3. Freundschaft auf den ersten Blick

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Heyy Leute!!

Viel Spaß mit dem 3. Kapitel! Würde mich sehr, sehr über Votes und/oder Kommis freuen. 

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Verdammt, wieso musste mein Wecker genau heute nicht funktionieren. Ohne dem Müllauto, das mich um 7:15 aufgeweckt hatte, wäre ich nun nicht gerade dabei, um mein Leben zu sprinten. 7:15!! Um diese Zeit hätte ich eigentlich schon fertig angezogen frühstücken sollen.

Aber nein! Mein über alles geliebter Wecker hat sich eingebildet, dass heute der perfekte Tag war, kaputt zu gehen.

Zum Glück hatte ich mir gestern am Abend noch meine Anziehsachen hergerichtet, sonst wäre jetzt nicht einmal die minimalste Chance vorhanden, dass ich noch rechtzeitig in meiner neuen Klasse ankommen werde. Normalerweise war ich die Pünktlichkeit in Person, doch was kann ich dafür, wenn mein Wecker so ein Depp ist!

Jetzt rannte ich wie der letzte Volldepp auf der Hauptstraße entlang und probierte den Weltrekord im Sprinten zu brechen. Leider hatte ich nicht das Zeug zu einer Weltmeistersprinterin, wie ich nach wenigen Metern bemerkte

Ich kam lechzend nach Luft, mit einem Vogelnest als Frisur, an der Schule zum Stehen und meinen zuvor knitterfreien Pullover zierten nun viele wunderschöne Falten. Ich fragte mich, wofür ich mir gestern die Mühe gemacht hatte, ihn extra noch zu bügeln. 

„Yaeh! Besser kann der Tag doch nicht beginnen.", gab ich genervt und noch immer nach Luft schnappend von mir.

Ich hoffe, man hört aus meiner vor Freude triefenden Stimme, den Sarkasmus heraus. Das würde ich einmal einen perfekten ersten Eindruck nennen. 

Höchstwahrscheinlich glich ich mehr einer Vogelscheuche, als einem 17 Jahre alten Mädchen.

Ich wiederholte mein Motto innerlich: Augen zu, Lächeln aufsetzen, Müdigkeit ausblenden und Tag überstehen!

***

Schnaufend kam ich vor meiner neuen Klasse 7C an. Die graue trostlose Tür hob meine Stimmung, die durch meinen unerwünschten Morgensport schon im Keller war, nicht besonders. Doch was nimmt man nicht alles für eine gute Ausbildung in Kauf?

„So, Luce. Du holst tief Luft, machst jetzt die Türe auf und tust so als könnte dir nichts etwas anhaben.", probierte ich mir selbst Mut zu machen - was mir jedoch kläglich misslang.

Zögerlich klopfte ich an der Tür. „Herein.", ertönte eine streng klingende Stimme aus dem Klassenzimmer.

Ich setzte mein Lächeln auf und öffnete die Tür. Zusätzlich versuchte ich noch meine zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen, was sich als ziemlich schwierig erwies.

Gefühlte 100 Augenpaare blickten mir neugierig entgegen. Doch eines zog mich, ohne, dass ich etwas dagegen unternehmen konnte, in ihren Bann. So richtig umwerfende grüne Augen. Aber nicht so ein grün, wie die Augen von Harry Styles. Viel, viel schöner und das muss schon etwas heißen, denn seine Augen waren schon ein Blickfang.

Ich konnte mich gar nicht mehr von diesen Augen abwenden. Sie waren einfach wunderschön. Ich versank Wort wörtlich in ihnen und die Zeit schien stillzustehen. 
Doch plötzlich fing er an zu schmunzeln und riss mich somit aus meiner Starre.

Mir fiel erst jetzt auf, dass die ganze Klasse lachte. Ich brauchte ein bisschen, um zu realisieren, dass sie über mich lachten. 

„ Hallo, wärst du einmal so nett, und würdest mir deine Aufmerksamkeit schenken.", wandte sich die Lehrerin an mich.

„ Ähm, ja Entschuldigung.", gab ich peinlich berührt von mir und wäre am liebsten im Erdboden versunken. 

„ So, da ich jetzt endlich eine Aufmerksamkeit habe, kann ich nochmals von vorne anfangen. Das ist hier, wie du vielleicht schon erfahren hast, ist deine Klasse. Mein Name ist Frau Willnitz und ich bin dein Klassenvorstand. Den Stundenplan gebe ich dir morgen. Das einzige, was noch wichtig ist, ist zu erwähnen, dass diese Schule schlechte Disziplin und Unpünktlichkeit nicht duldet. Wenn du noch fragen hast, wende dich bitte an einen deiner anderen Mitschüler. Setzt dich bitte neben Selina. Selina hebe einmal bitte deine Hand."

Ein brünettes, sympathisch ausschauendes Mädchen hob die Hand. Sie hatte lockige schulterlange Haare und dunkelblaue Augen. Ich war froh, dass sie nicht 100 Tonnen Make-up auf ihr Gesicht gekleistert hatte. Ich konnte solche Mädchen nicht ausstehen. Natürlich ist jedem selbst überlassen, wie man sich präsentieren möchte, doch muss man denn gleich eine ganze Farbpalette auf sein Gesicht klatschen?

Kennt ihr das, wenn ihr eine Person zum ersten Mal seht, aber sofort wisst, dass ihr eine Freundin fürs Leben gefunden habt? Denn genauso ging es mir mit ihr.

Ich ging zu dem Mädchen, gab ein schüchternes „Hey" von mir und holte meinen Block aus meiner lilafarbenen Tasche. Mir fiel sofort auf, dass ich meine Schreibsachen vergessen hatte. „Verdammt", fluchte ich leise vor mich hin.

Doch anscheinend nicht so leise wie ich es mir erhofft hatte, denn meine neue Sitznachbarin fragte mich, was los sei.

„K-könntest du mir vielleicht einen Stift borgen?", fragte ich sie verhalten.

„Ja sicher. Aber im Gegenzug musst du mir ein paar Fragen beantworten.", antwortete sie mir mit einem strahlenden Lächeln. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass sie ein kleiner Sonnenschein war. 

„Okay, aber bitte nicht so eine wie: Welche Schminkmarke magst du am meisten? Mit so einer Frage kann ich leider nicht so viel anfangen."

„Du bist mir jetzt schon sympathisch.", begann sie und fing an leicht zu lachen, "Okay zunächst mal ein paar Basic-Fragen. Von wo kommst du? Wie alt bist du? Hast du Geschwister? Haustiere? Lieblingsfarbe? Lieblingssüßigkeit? Ich persönlich liebe alles mit Käse. Okay, weiter. Hast du einen Freund? Bist du noch Jungfrau? Wann hattest du deinen ersten Kuss? Wie stellst du dir deine Hochzei-"

„Woaw woaw, das reicht erst einmal. Wie kann so viel auf einmal aus deinem Mund kommen? Das ist unfassbar. Wann atmest du?", unterbrach ich ihren Redeschwall geschockt. Wie kann man bitte so viel auf einmal reden, fragte ich mich teils verwundert, teils beeindruckt. 

„ Ups, sorry. Das mach ich immer. Daran musst du dich gewöhnen. Sogar die Lehrer sind machtlos dagegen. Aber ich brauche Antworten! Sofort."

Ich lachte kurz auf und gab ihr ihre heiß ersehnten Antworten: "Dann werde ich deine Neugier einmal stillen: Ich bin hierher zu meiner Tante gezogen, weil meine Mutter jetzt auf Geschäftsreise ist und sie mich nicht alleine lassen will." Verdammt, kaum finde ich eine Freundin, ist das erste, was ich tue, sie anzulügen, dachte ich mir deprimiert. Dennoch fuhr ich fort. „ Nein, leider habe ich keine Geschwister, ich hätte aber gerne einen großen Bruder. Haustiere sind auch nicht vorhanden. Was war noch? Ach ja, ob ich einen Freund habe...nein ich habe keinen und ich glaube auch, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Ich denke, dass das auch deine nächste Frage beantwortet und wann mein ersten Kuss stattfindet steht noch in den Sternen."

„Das glaube ich dir nicht. Ich meine, schau dich an. Ich wette, dass du einfach nur alle Jungs abblitzen hast lassen.", erwiderte sie ungläubig.

„ Nein, das ist die nackte Wahrheit.", erwiderte ich zu ihrer Verwunderung. 

„ Mädchen, ich kann mir vorstellen, dass ihr euch kennenlernen wollt, doch bitte erledigt das nach der Stunde", wies uns Frau Willnitz scharf zurecht. 

Also, wenn es jetzt so weiter geht, dann war der Umzug doch nicht ganz so schlimm. Und um ehrlich zu sein, hatte ich sogar kurz das ganze Drama mit meiner Mum vergessen und mich wie eine normale Schülerin an ihrem ersten Schultag gefühlt. Aber das war ich nicht. Denn meine Mutter erwartete mich nun nicht zuhause und saß auf heißen Kohlen, bis sie mich ausquetschen konnte. Nein, denn von ihr gab es kein Zeichen. Denn mit jedem vergangenen Tag, vermisste ich sie mehr und mehr. Die Unwissenheit brachte mich innerlich langsam um.


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