Prolog [überarbeitet]

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Prolog

Abgesehen von dem zierlichen quengeln des Babys, dass Lucy in ihrem Arm hielt, herrschte Stille im Raum. Sie lag in einem Bett, unter ihr gleich mehrere Kissen und in ihren Armen ihre erste Tochter. Ihr ganzer Stolz und das wohl wertvollste in ihrem Leben.

Neben dem Bett standen noch drei weitere Personen, und sie alle betrachteten die kleine, die nach den Strapazen der Geburt nun langsam zur Ruhe kam. Zu ihrer linken stand Paul, ihre erste und einzige große Liebe und der Vater des kleinen Würmchens, das sich gerade aus seiner Decke zu schälen versuchte. Abwesend schaute er auf das kleine Mädchen und eine Träne der Erleichterung rann über seine Wange.

Auf der anderen Seite stand Grace, ihre Tante und zugleich engste Vertraute. Sie trug einen weiten Pullover, der ihre schöne Figur versteckte. In den letzten Monaten hatte sie alle glauben lassen, sie erwarte ein Kind, während Lucy sich vor allen versteckt hatte. Alles, für diesen Moment.

Paul kniete sich neben das Bett und strich dem Kind über die Haare. Dabei richtete er sich an Lucy: „Lucy, du weißt, wir haben nicht mehr viel Zeit! Grace muss so schnell es geht mit ihr ins Krankenhaus und wenn die Geburt dann erst einmal bekannt wird, können wir nicht mehr hier bleiben.“ Seine Stimme zitterte und Tränen stiegen in seine Augen. Diesmal jedoch waren sie von Trauer erfüllt. Auch Lucy begann zu schluchzen, als ihr erneut klar wurde, was die Geburt bedeutete und was sie nun aufgeben muss.

„Wann – wann glaubst du, ist der beste Zeitpunkt?“

„So schnell wie möglich.“ Er seufzte. „Am besten, noch heute Nacht! Morgen früh werden die ersten Besucher aus London kommen. Und wahrscheinlich auch einige Wächter. Wir wissen noch immer nicht, ob Glenda-“ Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick klingelte das Telefon im Nebenzimmer. Man hörte nicht viel von dem Gespräch, aber einen Augenblick später kam ein Mann ins Zimmer.

„Glenda hat vor etwa einer Stunde entbunden. Es ist ebenfalls ein Mädchen. Charlotte ist gesund und eine typische Montrose. Es scheint alles wie geplant zu laufen!“

Lucy und Paul sahen sich glücklich an. Alles war glatt gegangen und ihr Plan würde aufgehen.

Die Hebamme hinten im Raum fing gerade an, ihre Utensilien zusammenzupacken und holte dabei eine Geburtsurkunde heraus. Die Nachricht über das andere Kind schien sie gar nicht wahrgenommen zu haben.

„Nun Gut. Eigentlich ist ihre Tochter am Abend des 7. Oktobers geboren.“ Überlegte sie, als Paul das Wort ergriff.

„Ich danke ihnen für ihre tatkräftige Unterstützung und vor allem, dass sie sich bereit erklären ein solches Risiko für uns einzugehen!“ Dabei schüttelte er ihre Hand und ein kleines Röllchen mit Pfundnoten wechselte den Besitzer.  „Wir haben ihnen ja bereits erörtert, in welch grausige Sekte wir hineingeboren wurden und das Kinder, die an einem 7. Oktober geboren wurden, als Satanswerk zählen. Mein armer Bruder leidet noch heute unter dem, was man ihm als Kind angetan hat und unter keinen Umständen möchte ich, das meinem Schatz etwas ähnliches widerfährt!“

Die Hebamme nickte besorgt. „Das verstehe ich. Ich finde es lobenswert von ihnen, dass sie sich so für das Wohl ihrer Tochter einsetzen. Dennoch ist der Zeitpunkt ihrer Geburt bedenklich. Sie hätte eigentlich erst in einigen Wochen zur Welt kommen sollen! Wie versprochen ändere ich den Zeitpunkt. Aber ich muss darauf bestehen, dass sie so schnell wie möglich zur genaueren Untersuchung in ein Krankenhaus fahren.“

Alle Anwesenden nickten, bevor sie fortfuhr.

„Ich trage dann also den 8. Oktober um 0 Uhr 28 als Geburtszeit ein. Und die Namen der Eltern sind?“

„Grace und Niclas Shepherd“, sagte Paul mit einem leichten Zittern in der Stimme. Die Hebamme nickte und schrieb die Namen auf die Urkunde.

„So, und zu guter Letzt brauche ich den Namen der kleinen. Wie soll sie heißen?“

„Gwendolyn.“, sagte Lucy. „Gwendolyn Sophie Elizabeth Shepherd.“

Zwei Pärchen auf der Titanic (Rubinrot-Titanic FF, in ÜberarbeitungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt