Kapitel 5

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Nach einiger Zeit, auf dem Boden, die ich mit Heulen verbracht hatte, konnte ich die mit Schluchzern durchzogene Stille nicht mehr ertragen. Ich stand auf, legte die Hand auf den Türknauf, öffnete die Tür einen Spalt und spähte auf den leeren Flur. Ich atmete die angehaltene Luft geräuschvoll aus und schloss meine rettende Schutzmauer wieder. Ich nahm mein Handy, das ich gegen die Wand geschleudert hatte, und durchsuchte es nach Krazern oder gar Sprüngen im Display. Alles war noch ganz. Ich schaltete es ein und bemerkte die zwei verpassten Anrufe von Jessica. 'Wollte sie sich entschuldigen?'. Sie hatte mir eine Nachricht auf der mailbox hinterlassen und ich hörte sie ab.
"Hey Jan,ich i-ich...ich wurde wieder verarscht" ihr Jammern rauschte durch den Höhrer und traf mein Herz. "Wenn du das hier hörst, dann ruf zurück...bitte. Oder halt! Wenn du das hier hörst, dann bin ich wahrscheinlich schon auf dem Weg zu dir... ". 'Was?!?'. Ich sprang hektisch auf und ein Blick auf die Uhr verriet mir, das sie jeden Moment hier sein müsste."Also bis dann", ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und sie legte auf, als die Klingel gedrückt wurde und ich nach unten sprintete. Vor der Tür fuhr ich mir ein letztes mal durch die Haare und wischte über meine Augen, um die Tränen zu trocknen. Es hatte angefangen zu regnen, was der Situation die Dramatik verlieh, die gestärkt wurde als ich die Tür öffnete und das Häuffchen Elend vor mir sah. Ihre Augen waren rot verquollen und ihr Mascara hatte Spuren auf ihrem schönen Gesicht hinterlassen. Aufgelöst schaute sie mir in die Augen und schnaubte frustriert,"Lässt du mich auch irgendwann mal rein oder muss ich im Regen stehen bleiben?". Ich wich zur Seite und machte ihr Platz, damit sie das Haus betreten konnte.

In meinem Zimmer angekommen, warf sie sich aufs Bett und schniefte. Ich erwartete zwar keine Erklärung für ihr Verhalten, aber ein kleines 'Tut mir leid' würde sie doch wohl über die Lippen bekommen. Sie klopfte auf den freien Platz neben sich auf dem Bett und ich gehorchte braf.
"Was hat er gemacht?", fragte ich enttäuscht. "Er hat mich als Hure betittelt weil ich ihm von dem Kuss mit Mike erzählt habe", knurrte sie verächtlich. "Das meinte ich nicht, ich will wissen was er gemacht hat, um dich wieder rumzukriegen", korriegierte ich sie zaghaft. Entgeistert starrte sie mich an. Mit so einem Vorwurf hatte sie nicht gerechnet. "Was ist heute nur los mit dir?", schrie sie." Was mit MIR los ist?!", brüllte ich zurück.
"Ja! Du bist doch sonst nicht so! Du bist genauso ein Arsch wie er." Ich schnappte nach Luft, mit der Überlegung, ob ich jetzt lachen oder weinen sollte. Und schon prustete ich über ihre Wortwahl. Verdutzt und empört beobachtete sie meine Reaktion. Promt stand sie auf, rannte aus meinem Zimmer und knallte die Tür zu. Ich zuckte zusammen und beendete aprupt meinen Lachanfall. 'Wieso war sie so kompliziert?'. Meine gekränktes Ego meldete sich zu Wort, 'eigentlich müsste sie mir nach jener Aussage um den Hals fallen, schließlich hatte sie eine Schwäche für Arschlöcher! Sven war der wandelnde Beweis dafür. Und nicht zu vergessen dieser Mike, der typische Macho, der vor kurzem Jessi mit einem Kuss überumpelte. Hätte ich sie auch küssen sollen ?'

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