Kapitel 6

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- Mac's POV -

„Was willst du jetzt noch von mir?" fragte ich genervt und ging weiter.

„Ich will, dass du dich von meinem Vater fernhältst verstanden? Lass mich und meine Familie in Ruhe!"

„Deine Familie und du, ihr interessiert mich absolut gar nicht. Ich mache meinen Job und das war's dann. Tut mir ehrlich Leid, dass du auf meine Schule gehst und mich jeden Tag sehen musst."

Gina sah mich aus ihren großen Augen geschockt und traurig an.

Sie schaute auf den Boden und trat von der Motorhaube weg. Ich schüttelte meinen Kopf, öffnete die Fahrertür und fuhr nach Hause. Gina war ein besonderes Mädchen, in ihrem Alter noch so unschuldig wie ein Kind. Irgendwas an ihr zog mich an, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Es war mein Beruf und wenn ich kein Geld sah, musste ich entsprechend handeln.

Zurück in der Villa, schloss ich das Geld in den Safe und zog mir die blutigen Klamotten aus. Claire war mit dem Kindermädchen im Zoo, meine Jungs alle arbeiten und Cat vermutlich noch im Bett. Mein Handy klingelte und ich sah Archers Nummer auf dem Display.

„Was kann ich für dich tun?" fragte ich.

„Ice und ich würden dich gerne sehen. Geht das?"

„Theoretisch schon."

„Was bedeutet theoretisch?" Archer klang genervt und ich musste grinsen.

„Ich bin nicht in der Stimmung dich sehen zu wollen, also wird das wohl leider doch nichts."

Ich legte auf und schmiss mich auf mein Bett.

- Archer's POV -

„Dieses verfickte Arschloch!" knurrte ich und fuhr mir durch die Haare.

„Was hat er gesagt?" fragte Ice leise und versuchte ihre Stimme normal klingen zu lassen.

„Er ist nicht in der Stimmung uns sehen zu wollen."

„Wie bitte?! Das ist unmöglich, das ist noch nie passiert! Wie kann er wiederstehen?" brachte Ice völlig verblüfft hervor und sprang auf. Ich lief in unserem Wohnzimmer hin und her und dachte nach. Sie hatte Recht. Sowas war noch nie passiert. Wir erreichten immer unser Ziel. Unsere Spezies bekam ausnahmslos, immer das was wir wollten.

„Ich fahre hin. Meine Stimme klingt wieder wie sie klingen sollte." Murmelte Ice und griff nach dem Autoschlüssel.

„Nein! Noch nicht. Deine Stimme ist unser Trumpf. Den dürfen wir noch nicht verspielen. Wer ist gestern mit ihm in seinem Zimmer gewesen?"

„Gina Miller. Die Tochter von einem seiner Kunden, der nicht zahlt. Es ist aber nichts passiert."

„Ist egal. Ich will sie. Bring sie mir." Knurrte ich und Ice nickte nur und ging.

Wenn es nicht auf die sanfte Tour ging, dann halt nur, indem ich andere mit hineinzog. Mac ist Ginas Leben wahrscheinlich nicht wirklich viel wert, aber sie hat das Potenzial ihn für uns zu gewinnen.

Wenig später öffnet sich die Tür und Ice und Gina kamen rein. Gina blickte sich unschlüssig um und riss ihre wirklich schönen Augen auf. Ich stockte kurz und musterte sie. Sie war auf den ersten Blick ein unscheinbares Mädchen, dass vor allem durch ihre wilden, leuchtend roten Haare auffiel, die exakt die Farbe meiner Augen hatten. Ihre Augen waren groß und grün und sie war klein und zierlich. Sie hatte definitiv etwas anziehendes.

Ich lächelte sie an und winkte sie zu mir. Sie zögerte nicht und kam auf mich zu. Also hatte es wirklich etwas mit Mac zu tun, denn bei allen anderen funktionierte es wie immer ohne Probleme. Gina streckte ihre Hände aus und griff nach meinen. Ich hob meine Hand und fuhr über die weiche, glatte Haut ihres Halses. Sie schloss ihre Augen und stöhnte wohlig. Ich grinste innerlich und biss mir auf die Lippen. Ihr Duft war unwiderstehlich.

„Warum will jemand wie du etwas von mir?" brachte sie mühsam hervor und zog meine Hand weg.

„Ich brauche deine Hilfe." Raunte ich und beugte mich zu ihr herunter.

„Was kann ich schon ausrichten?" murmelte sie und schaute in meine Augen.

„Du musst Mac dazu bringen mir zu vertrauen, triff dich oft mit ihm, ich weiß er findet dich anziehend."

„Mac? Er hat meinen Vater zusammengeschlagen. Ich glaube nicht, dass es glaubwürdig erscheint wenn ich mich an ihn ranschmeiße."

„Das ist mir egal, tu einfach, was ich von dir verlange. Verstanden?" sagte ich jetzt etwas energischer und trat einen Schritt zurück.

Sie nickte nur und wollte wieder meine Nähe. Sie kam auf mich zu und ich gab nach und empfing sie mit offenen Armen. Sie schmiegte sich an mich und ihr Geruch vernebelte meine Sinne.

„Archer."

Gänsehaut überzog meinen Körper und ich ließ Gina sofort los. Ice' Stimme brannte sich in meine Gedanken und ich fasste mir an den Kopf.

„Entschuldige, ich bringe sie wieder weg. Such dir jemand anderen. Du bist durstig." Sagte sie jetzt ruhig, kam auf mich zu und küsste mich auf die Wange. Ich nickte und inhalierte ihren kühlen, reinen Duft, der kein Verlangen in mir auslöste. Gina blieb still und folgte Ice nach draußen.

Ich lauschte auf die sich entfernenden Motorengeräusche und fuhr mit meiner Zunge über meine Lippen und die jetzt deutlich sichtbaren spitzen Eckzähne. Die Zähne bleckend verließ ich das Haus.

Der Durst brannte in mir. Es Wurde Zeit.


The Frost OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt