Kapitel 1

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Bis zu diesem einen verhängnisvollen Tag, an dem alles von vor begann...

An eben diesem Tag saß ich in meiner Wohnung. Die Wohnung, die nie ganz zu meinem Zuhause geworden war, sondern nur ein Dach über dem Kopf. Ich hatte mir in den zwei Jahren, die ich nun ohne Zauberei lebte, kein neues Leben aufgebaut. Die meiste Zeit verbrachte ich damit in meiner Wohnung auf der Fensterbank zu sitzen und nach draußen zu sehen. Außerdem hatte ich mich auch nicht bemüht diese Wohnung, in der ich mich nun befand, einzurichten. Alles, was man hier entdecken konnte waren ein Schrank, ein Bett - im Grunde eher ein Gestell als ein Bett -, eine Küche - also in meinem Fall einen Kühlschrank, einen Backofen und eine Mikrowelle – und mein Bad. Das Zimmer, in dem sich hätte ein Wohnzimmer befinden sollen, stand leer, aber dennoch war es der Raum, den ich am öftesten betrat, denn hier befand sich die Fensterbank, von der aus ich zu dem kleinen Wald hinschauen konnte. Während ich gedankenversunken aus dem Fenster starrte, aber nicht wirklich etwas sah, bemerkte ich nicht, wie etwas großes dunkles in meine Richtung flog. Erst vom dem lauten Poltern des kleinen Körpers, der mit voller Geschwindigkeit gegen die zuvor äußerst saubere Fensterscheibe geflogen war, ließ mich aufschrecken. Die Eule, deren Gefieder dick aufgeplustert war, saß in dem Schnee auf der Fensterbank und knabberte an dem weißen Rahmen des Fensters. Dann klopfte sich mit ihrem Schnabel gegen die Scheibe und bittete somit um Einlass. Verwirrt öffnete ich das Fenster und die Eule flatterte kreischend in die Wohnung. Es war ewig her, dass ich eine Eule gesehen hatte und dann auch noch eine der Eule, die die Briefe der Zauberer brachten. Ich hatte gedacht, dass ich nie wieder einen Brief aus der Welt bekommen würde, die ich hinter hatte lassen wollen. Dennoch ließ ich die Eule neben mir Platz nehmen und vorsichtig löste ich die Brief von ihrem Bein. Als ich ihr erneut das Fenster öffnete um sie hinaus zulassen blieb sie beharrlich sitzen, als würde sie darauf warten wollen, dass ich einen Antwortbrief an ihr Beim heftete. Seufzend schloss ich das Fenster und machte mich daran den Brief zu öffnen.

Liebe Esila,

ich möchte die herzlich bitten zurück nach Hogwarts zu kehren und dort einer Feier beizuwohnen. Diese Bitte ist mein letzter Wunsch, denn du warst es, die verhindert hat, dass ich in Trauer versunken bin. Deshalb halte ich es für angebracht, dass du sowohl den Schülern als auch den Lehrern erneut hilfst. Vielleicht werden sie durch dich gestärkt. Ich hoffe es inständig.

Ich habe vor einiger Zeit diesem Brief einem Kollegen gegeben, der ihn im Falle des Falles an dich weiterleiten soll, denn ich bin nun nicht mehr in der Lage es selber zu tun. Somit hoffe ich, dass du die Vergangenheit außer Acht lassen kannst und zu uns zurückkehrst.

Ich zähle auf dich,

Minerva

Entsetzt ließ ich den Brief sinken um ihn dann wenige Sekunden später erneut zu lesen. Wenn ich den Brief richtig deutete, dann war Minerva... tot? Aber das war nicht möglich. Sie konnte nicht tot sein. Auch wenn ich mit diesem Teil meines Lebens hatte abschließen wollen, so war sie eine der wenigen gewesen, die mir auch jetzt noch sehr am Herzen lagen. Es konnte nicht wahr sein. Minerva konnte nicht gegangen sein. Der zweite Schulleiter in weniger als drei Jahren. Langsam zog ich die Knie an meinen Körper und umklammerte sie fest mit beiden Armen. Es war nicht gelogen. Niemand würde eine solche Lüge erzählen. Minerva war nicht mehr hier auf der Erde. Sie war nun bei Albus Dumbledore. Bei demjenigen, dem sie den größten Respekt gezollt hat und um den sie so bitterlich geweint hatte. Und nun hatte jemand mir diesen Brief zukommen lassen. Diesen Brief von ihr, den sie noch vor ihrem Tod geschrieben hatte in der Hoffnung ich würde zurückkehren und dasselbe für die Schulgemeinschaft tun wie damals, als kein anderer es konnte. Aber damals war ich anders gewesen. Mein Leben war schöner gewesen. Damals war Severus bei mir. Severus... Das war das erste Mal seit einigen Monaten, dass ich an ihn gedacht hatte. Und dieser Gedanke schmerzte unglaublich. Alles, was passiert war, schlummerte wie ein Monster tief in meinem Innern. Es wartete nur darauf, dass eine alte Wunde erneut aufgerissen wurde und es freie Bahn hatte alles zu zerstören, was sich in seinem Umfeld befand. Aber konnte ich den Wunsch von Minerva wegen meiner eigenen Gefühle missachten? Könnte ich für eine Zeit lang mich selbst in den Hintergrund rücken und stattdessen helfen? Würde ich in der Lage sein zu helfen, obwohl ich selber gebrochen war?

Ich saß eine Weile auf der Fensterbank, vergoss leise Tränen, verzweifelt und verwirrt, bis mein Entschluss endlich feststand. Den letzten Wunsch Minervas an mich würde ich nicht ausschlagen. Egal welchen Schmerz es mir zufügen wird. Ich werde zurück nach Hogwarts kehren und tun was ich kann, damit die Schule zusammen hält.

Entschlossen, aber dennoch mit zitternder Hand schrieb ich mit einem Stift, der neben mir auf der Fensterbank gelegen hatte meine Antwort auf denselben Brief.

Ich werde kommen und tun, was ich kann. Erwartet mich in zwei Tagen.

Esila Davis

Ich wusste nicht an wen ich den Brief adressieren sollte, also schrieb ich keinen Namen darüber. Wahrscheinlich ging er an den neuen Schulleiter, doch da ich nicht wusste um wen es sich dabei handelte beließ ich es dabei. Seufzend knotete ich den Brief wieder an das Bein der Eule, die auf kreischte, als sei sie froh endlich weiter fliegen zu dürfen. Sie flatterte durch das Fenster davon und ich starrte ihr nach, bis sie nur noch ein kleiner Punkt am Horizont war.

In meinem Schlafzimmer lagen unzählige Kleidungsstücke auf dem Boden. Ich hatte nie viel Wert auf Ordnung gegeben, doch seitdem ich Hogwarts verlassen hatte, hatte sich dieser Zustand deutlich verschlechtert. Da ich ebenfalls nicht wusste wie lange man von mir erwartete, dass ich dort blieb, packte ich Kleidung und anderes für ungefähr eine Woche ein. Länger hatte ich nun wirklich nicht vor zu bleiben.

Gerade als ich fertig war und begann mich zu fragen, wie ich überhaupt zum Schloss kommen sollte, hörte ich ein lautes Poltern von draußen. Neugierig ging ich zu meiner Fensterbank zurück, um aus dem Fenster zu sehen. Dort draußen aus dem kleinen Wald lugte ein stattlicher Thestral zwischen den Bäumen hervor. Ich konnte ihn sehen, während die Personen in den Wohnungen über und unter mir wahrscheinlich nicht einmal in dessen Richtung schauten. Er passte sich fast perfekt den Schatten der Bäume an, sodass er auch für die, die den Tod gesehen hatten mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit unsichtbar blieb.

Es war so lange her, dass ich ein magisches Geschöpf, abgesehen von einer Eule, gesehen hatte, dass sich mir ein glückliches Lächeln auf die Lippen schlich. Ja, ich freute mich tatsächlich darauf zurück nach Hogwarts zu gehen, auch wenn es nur ein kurzer Besuch sein würde. Ich freute mich, auch wenn die Trauer und der Schock über Minervas Tod tief saßen. Ich freute mich, obwohl ich Severus wiedersehen musste. Ich freute mich, obwohl dort so vieles geschehen war, dass ich gerne rückgängig machen würde.

Ich freute mich.


Heey Leute!

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten! Feiert schön :*

Bis dahin, gehabt euch wohl

~Schokokekschen <3


Verbotene Liebe 2 (Severus Snape - FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt