Mondschein

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Nervös balle ich die Fäuste zusammen und löse sie wieder. Alles in mir schreit, dass es schief gehen wird. Ein Blick auf Matt bekräftigt meine Angst nur noch weiter. Er wirkt so entspannt und so sicher. Ich hätte mich nie darauf einlassen sollen. "Denk es gar nicht daran", er sieht mich intensiv an. "Woran?", frage ich. "Es gibt kein Zurück". "Seit wann kannst du so gut meine Gedanken lesen?", necke ich ihn. Ein Lächeln stiehlt sich auf seine Lippen. "Normalerweise denken Frauen nur daran wie heiß ich bin, wenn sie mich ansehen". "Sicher, dass nur Frauen das Denken?". Er nimmt meine Hand. "Du scheinst da aber anders zu sein?". Meine Hand kribbelt und meine Gedanken sind wirr. "Wie meinst du das?". "Du mochtest mich von Anfang an nicht". Ich schau ihn an. "Du hast mich behandelt wie Dreck". Er runzelt die Stirn. "So behandle ich jede Frau in meiner Umgebung". "Sehr charmant. Vielleicht solltest du dein Konzept überdenken?". Er seufzt. "Wie gesagt bei jeder klappt das, aber du bist anders. Jedes Wort, dass ich sage, macht dich wütend oder bricht dich dazu mit mir zu streiten". Aber trotzdem ist da diese Spannung zwischen uns, würde ich am liebsten sagen. Der Kuss kommt mir wieder in den Sinn und ich lasse schlagartig seine Hand los. "Das bringt nichts." Wir warten auf das Auto, dass uns zu Clara fahren soll. "Du läufst vor etwas weg". Ich drehe mich zu ihn um. "Du etwa nicht?", stelle ich die Gegenfrage. "Du hast gesagt, dass der Kuss nichts war". Matts Augen weiten sich und ich hätte mir am Liebsten auf die Zunge gebissen. "Also darum geht es... Dieselben Worte, habe ich eine Minute zuvor von dir gehört, bevor ich sie selbst ausgesprochen habe". Er verschränkt die Arme vor der Brust und macht einen Schritt auf mich zu. Ich weiß, dass er Recht hat. Ich wusste sonst nicht, was ich Lara sagen sollte. "Was wir getan haben war falsch Lara gegenüber. Ihr seid zusammen und ich weiß nicht was mir in den Moment in den Sinn kam", die Worte sprudeln nur so aus mir raus. "Liana, ich bin nicht mehr mit ihr zusammen. Lara und ich haben uns getrennt". Was? Warum? Ein Teil von mir freut sich darüber, aber warum ist das so? "Warum das?", frage ich verwirrt. Hat er nicht immer davon geredet wie einfach es mit ihr ist? "Wir beide haben uns auseinandergelebt". Hört sich wie eine lahme Ausrede an. "Matt, was soll das heißen?". Er schaut zur Seite. "Wenn ich das nur wüsste. Ich schätze irgendetwas hat sich verändert". Habe ich etwas damit zu tun? Ich weiß nicht wie der heutige Tag ausgehen wird, aber ich weiß das Gefühle heute besser außen vor stehen sollten. Wir beiden werden durch den Schein vom Scheinwerfern unterbrochen. Unser Auto ist da. "Bereit?", fragt Matt. "Ich muss".

Die Verhandlung war schnell vorbei. Im engen Kreis wurde das Urteil ausgesprochen. Die Todesstrafe steht für mehrfachen Mord auf ein Ehepaar. Ihre Tochter geht in die Obhut der Großmutter der Ehefrau. Die einzige lebende Verwandte. Die Verhandlung war schnell vorbei, weil keiner etwas gegen das Urteil sagte. Keiner fragte sich, wie das möglich sei, dass die beiden so lange unentdeckt als Übernatürliche unter uns Leben konnten. Noch nicht mal ein Gentest wurde durchgeführt. Man hielt es nicht für nötig. Es ist besser für dich so, sagten die Anwälte zu mir. Du wirst glücklich ohne deine Eltern, sagte der Richter. Und zwischen all den Lügen sahs ich. Ich die Mörderin. Ich die Lügnerin. Ich das Monster, dass keiner in mir sah. Ich weinte nicht. Ich schrie niemanden an. Ich sagte kein Wort. Ich hatte es meinen Eltern versprochen. Ich würde nur still da sitzen und alles über mich ergehen lassen. Ich schaute meine Eltern nicht an. Sie sollten die Panik nicht sehen, die Angst und vor allen die Wut. Die Wut darüber, sie zu verlieren und die Wut auf mich selbst. Wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich die glückliche Zeit. Dann sehen ich eine idyllische Familie. Eltern die Stolz auf mich sind. Wenn ich die Augen öffne, dann ist da nur Leere.

Der Mond schiebt sich aus den tiefdunklen Wolken hervor und spenndet uns etwas Licht. Während wir zu den Hinterausgang der Krankenstation gehen. Für meine Eltern konnte ich nichts tun. Ich habe das Urteil einfach so hingenommen und nicht um sie gekämpft. Aber um Lara werde ich kämpfen. Ich lasse sie nicht allein. Sofie kommt uns entgegen. Sie trägt eine Krankenschwesteruniforn, die ihr tatsächlich gut steht. "Wir haben nicht viel Zeit. Es muss schnell gehen". Sie reicht mir eine Uniform, die die Aufseher hier tragen. "Die konnte ich auftreiben. Melanie ist schon in Position. Jake ist schon auf der Krankenstation". Ich nicke. Matt nimmt sich seine Uniform und fängt an sich im Flur umzuziehen. Ich starre ihn mit offenen Mund an. "Was? Wir haben keine Zeit. Zieh dich um". "Dreh dich um! Wehe du schaust hin!". Zügig ziehe ich mir mein Shirt aus. Und streifte mir die schwarze Bluse drüber. Ein Seitenblick auf Matt verrät mir, dass er brav die Wand anstarrt. Dies entlockt mir ein Lächeln. Als ich fertig bin drehe ich mich um zu ihn. Ich muss zugeben, dass ihn die Uniform sehr gut steht. "Du wirkst etwas verloren in dieser Kleidung", kommentiert er meine Aufmache. "Das liegt daran, dass sie mir zu groß ist." Die Ärmel des Hemdes sind zu lang und ich muss sie hochkrempeln. "Wollen wir anfangen?", Sofie steht in der Tür des Krankenzimmers. "Ich hoffe Jake kriegt das hin. Er scheint mir nicht sehr kompetent für sowas zu sein." Matt nickt:"Er war alles was wir in kurzer Zeit auftreiben konnte mit Theaterausbildung". Ich stoße Matt mit meinen Ellenbogen an. "Sei nett zu ihn! Es war mutig von ihn uns zu helfen." Wie gerufen kommt auch Jake schon ins Zimmer. Er wirkt noch nervöser als ich. "Leute seid ihr sicher, dass das heute gut geht?". Matt grinst:"Wird es nicht. Aber darum geht es oder?".

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 09, 2016 ⏰

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