4. Der Tag an dem ich dich erneut hinter die Fasade blicken lies

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Ethan, wie schnell die Zeit doch vergeht.

Es ist fast ein Jahr her. Anfang März. Weißt du noch, als wir zusammen in diesem verdammten Aufzug stecken geblieben sind?
Ich habe eine halbe Stunde vor dem Lift auf dich gewartet, weil ich mit dir reden und dir meine Gefühle für dich offenbaren wollte.

Du weißt selbst, wie das geendet hat.
Ich habe es nicht getan.
Stattdessen haben wir eine Stunde darin fest gesessen und uns über alles mögliche unterhalten. Du hast mir deine schönsten Erlebnisse erzählt und ich dir meine.
Ich bin nur leider in mein altes Muster zurück gefallen.
Meine Therapeuten meinten immer, dass es eine zwanghafte Störung ist,
meine Kindheitsgeschichten zu erläutern und alles zu verdramatisieren. Oh gott, ich habe so stark übertrieben. Ich hasse mich dafür.
Du meintest doch, ich bräuchte einen wahren Freund. Einer der immer für mich da ist. Ich wollte immer, das du so einer bist. Ich dachte, du möchtest mir helfen. 

Diese verdammte Stunde. Ich nenne sie mittlerweile
'die Stunde, in der anfing alles den Bach runter zu gehen'

Denn hätten wir uns nicht so lange aufeinander gehockt, wäre es anders.

Ethan, wie oft haben wir ein Gespräch geführt? Du weißt wie es mir ging und geht oder? Mir wäre mittlerweile nichts lieber, als solche Unterhaltungen mit dir zu führen.
Anfangs dachte ich noch, wir hätten alle Zeit der Welt.
Doch Zeit ist vergänglich.
Irgendwann war es vorbei.
Die Zeit ist abgelaufen, wie bei einer Sanduhr.

Und als ich dich am meisten gebraucht habe, siehst du mich mit diesem kalten Blicken an. Kein Lächeln, kein Nicken, nicht mal ein "Danke" wenn ich irgendetwas tue, womit ich dir oder deinen Freunden geholfen habe.

Ethan. Ich hoffe, du bist nie wieder so mit einem Mädchen umgegangen.

Denn damit hättest du sie zerbrochen.

So wie du mich gebrochen hast.

Hast du meine Arme schon gesehen? Die tiefen Schnitte, welche hässliche Narben bilden werden? Die, die deinen Spitznamen oder das Wort 'Hilfe' bilden?

Hast du nicht, oder?

Du wärst die einzige Person gewesen, die das hätte verhindern können, doch jetzt ist es zu spät.

Zu spät für dich. Und zu spät für mich.

Vielleicht nimmst du mich ja jetzt anders wahr, als die Liliana von damals.

Bis irgendwann. Deine Lil ♡

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