Snowdrift, Kanada 20.10 Sa
Als ich aufwache muss ich niesen. Die Weiche Decke kitzelt an meiner Nase, aber das ist das einzige was ich bemerke. Alles andere fühlt sich irgendwie...gut an.
Mir geht es seit Tagen endlich wieder gut. Kein Muskel zerrt. Kein Körperteil schmerzt. Nichts tut weh. Ich habe keine Fieberträume. Mir geht es wieder gut. Ich drehe mich vorsichtig um und zucke zusammen.
Neben mir liegt Wilk. Seine Haare fallen ihm weich ins Gesicht. Seine Augen sind geschlossen und seine nackte Brust hebt und senkt sich gkeichmäßig.
Ich halte den Atem an und versuche ihn nicht aufzuwecken. Er schläft ruhig weiter und gibt mir Zeit ihn zu betrachten. Ich bewundere seine ebenen Gesichtszüge. Seine gerade Nase, seine langen Wimpern und seine reine Haut. Kein Pickelchen, keine Pore ist zu sehen. Es sieht aus, als wäre seine Haut aus Porzellan.
Sein Mund öffnet sich leicht. Er sieht so friedlich aus, wie er da liegt. Nicht wie der Junge, der vor zwei Wochen vorgeschlagen hat mich umzubringen. Er seufzt leise im Schlaf und ich atme unbewusst tief ein.
Sofort sind seine hellen Augen plötzlich offen und der packt mich an der Hüfte und wirft mich vom Bett.
Ich pralle unsanft auf dem Boden auf. Gott sei Dank liegt ein dichter Teppich vor dem Bett, der meinen Fall ein bisschen abfängt.
Trotzdem schlägt mein Kopf hart auf dem Boden auf und ich zische laut auf.Einen Moment lang ist alles Still und ich höre nur meinen lauten Atem. Dann raschelt Bettzeug und ich hebe den Kopf um zu sehen, was Wilk macht. Er sitzt aufrecht im Bett. Die Haare zerzaust, der Blick ist ungläubig auf mich gerichtet.
Vorsichtig setze ich mich auf und fasse mir an die Hüfte, wo sich bereits ein blauer Fleck zu bilden scheint. Kein Wunder, Wilk hat mich gerade wie eine Stoffpuppe durch das Zimmer geworfen. Ich kann von Glück sagen, dass mir nicht mehr passiert ist
"Was...?" Keucht Wilk und schaut erst mich und dann seinen nackten Oberkörper an.
Einen Augenblick schauen wir uns gegenseitig an, als die Tür plötzlich aufgeht. "Zahra." Kal kommt ins Zimmer und hilft mir auf. "Was machst du auf dem Boden?"
Ich stehe auf und versuche Wilks Blick zu meiden. Stadtdessen konzentriere ich mich auf Kal, der einen Kopf größer ist und auf mich runter sieht.
"Ich hab sie..Was zum Teufel macht sie in meinem Bett?!" Wilks scharfe Stimme lässt meinen Blick jetzt doch zu ihm fliegen. Er ist jetzt auch aufgestanden und trägt immer noch nur eine Jogginghose. Ich werde rot, wenn ich daran denke, dass ich vor ein paar Minuten noch so neben ihm im Bett lag.
In seinem Bett. Ich schlucke.
"Du hälst mal schön die Klappe." Kal geht auf ihn zu und versetzt ihm einen Stoß. "Wegen dir ist das überhaupt erst passiert."
Wilks Augen blitzen gefährlich. "Achja? Sie ist ge-"
"Alles okay hier?" Eine helle Stimme unterbricht die Beiden. In der Tür steht eine zierliche Frau mit dunkeln Augen und langen, braunen Haaren. Sie guckt fast schon amüsiert zu den beiden rüber. Dann fällt ihr Blick auf mich.
"Hallo." Sagt sie und kommt auf mich zu. "Ich bin Luise. Wilkommen."
Luise bäckt Pfannkuchen. Der Duft zieht durch die Küche und scheint immer mehr Menschen anzuziehen. Der weiß-schwarz gekachelte Raum füllt sich nach und nach mit den verschiedensten Personen.
War ich am Anfang noch alleine, kommen jetzt nacheinander ein großer Mann, eine schwarzhaarige Frau, zwei Jungen und eine große Frau mit Motorradjacke in den riesigen Raum.
Sie setzen sich zu mir an den großen Tisch und sehen mir beim Essen zu.
Nacheinander stellen sie sich vor.Der große Mann mit den grauen Schläfen heißt Al. Die kleine Frau ist Alisa. Soweit ich das verstehe sind die beiden Geschwister. Die Zwillige heißen Moran und Seth und die Große Frau ist Morris.
Sie hat eine wahnsinnig tiefe Stimme und einen Australischen Akzent. Schon nach den ersten paar Minuten habe ich Respekt vor ihr. Wenn sie Spricht sind alle anderen ruhig und sie hat diese bestimmte Ausstrahlung.
Ich bin gerade bei meinem zweiten Pfannkuchen, als das Gespräch plötzlich verstummt und jemand den Raum betritt.
Mein Lächeln erlischt, als ich sehe, dass es Wilk und Kal sind. Wilk hat sich jetzt ein T-shirt übergezogen und setzt sich mit finsterer Miene an das andere Tischende. Kal lässt sich neben ihn fallen, die beiden scheinen sich wieder zu vertragen.
Die anderen beginnen sich wieder zu Unterhalten und Alisa fährt fort mich weiter auszufragen.
"Und wie ist es so in Tennessee?" fragt sie gerade interessiert und nimmt einen Schluck aus ihrer Teetasse. Der Tee erinnert mich an meine Mom. Meine Mom, die sich wahrscheinlich schon fragt, wo ich bleibe.
"Welcher ist heute?" Frage ich leise. "Hm ich glaube der 20. Warum fragst du?" Seth unterbricht sein Gespräch mit Al und sieht zu mir herüber auch die anderen sehen mich jetzt an.
"Weil." Mein Puls beschleunigt. "Meine Mutter..." Ich will garnicht daran denken.
Al runzelt die Stirn. "Wieso was ist denn mit deiner Mu-"
"Stimmt deine Mutter!" Kal steht auf und schiebt seinen Stuhl zurück. "Die wollten wir ja noch anrufen nicht wahr?"
Verwirrt icke ich ihn an. Ich verstehe nicht ganz was er meint. Ich weiß nur, dass meine Mutter wahrscheinlich schon die Polizei informiert hat.
Zwei Tage. Ich bin schon seit zwei Tagen weg. Ich habe 24 Stunden lang geschlafen. Ich stehe ebenfalls auf. Mein stuhl kippt nach hinten.
"Ja...ich sollte anrufen." Sage ich schnell und folge Kal aus dem Zimmer.
Sobald wir im Flur sind mache ich mich bon ihm los. "Was soll das?" Zische ich.
"Hm? Ich weiß nicht was du meinst."
"Oh doch das weißt du schon. Und jetzt erklär mir, warum ich neben..." meine Stimme wackelt, "...Wilk aufwache und nicht in meinem eigenen Haus in meinem eigenen Bett. Wer sind all diese Leute und WAS mache ich hier?"
"Ist okay." Sagt Kal ruhig. "Ich erklärs dir. Kommt mit."
Ich drehe mich um. Hinter mir steht Wilk und folgt Kal. Ich laufe ihnen hinterher.
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Schneewittchen
JugendliteraturAls Zahra nach dem Tod ihres Freundes in Depressionen verfällt, beschließen ihre Eltern und ihre Therapeutin über ihren Kopf hinweg, dass ein Standortwechsel das beste für sie ist. Kurz darauf findet sie sich im eiskaltem Kanada wieder. Noch schlimm...