Kapitel 10

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„Esila...", setzte Severus an, nachdem wir beide lange Zeit geschwiegen hatten. Ich sah auf und erblickte die alt bekannte Vertrautheit, die Wärme in seinem Blick. In diesen Blick, in diese sonst so kühlen Augen hatte ich mich verliebt. Seine Augen sagten mehr als tausend Worte es hätten tun können. Aus der Wärme sprach seine Liebe; die Liebe, die er mir unwiderruflich geschworen hatte. Die Liebe, die ich ihm mit Freuden entgegengebracht hatte. Die Liebe, die trotz der Geheimhaltung und Diskretion gehalten hatte. Die Liebe, die alles war für mich und ihn. Die Liebe, die ihn und mich zu einem Wir, einem Eins geformt hatte. Er gab mir mit einem Blick all das, was ich mir die ganze Zeit über gewünscht hatte. Von diesen Augen hatte ich geträumt. Nacht für Nacht.

Ich öffnete den Mund, um genau das zu sagen. Zu sagen, dass meine Liebe über all die Zeit hinweg stand gehalten hat; dass ich bereit bin zu vergessen, was geschehen ist; dass ich wieder ihm gehören wollte. Aber als er fast im selben Moment erneut zu reden ansetzte, schwieg ich und lauschte seiner melodischen Stimme und seinen leisen Worten: „Das, was damals war... Ich habe dir weh getan, ich habe das getan, von dem ich versprochen hatte es niemals zu tun. Ich... Es wäre verständlich, wenn du mir nicht verzeihen könntest. Ich würde es verstehen, weißt du? Aber..." Ich hörte das kaum merklich Zittern seiner Stimme, sah die Unsicherheit in seinem Blick, spürte die Verlegenheit in der Luft, die zwischen uns zu pulsieren schien. Jetzt war der Zeitpunkt, an dem ich ihn unterbrach: „Ich kann nicht vergessen, was geschehen ist, genau wie du es nicht ungeschehen machen kannst. Aber wir können daran arbeiten. Gemeinsam." Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch sie war fest. Ich wusste, was ich wollte, brauchte. Ich wusste, dass ich ihn für immer verlieren würden, wenn ich jetzt nicht handelte.

Severus starrte mich an und seine dunklen Augen wurden mit einem Mal groß, als er die Bedeutung meiner Worte verstand. Ich sah ihm an, dass er nicht davon ausgegangen war eine solche Antwort zu erhalten. Eine kurzes Glitzern ließ seine Augen heller scheinen, wenn auch nur für den Moment. Kurz schien er wie erstarrt, dann jedoch, als er sich gefangen hatte stand er ruckartig auf, ging um den Tisch, der zwischen uns stand und ließ sich schließlich vor mir auf die Knie fallen. Er nahm meine Hände und ein wohliges Kribbeln durchzog meinen gesamten Körper. Sein Blick war fest auf mich gerichtet, Freude, doch noch immer Unsicherheit lagen darin. „Esila... Ich danke dir, dass du mich nicht aufgibst.", hauchte er. Ich glitt von meinem Stuhl vor ihn auf den Boden. „Hast du mich jemals aufgegeben?", fragte ich lächelnd.

Als Antwort darauf löste er eine Hand von meiner und strich damit sanft ein widerspenstige Haarsträhne aus meinem Gesicht. Dabei berührte er nur mit den Fingerkuppen meine Wange und doch schickte diese Berührung einen Blitz durch meinen Körper, der tausende Gefühle und Erinnerungen wachrief. Ich atmete leise aus und wurde leicht rot, als er mich daraufhin lächelnd ansah. „Ich habe das vermisst...", flüsterte ich kaum hörbar, doch er war mir so nah, dass er es deutlich hörte. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich darauf gewartet habe, dass du endlich wieder bei mir bist.", murmelte er und legte nun die ganze Hand an meine Wange. Eine rechte Explosion an Gefühlen durchflutete meinen Körper.

Eine Weile saßen wir so da, sahen uns an, seine Hand man meiner Wange und meine Hände in seiner anderen. Mit den Augen fuhr ich die Konturen seines Gesichts nach, faszinierte uns an einen Ort, der hell und bunt war. Eine Wiese voller Blumen und Glück. Ein Lächeln umspielte meine Lippen und auch seine Mundwinkeln zuckten glücklich in die Höhe. Die Zeit ohne ihn hatte mein Herz zerbröckelt ohne, dass ich es gemerkt hatte. Erst jetzt, wo die dünnen Stricke, die es noch zusammenhielten, stärker und fester wurden spürte ich, wie unglücklich und kaputt ich all die Zeit war. Seine Finger fuhren sanft meine Gesichtszüge nach, während ich schweigend die Berührungen genoss.

Irgendwann schloss ich die Augen und lauschte den Worten, der Bedeutung, die er in seine Bewegungen legte. Deshalb spürte ich seine Stirn ehe ich sah, dass er mir so nah gekommen war. Er legte sie an meine und als ich die Augen erneut aufschlug sah ich direkt und ohne Umwege in die dunklen, fast schwarzen Augen des Mannes, der mein Herz geraubt, liebkost, zertrümmert und schließlich erneut geraubt hatte. Diesmal war ich es, die sich zuerst bewegte. Langsam, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen führte ich meine Hand zu seiner Wange, legte sie zaghaft dort an, wo ich den Kieferknochen spürten konnte. Sanft zog ich ihn an mich heran.

Als unsere Lippen sich berührten war es anders, als all die Küsse, die wir zuvor ausgetauscht hatten. Dieser war weich, unsicher, fragend. Und doch war er schön, schöner als alle anderen. Ich konnte seine Frage deutlich spüren, als unsere Lippen aufeinander trafen.

Der Kuss währte nicht lange, doch es genügte um etwas klarzustellen, dass bisher keiner von uns gewagt hatte zu sagen.

„Ich liebe dich.", flüsterte er.

"Ich liebe dich.", flüsterte ich.



Verbotene Liebe 2 (Severus Snape - FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt