, taumeln die Erinnerungen an die letzten Tage in seinem Geist. Die unerwartete Begegnung mit dem Prinzen, die unerträgliche Misshandlung durch den Ritter, die hektische Diskussion über seine Schwester - all das wirbelt in seinem Inneren durcheinander und hinterlässt ein Gefühl der Hilflosigkeit.

Der Gedanke an Mia, seine geliebte Schwester, die er immer beschützt hat, lässt sein Herz noch schwerer werden. Er erinnert sich an ihre gemeinsamen Momente, an ihre Lachen und Träume. Sie sollte niemals in diesem Sumpf aus Verzweiflung und Leid gefangen sein. Sein Blick bleibt auf seiner Schwester ruhen, die draußen verzweifelt winkt und nach ihm ruft. Ihre Tränen sind wie Nadelstiche in seiner Seele, und er wünscht sich nichts mehr, als sie zu beschützen, selbst wenn er selbst in der Dunkelheit versinken muss. Doch nun ist er gezwungen, sie zurückzulassen, ohne zu wissen, wie es ihr ergehen wird. Die Kutsche bewegt sich weiter, und die Landschaft fliegt an ihm vorbei. Die Angst vor dem Unbekannten, die Sorge um Mia und die quälenden Gedanken an das, was ihn erwartet, sind wie ein Gewitter in seinem Kopf. Er fühlt sich wie ein Schiff ohne Steuer, von den Wellen der Veränderung hin- und hergeworfen.

The Chamberlain Engagement *UNDER EDIT*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt