Die Genprüfung

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"Für einige von euch beginnt heute ein neuer Lebensabschnitt. Ihr werdet Teil einer Gesellschaft, die das Schicksal der Welt auf den Schultern tragen und glorreich die Menschheit vor den Bösen beschützen werden", ertönt die Stimme des Direktors durch die überfüllte Halle. Im ernst? Wo hat er diese Rede her? Hört sich an wie ein Kriegssoldat. Allerdings wenn ich mir einige Jugendlichen in meinen Alter anschauen, dann scheint es ja zu funktionieren. Gespannt hängen sie an seinen Lippen. Dann kommt eine stundenlange Rede darüber wie geehrt man sich fühlen muss, sollte man (die Wahrscheinlichkeit ist gering) zu den Genträgern des A-Typs gehören. Bla, bla, bla...
Heute Morgen hatte ich wieder mit den Gedanken gespielt wegzulaufen. Es wäre so einfach gewesen. Aber stattdessen sitze ich hier in den schönsten Kleid der Welt und warte auf meine Hinrichtung. OK, vielleicht bin ich etwas übertrieben dramatisch. Aber so würde es euch auch gehen, wenn ihr nicht genau wüsstet was ihr seid. Aus unerklärlichen Gründen trage ich beide Gene in mir. Ich besitze Feuerkräfte und die Geschicklichkeit einer Katze. Beides kam mit 10 Jahren raus. Meine Eltern wussten es und mussten dafür mit ihren Leben bezahlen. Als ich älter wurde versuchte ich so viel es geht über mich zu erfahren. Stellte in der Schule unauffällig Fragen und suchte in Büchern nach einen Mischwesen. Aber die Antwort blieb gleich, so was wie mich dürfte es nicht geben. Beide Gene sind dominant und können nicht zusammen existieren. Das ist so frustrierend... Jetzt ist meine größte Sorge, dass die Regierung davon erfahren wird. Was wird der Test zeigen? Werde ich dann hingerichtet, wenn sie den Typ B erkennen? Also keine rosige Voraussicht.

Nervös spiele ich mit den Katzenanhänger rum. Jeder Jugendlicher wird nach den Alphabet aufgerufen und begibt sich in den Prüfungsraum. Die Prozedur ist einfach. Mein kriegt ein Serum in die Vene gespritzt. Bei den Genträgern erfolgt eine sofortige Verwandlung, hervorgerufen durch eine spezielle Substanz des Serums. Die 30 Jugendlichen vor mir waren alle negativ. Dementsprechend enttäuschte Gesichter. Ich schlucke hart, als mein Name aufgerufen wird. Mit erhobenen Kopf gehe ich in den Raum, wobei jeder Schritt sich anfüllt wie unter Wasser. Es erwartet mich ein Raum, der nicht mehr viel mit den prächtigen Hallenraum gemeinsam hat. Eher wie ein Krankenhausraum mit einen Stuhl in der Mitte und einen Tabletten mit Spritzen daneben. Das passt schon eher zu meinen Albträumen. "Liana Moore?", eine alte Frau mit grauen Haaren sieht mich an. Neben ihr steht eine Schülerin der Eliteschule mit langen schwarzen Haaren und einen kühlen Blick. Sie mustert mich abschätzend und scheint sich schon eine Meinung über mich gemacht zu haben. "Ja", meine Antwort kam etwas verspätet. "Nehmen Sie Platz und legen sie ihren linken Arm locker auf die Armliege. Sofie wird Ihnen die Spritze verabreichen und sie danach heilen." Also heilende Fähigkeiten. Ich tue was sie sagt, wobei ich noch immer über eine Flucht nachdenken. Ich schließe die Augen um so nichts sehen zu müssen. "Hat da jemand etwa Angst vor Spritzen?", höre ich Sofies Stimme verächtlich neben mir. Eine Antwort kriegt sie nicht und ich fühle einen Stich an meinen Arm. Etwas eiskaltes strömt durch meine Venen. Und plötzlich ist mir heiß. Nein, nein... kann ich nur denken, als auch schon meine Wange unangenehm kribbelt. Meine Hände zucken unkontrolliert und ich reiße die Augen auf. In beiden Handflächen erscheinen zwei rießige Feuerbälle. "Liana", die Stimme der alten Frau bringt mich zurück in die Wirklichkeit und Panik ergreift mich. Allerdings sobald ich in die grauen Augen von ihr schaue ist alles schlagartig weg. Mir geht es gut, muss ich denken. Die Hitze fällt von mir ab und ich beruhigen mich. Mit einen tiefen Seufzer werden meine Hände normal. "Meine Damen und Herren, wir haben heute unsere erste Schülerin für die Schule der Elementaren: Miss Liana Moore.", die Stimme des Prüfungsdirektors ist überall zu hören. Es folgt ein lautes Klatschen in der Halle. "Herzlichen Glückwunsch", gratuliert die alte Frau mir und schüttelt mir die Hand. Verwundert schaue ich mir die Einstichstelle an, die schon längst verheilt ist. Sofie hat sie wohl geheilt. Ich schaue Sofie an, doch diese ist damit beschäftigt die zweite Spritze wegzuräumen mit der Aufschrift 'B-Typ'. Sie haben die zweite nicht ausprobiert... Warum auch, schließlich kann man nicht beides haben... Sofie schaut mich verwundert an und ich drehe schnell den Kopf weg. Bevor sie meine Verwunderung bemerkt. Die alte Frau begleitet mich in den Hallenraum, wo ich durch tobenden Applaus begleitet werde.

"Deine Eltern wären Stolz auf dich, wenn sie dich nur sehen könnten" Meine Großmutter drückt mich in eine herzliche Umarmung. Bestimmt nicht, aber das kann ich nicht sagen. "Oma, ich werde dich vermissen", sage ich aufrichtig. "Ich dich auch...". Nachdem alle Prüfungen durch waren, haben sie uns Zeit gegeben unsere Sachen zu packen. Ich stand erstmal eine halbe Ewigkeit vor den Badezimmerspiegel und starre auf meine linke Wange. Dort prägt nun ein Tattoo in Form einer Flame auf meinen halben Gesicht. Viele Elementare kriegen so eins, nachdem das Serum wirkt. Aber muss es unbedingt Mitten auf meinen Gesicht sein? Es wirkt so fehl am Platz und lässt gleichzeitig meine Augen größer wirken. Das bin doch nicht ich oder? Ich fühle mich so allein und verloren.
Nach mir haben sie einen anderen Jungen positiv getestet, der schweben kann. Er hat tatsächlich angefangen zu schweben und war wohl so high, dass er angefangen hat zu singen 'I believe I can fly'. Wir beide kommen heute noch in die Eliteschule. Diese Wendung habe ich nicht erwartet, dass sie mich nicht weiter testen würden. Hoffentlich hat mein schockiertes Gesicht nicht zu viel verraten. Aber nun habe ich keine andere Wahl, als meine andere Kraft zu unterdrücken und sowas wie mich zu jagen und zu töten. Aber werde ich dazu in der Lage sein? Oder am Ende womöglich mich selbst verlieren...

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Der 2. Teil meiner Reihe. Diesmal etwas kürzer als der 1. Viel Spaß! Das Bild zeigt die Hauptperson mit den roten Kleid und Musik ist von Alyssa Reid - Running guns. Beide hat mir beim Schreiben geholfen.

Another You!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt