Kapitel 6

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doris71 gewidmet, weil sie eine meiner treuesten Folower ist. Danke!

Als ich den Stall betrat, war ich überwältigt. Er war riesengroß, hell und modern. In den meisten Boxen standen wunderschöne Pferde. Die anderen Boxen waren leer. Die Pferde wurden wohl gerade geritten oder standen auf den Weiden rund um das Internat.

Ich ging weiter in den Stall hinein, als ich hinter der Tür einen großen offenen Raum sah. In dem Raum stand ein großer schwerer Holztisch. Um ihn herum standen einige dazu passende, rustikale Stühle. Ich entdeckte Annabell und Vivien auf einigen der Stühle sitzen und ging zu ihnen rüber. Auf einigen der anderen Stühle saßen auch bereits ein paar der Schüler.

,,Hey, ist das hier so etwas wie ein Klassenraum?" fragte ich Annabell und Vivien. ,,Ja so etwas in der Art." antwortete Vivien und Annabell ergänzte: ,,Wir treffen uns halt hier vor jedem Reitunterricht oder besprechen hier irgendwas." Ich nickte und setzte mich auf den Stuhl neben die beiden.  Auch Maya betrat den Raum und setzte sich zu uns. Langsam betraten immer mehr Schüler den Raum, auch der Junge aus dem Flur setzte sich auf einen Stuhl. Danach betrat ein Lehrer und zwei Lehrerinnen den Raum. Der Mann war wohl so um die vierzig Jahre alt, die eine Lehrerin war etwas älter und hatte ihre grauen langen Haare hochgesteckt. Die andere Lehrerin war viel jünger und lächelte die Klasse an.

Der Mann räusperte sich und sagte:  ,,Willkommen im neuem Schuljahr. Ihr habt mit dem letzten Zeugniss eure neuen Leistungsklassen erfahren und wir erwarten, dass ihr euch anstrengt. Die Neuen unter euch werden von Fr. Jones unterrichtet und dann gegebenenfalls an einen von uns" er zeigte auf sich und die alte Frau ,,weiter empfohlen".

,,Und jetzt holen alle ihre Pferde. Außer die Neuen, die bleiben ersmal hier" sagte die junge Frau. Daraufhin gingen fast alle Schüler aus dem Raum. Nur ich und zwei andere blieben im Raum sitzen. Ein Junge und ein Mädchen.

,,Sehr schön" sagte sie und sah uns begeistert an.  ,,Also kommt mal mit, ich zeige euch Beiden euer Pferd. Denise, du kannst ja schon mal dein Pferd holen. Wir treffen uns auf dem Reitplatz vor dem Stall in einer Stunde".

Wir traten aus dem Raum und gingen die Stallgasse entlang bis hin zu einer geräumigen Box, in der ein braunes Pferd stand. ,,Skyla, das ist Pepper. Sie ist eine 16 Jährige Hannoveraner Stute und ist eine ganz liebe.  Ihr Sattel und ihre Trense liegen in der Sattelkammer. Wenn du Hilfe brauchst, ich bin gleich da hinten" sie deutete auf die andere Seite des Stallgebäudes und ging mit dem Jungen zu seinem Pferd. Auch die anderen Schüler putzten gerade ihre Pferde und ich nahm das Halfter, das an der Box hing. 

Pepper guckte mich neugierig an und schnaubte. ,,Hey Pepper" begrüste ich sie und streckte ihr meine Hand hin, um sie daran schnuppern zu lassen. Dann zog ich ihr umständlich das Halfter über und band sie vor der Box an, wo sie ganz ruhig stehen blieb.

In der Sattelkammer standen viele Schränke, an dennen ein Namensschild und manchmal auch Bilder von Pferden hingen. Ich suchte Peppers Schrank und fand ihn an der anderen Seite der Sattelkammer. Ich ging hinüber und öffnete ihn. Eine schwarze Trense hing an der Innenseite der Tür. Im Schrank selbst hing ein schwarzer Sattel, daneben waren einige Fächer, in denen Krimskrams und zusammengelegte Abschwitzdecken lagen. Unter dem Sattel lag ein brauner Putzkasten, den ich raus nahm und neben Pepper stellte. Ich fing an sie zu putzen und sie schien es zu genießen.   Sie war wirklich eine ganz süße.  Als ich fertig war, holte ich Sattel und Trense. Die Trense hängte ich erstmal an die Boxenwand und legte den Sattel auf ihren Rücken. Mit der Trense war ich überfordert. Ich wusste zwar ungefähr wie die drauf soll, aber nicht wie genau ich sie verschnallen muss.

Ich suchte Fr. Jones um sie zu fragen, wie ich Pepper auftrensen sollte. Sie stand bei dem anderen Jungen und half ihm bei dem Sattel.

,,Können Sie mir gleich bei der Trense helfen?" fragte ich sie.

,,Ja natürlich" sagte sie und schnallte noch den Sattel fest. Sie nahm mir die Trense ab und ging zurück zu Pepper. Fr. Jones erklärte mir ausführlich, wie ich Pepper auftrensen musste und kontrollierte noch den Sattel, der etwas zu weit hinten lag.  Als ich fertig war, ging Fr. Jones wieder zurück zu dem Jungen, um auch ihm beim auftrensen zu helfen.

Während ich darauf wartete, dass auch der Junge fertig  wurde, streichelte ich Peppers Hals und sie schien es zu genießen.  Sie durchsuchte meine Taschen nach Leckerlies, fand aber keine, woraufhin sie mich erwartungsvoll ansah.

Fr. Jones und der Junge, der einen Fuchs führte, kamen auf mich zu. Sie bedeuteten mir, ihnen zum Reitplatz zu folgen. Pepper folgte mir brav und suchte weiterhin ein Leckerlie in meinen Taschen.

Der Reitplatz war einer der kleineren auf dem Hof. Dennoch war er gross genug und schön gepflegt.  Das Mädchen, das mit uns in dem Raum gesessen hatte, stand bereits mit ihrem Pferd in der Mitte des Reitplatzes. Wir stellten uns mit ausreichend Abstand neben sie und warteten, dass uns die Lehrerin beim Aufsteigen half. Ich machte schon mal die Steigbügel  runter und zog den Sattelgurt noch etwas fester. Fr. Jones kontrollierte den Gurt nachdem sie dem Jungen geholfen hatte und zog ihn noch etwas fester. Danach half sie mir aufs Pferd und schnallte die Steigbügel ein Loch länger. Dann ging sie weiter zu dem Mädchen mit dem schwarzen Pferd.

Pepper ging brav hinter dem anderem Pferd her. Das schwarze Pferd war aufgeregt und tänzelte leicht, als das Mädchen aufstieg. Doch als sie oben war, ging das Pferd brav hinter uns her.

Die Reitlehrerin zeigte uns diese Reitstunde einige Hufschlagfiguren und gab uns Tipps, wie wir auf dem Pferd am besten sitzen sollten. Es gab viel zu beachten, doch Pepper nahm es gelassen. Auch wenn ich Fehler machte, sah sie darüber hinweg und lief brav weiter. Am Ende der Stunde durften wir sogar schon eine Runde traben.

 Ich strahlte über das ganze Gesicht, als ich Pepper zurück zu ihrer Box führte.  Sie war ein tolles Pferd. Ein Traumpferd und ich durfte sie reiten. Nachdem ich Pepper in die Box gebracht hatte, streichelte ich sie noch eine Weile. Dann ging ich aus der Box, um zum Essen zu gehen.  Ich zog die Boxentür zu und verschloss sie. Einige der anderen Schüler sattelten gerade ihr Pferd ab und striegelten es. Durch die geöffnete Stalltür sah ich, dass es draußen bereits dunkel wurde. Im Licht der Lampen sah man die Pferde dampfen. Es war ein schöner Anblick, so friedlich. Doch ein Wiehern durchbrach die Stille. Kurz vor dem Ausgang sah ich das wiehernde Pferd. Es war ein graues, fast weißes Pferd, das mit gespitzten Ohren in seiner Box stand. Es hörte auf zu wiehern  und guckte mich erwartungsvoll an. Ich blieb kurz stehen und lächelte das Pferd an, dann trat ich aus dem Stall ins Freie.

Es war kühl geworden und ich fing an zu frösteln. Schnell ging ich in das Schulgebäude, wo mich eine wohlige Wärme empfing.
Die Angst, beim Reiten zu versagen, ist dank Pepper verflogen.

Reitinternat LehmannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt