13. Zusammenbruch

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Liliana Pov

Ich nahm alle Briefe an Ethan, und ging zu ihm. Ich las ihm alle vor.

Es waren mittlerweile zwei Wochen seit der Sache im Krankenhaus vergangen.

Als ich beim letzten Brief angekommen bin, konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten.

"Das ist der letzte Briefe an dich.

Ethan...
Mein Liebster.
Mein Leben.

Mein Freund.

Weißt du noch, wie ich damals gelitten habe? Als ich weinend vor deiner Tür stand.

So fühle ich mich jetzt.
Ich weiß nicht, wie ich jetzt ohne dich leben soll. Wie konntest du das tun? Wieso hast du mich zurück gelassen?

Und jetzt, ein paar Tage später stehe ich mit meinem Spitzenregenschirm, einem wunderschönen schwarz - grünen Kleid und der Halskette, die du mir mal geschenkt hast, auf dem Friedhof. Du bist aufgewacht, warst ein paar Minuten lebendig und dann bist du zurück ins Koma gefallen. Am gleichen Abend bist du gestorben.

Ethan Sallmann
* 15.03.1999
† 15.03.2016

Das sind die Starken im Land, die unter Tränen lachen. Ihr eigenes Leid verbergen und andere glücklich machen.

"Ethan. Du bist von uns gegangen. Dein Weg war zum Ende hin beschwerlich. Doch werden wir dich immer als den lebhaften Jungen in Erinnerung behalten. Du warst Sohn, Cousin, bester Freund und fester Freund. Du hast sie zurück gelassen, und doch wirst du immer in ihrem Herzen sein. Du wirst sie immer in deinem Herzen behalten. Da wo du jetzt bist, wird es dir wahrscheinlich besser gehen. Denn Gott zählte seine Engel und bemerkte, dass einer fehlte. So holte er ihn zurück."

Der Pastor sprach so viel. Das ist eines der wenigen Dinge, die ich wahrgenommen habe. Er war seriös. Fast schon ferngesteuert. Doch hatte seine Stimme etwas liebes und wehmütiges an sich. Als würde er bei jeder Beerdigung mitfühlen.
Eigentlich ein Widerspruch an sich.

"Und nun sprechen die Hinterbliebenen noch ein paar Worte um vorläufig Abschied zu nehmen. Denn der Glaube sagt uns, dass wir uns wiedersehen"

Deine Mutter sprach vor uns allen.
Sie sagte, das du wundervoll warst und sie dich immer lieben und nie vergessen wird.

Als ich vor trat, sah ich in die Augen deiner Mom. Verzweiflung, Unverständlichkeit, Liebe und Wut.

Meine Stimme zitterte bei den Worten, die ich sprach:
"Ethan. Deine letzten Worte an mich waren, ob ich dein Mädchen sein möchte. Ob du meine Antwort gehört hast, weiß ich nicht. Aber ich habe ja gesagt. -" ich schluchzte heftig "ich habe ja gesagt, weil ich dich liebe. Ich werde auch nie damit aufhören. Man kann zwei Menschen nicht trennen, die durch ihre Liebe verbunden sind. Deshalb Ethan, wird dich niemand vergessen. Dein Lächeln, deine strahlenden Augen und deine Umarmungen, die jeden getröstet haben. Man hat mich gefragt, wieso ausgerechnet du sterben musstest. Ich habe jedes mal das Gleiche geantwortet. Wenn man auf einer Blumenwiese steht, welche Blume pflückt man zuerst?", ich beendete meine Rede abrupt. Tränen liefen unerschütterlich über mein Gesicht

Ich brach erneut zusammen. Mein Kopf war voller negativer Gedanken.

Ich werde nie wieder lieben können.

Ohne dich wird nichts je wieder normal sein.

Ich kann nicht glücklich werden.

Deine Mutter kann mit der Sache nicht so gut abschließen, wie ich ihr wünschen würde.

Marie wird nicht großartig bestraft werden. Das sagt zumindest mein Anwalt.
Sie wird wahrscheinlich nur ein paar Jahre länger in der geschlossenen Anstalt verbringen müssen.

Das Verfahren gegen mich wurde sofort eingestellt.

Ich bin eigentlich frei. Doch fühle ich mich eingeengt und zerdrückt. Ich fühle mich, als wäre ich in einem Käfig eingesperrt und es wäre unmöglich zu entkommen.

Ich wünsche dir, dass es dir da, wo du jetzt bist, gut geht und du keine Schmerzen mehr hast"

Ich beendete die kleine Vorlesung und steckte alle Briefe in nummerierte Umschläge. Ich nahm sie und packte sie in einen Gefrierbeutel. Ich ließ sie auf seinem Grab liegen.
Ich möchte, dass die Briefe noch lange erhalten bleiben.

Ich raffte mich wieder auf und verließ den Friedhof.


Wie in Trance ging ich zu meinem Lieblingsort.

Ich konnte nicht aufhören, an ihn zu denken.

Ich weiß, dass ich ihn Jahre später immer noch nicht vergessen habe.

Denn ich liebe ihn, meine Nebelfee.

-Ende-

nach einer wahren Begebenheit

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