Kapitel 9

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Ich ließ mich in einen der Stühle sinken und mein Blick schweifte weiterhin durch das Zimmer, sog jedes Detail auf, das er erfassen konnte. Die Wand hinter Severus' Schreibtisch war noch immer so kahl und die Regale sprudelten über vor Zaubertrankzutaten. Seine Leidenschaft zu den Tränken hatte sich scheinbar in keinster Weise gemindert. Die Regale waren aufgeräumt, entstaubt und sortiert, sodass man alles auf den ersten Blick fand. Wahrscheinlich hatte es ziemlich lange gedauert, denn wenn Severus anfing herum zu experimentieren machte er sich weder die Mühe die Gläser zurückzustellen, noch die Zutaten in irgendeiner Weise geordnet zu halten.

Die Erinnerung an alte Zeiten war noch stärker, als zuvor in den Gängen Hogwarts. Vielleicht lag es daran, dass ich in diesen Räumen die schönsten Stunden meines Lebens verbracht hatte in den Armen des Mannes dem mein Herz gehörte und der sich nun auf den Stuhl vor mir fallen ließ. Dabei wölbte sich sein schwarzer Umhang etwas und eine Haarsträhne viel ihm über die tiefschwarzen Augen, die durch ich hindurch und in mein Inneres zu schauen schienen.

Vor mir hatte er ein Tablett abgestellt mit einem Brötchen und Orangensaft. Dankbar lächelte ich ihn an und er strahlte zurück. Verlegen nahm ich das Brötchen und aß schweigend, während ich darauf baute, dass er zuerst die Stille unterbrechen würde. Als dies jedoch nicht geschah - scheinbar wollte er mich aufessen lassen, höflich wie er war - brach ich selbst das Schweigen: „Also, wie meinen Sie sollte ich am besten mit den anderen Schülern umgehen?" Er überlegte kurz, starrte an mir vorbei auf die Wand hinter mir, wie er es schon immer getan hatte. „Naja, ich bin mir selbst nicht ganz sicher. Die älteren Schüler fühlen sich stark an den Tod von Albus erinnert. Für sie ist es deutlich schwerer, doch auch die Kleinen scheinen sehr daran zu nagen haben. Du musst wissen, Minerva hat sich als Schulleiterin sehr für die Jungen eingesetzt und viele neue Dinge in ihren Lehrplan gebaut, um ihn interessanter zu machen. Außerdem haben sie es sich angewöhnt nicht zu ihren Hauslehrern, wie die Älteren es tun, zu gehen sondern zu ihr, wenn sie Probleme haben und Minerva hatte nie etwas dagegen."

Ich lächelte traurig. Das klang sehr nach der Minerva, die ich kannte. Liebreizend, höflich und immer für alle Schüler offen. „Ich denke also Sie sollten etwas finden, das sowohl die Jungen als auch die Alten erreicht. Etwas, das sie alle anspricht und ihnen hilft.", fügte er hinzu. Ich nickte langsam, trank etwas von dem Saft, der vor mir gestanden hatte. Eine ganze Weile saß ich wie erstarrt auf dem Stuhl, das Glas noch immer in der Hand und dachte fieberhaft nach. Die Wand hinter Severus zog meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich und ich suchte sie ab, als hoffte ich dort die Antworten auf all meine Fragen zu finden.

„Machen Sie sich keinen Kopf. Damals bei Albus haben Sie es auch geschafft ohne wirklich zu wissen, was Sie sagen wollten.", sagte Severus aufmunternd. Er hatte recht. Als Dumbledore gestorben war hatte ich einfach dort gestanden und mir alles von der Seele geredet. Vielleicht war es genau das gewesen, das den Schülern Mut gemacht hatte. Das man auch mir die Trauer ansehen konnte und ich dennoch die Kraft hatte vor ihnen zu stehen und meinen Mut an sie weiterzureichen, auch wenn die Worte unüberlegt waren.

Aber jetzt wusste ich auch, dass ich vor sie treten und reden würde. Damals hatte ich es nicht gewusst. Damals war es ein Reflex gewesen, der mich gestärkt hatte. Heute würde es nicht so sein. Heute hätte ich die Chance mir die Worte zurecht zu legen, doch ich tat es nicht. Stattdessen verbrachte ich meine Zeit damit Severus anzusehen und in alten Zeiten zu schwelgen. Ich erinnerte mich an unseren Ausflug zum See, die verstohlen Blicke während des Unterrichts und auch während der Mahlzeiten. Ich erinnerte mich daran, wie ich nachts zu ihm schlich, immer mit der Angst Filch, Mrs. Norris oder einem Mitschüler, der sich ebenso wie ich unerlaubt auf den Gängen befand, zu begegnen. Ich erinnerte mich an Leyni's fragenden Blicke jedes Mal, wenn ich von ihm zurückkehrte oder auch an die von Draco, Pansy oder anderen Slytherins. Ich erinnerte mich an die Woche, als er alte Freunde besuchte und mich im Schloss zurückließ. Ich erinnerte mich an jedes Gespräch, jede Berührung, jedes Gefühl.

All das fühlte sich an, als wäre es gestern gewesen.



Heyho Freunde!

Das war jetzt ein Kapitel mit 729 Wörtern. Findet ihr das zu kurz? Oder zu lang? Oder perfekt? Übrigens herzlichen Dank an die treuen Leser, die immer fleißig kommentieren und Voten. DANKE! <3

Bis dahin, gehabt euch wohl

~Schokokekschen <3


Verbotene Liebe 2 (Severus Snape - FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt