2. - Der Tag, an dem es begann

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Ethan,

vor einem Jahr, 10 Monaten und 4 Tagen, verlegte man mein Klassenzimmer neben deines.
Du hast mich wieder erkannt und mit mir gesprochen.

Du hast dich mit mir unterhalten, als wäre ich normal. Als würden dich alle Gerüchte, die über mich im Umlauf waren, nicht interessieren. Als wäre es dir egal, wir die anderen über mich  herzogen, warst du für ein Gespräch bereit.

Wir haben bis Februar 2015 immer und immer wieder miteinander gesprochen.... stunden lang. Teilweise haben wir sogar unsere Schulstunden geschwänzt. Ich habe es genossen, Ethan. Deine Nähe tat mir gut, da du mich aufgebaut hast.

Doch jede Medaille hat zwei Seiten.

Die Leute haben geredet, Ethan. Sie behaupteten, wir würden eine geheime Beziehung führen oder auf der Schultoilette böse Dinge tun. Ich weiß nicht wieso, aber die Vorstellung gefiel mir sehr. Fast schon zu sehr.

Jede Nacht träumte ich von dir, und wie du mich berührst, deine weichen Hände über meine Taille streichen, deine Lippen meine Haut liebkosen und deine Augen mich betrachten, als wäre ich das schönste der Welt.
Ich habe mir vorgestellt, wir eine gemeinsame Zukunft haben würden und dass wir nach Unterrichtsschluss zusammen etwas unternehmen könnten.

Doch es waren eben nur Träume.
Einfache Hirngespinste.
Fantasiegebilde.
Unsinn.

Aber vergesse eins nicht Ethan. Du solltest  niemals die Menschen, die für dich alles aufgeben würden, vergessen.

Denn das hab ich für dich gemacht. Meine Noten gingen den Bach runter, weil ich mich lieber mit den Gedanken beschäftigt habe, dich wieder zu sehen, anstatt mich auf die Schule zu konzentrieren. Ich bin deshalb fast durchgefallen...
Ich habe meine Eltern wegen dir vernachlässigt und wurde immer zickiger.
Liebe macht eben Blind und Dumm. Man widerspricht sich und tut Dinge, die man hinterher bereut.

 Ethan, ich habe das Gefühl nicht ausgehalten.
Dieses Gefühl, wenn du mich angesehen hast und in meinem Bauch Flugzeuge Amok flogen.
Du schienst so glücklich, als wir uns begegnet sind. So unbeschwert und frei.

Doch warum hat sich das geändert?

Wieso brach alles ab?

Habe ich etwas falsch gemacht?

Bitte geb mir Antworten. Ich halte das sonst nicht mehr aus. Diese Ungewissheit, ist wie ein Messer, das immer weiter in mein Körper gedrückt und gedreht wird.

Meine Mutter hat mir ernsthaft geraten, dich zu vergessen. Ich sollte dich aus meinen Gedanken streichen.
Mein Vater hingegen, hat immer gesagt, dass ich nichts gegen die Liebe tun kann und nichts auf das Geschwätz meiner Mom geben soll.

Deshalb Ethan, werde ich dich nicht vergessen.
Ich werde dich weiterhin in meinem Herzen behalten, egal wie sehr es schmerzt!

Liliana

Memory'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt