Chapter 36

196 16 15
                                    

"Wo genau sind wir?", ich folge Wilk aus de Gebäude hinaus und blinzle in das helle Mondlicht, das uns draußen empfängt. Es tut so gut wieder frei atmen zu können.

"Das hier ist eine alte Forschungsanstalt", erklärt Wilk und nimmt mich an der Hand. Wir beide können vom jeweils anderen gar nicht genug Körperkontakt bekommen. Ich verschränke unsere Finger miteinander.

"Wieso ist sie geschlossen?" Wir überqueren den Kieshof und halten vor einem hohen Zaun mit einem Tor, es ist verschlossen.

"Früher wurden hier Menschenversuche von deutschen Legionärsärzten ausgeübt, die sich hier während dem zweiten Weltkrieg versteckt hielten. Als das rauskam, wurde die Krebsvorschungsanstalt, die später drin war geschlossen und das Gebäude an einen reichen Millionär verkauft, der so viele Gebäude hat, dass ihn das eine auch nicht kümmert."

"Austens Vater", sage ich und Wilk neigt zustimmend den Kopf.

"Glaubst du, du schaffst es über den Zaun?" fragt er.

Ich nicke, "Ich denke schon". Wilk hilft mir auf einen der Müllcontainer und ich lasse mich auf der anderen Seite des Zauns mehr oder weniger graziös herunterfallen. Wilk folgt mir elegant, reicht mir dann seine Jacke, damit ich nicht mehr so zittere und führt mich auf die heruntergekommene Asphaltstraße, an der sein Auto steht.

"Du kannst auf der Rückbank schlafen, während wir fahren, es dauert ein bisschen", seine Stimme ist so ernst und sein Blick schweift immer wieder zu der Wunde an meiner Wange. Dank seinem Blut und seiner Anwesenheit ist sie schon dabei sich zu schließen, doch trotzdem wird eine Narbe zurückbleiben, die für immer meine Wange verunstalten wird.

Ich weiß, dass Wilk nichts dafür kann, doch trotzdem gibt er sich die Schuld an allem.

"Wilk", sage ich und zwinge ihn mir in die Augen zu sehen, "Du hast mir das Leben gerettet. Zweimal. Und ich werde wohl nie die Chance haben das wieder gut zu machen. Also hör auf dir die Schuld zu geben. Es ist vorbei. Wir sind zusammen. Und uns geht es gut und das ist alles was wir uns erhoffen können und es ist alles was zählt."

Er atmet tief ein runzelt wütend die Stirn. "Ich...Ich habe alles falsch gemacht Zahra. Nur wegen mir bist du überhaupt in diese Situation gekommen. Ohne mich hättest du nicht diese..." er berührt meine Wange und in seinen Augen sehe ich all die Schmerzen und die Vorwürfe, die er sich macht.

"Ohne dich", ich nehme seine Hand und halte sie an der Wange fest, "wäre ich noch nicht einmal am Leben. Und das wäre irgendwie schade, denn dann könnte ich nicht das hier tun." Ich beuge mich vor und drücke meine Lippen auf seine. Und nach ein paar quälend langen Sekunden erwidert er den Kuss.

Ich schlafe sofort ein, auch wenn der Weg steinig und von Löchern durchzogen ist. Als ich wieder aufwache befinden wir uns auf der Autobahn. Draußen ist es immer noch dunkel und ich nehme mir die Zeit und betrachte Wilks Gesicht und wie die vorbeifahrenden Autos mit ihren Scheinwerfern Muster auf seine Wangenknochen malen.

"Na du Spannerin?" Wilk dreht sich leicht zu mir um und grinst als ich leicht erröte. Die Wirkung, die er auf mich hat ist die selbe geblieben. "Gut geschlafen?" fragt er und ich nicke und wickle die Decke enger um mich. Ich bin ausgeschlafen und meine Wunden sind verheilt, außerdem sitze ich mit dem Werwolf meiner Träume in seinem Wagen und er hat mich soeben vor den Bösen gerettet. Mein Superheld. Ich schlucke, denn Freudentränen scheinen mir gerade irgendwie unangebracht.

"Wohin fahren wir?" frage ich und blicke aus dem Fenster. Die Lichter einer entfernten Stadt malen den Himmel darüber in dunklen lila und grüntönen.

"Zum Flughafen", Wilk sieht wieder nach vorne, sein Kiefer ist angespannt. Er wartet auf meine Reaktion. Es ist kurz still. "Warum?", frage ich leise.

SchneewittchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt