2(Du bist zuhause!)

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Langsam öffnete ich die Augen. Ich saß in einem Auto. Schläfrig stellte ich fest, dass es hell war. Auf meinem Schoß lagen meine gefesselten Hände. Langsam drehte ich meinen Kopf. Ich schrie auf weil neben mir Jon saß. Der Schrei kam aber nur gedämpft raus, da über meinem Mund Klebeband war. Wir fuhren durch einen Wald. Da fiel es mir wieder ein Jon hatte mich betäubt und zum Auto geschleppt.

„Gut geschlafen Li?" Ich ließ meinen Kopf gegen die Scheibe sinken und schloss die Augen. „Wenn ich dir das Klebeband ab mache versprichst du mir dann nicht zu schreien?" fragte er und ich nickte. Vorsichtig löste er mit einer Hand das Klebeband. Ich quiekte kurz vor Schmerz. Dann sagte ich leise: „Danke" er nickte und sagte: „Los erzähl was"

Ich atmete tief durch und fragte: „was machst du mit mir?" „Nichts schlimmes" sagte er lächelnd. „Das ist nicht dein Ernst." Stöhnte ich. Er lachte und sagte: „Du hast keine Angst. Warum?" „Hab schon schlimmeres erlebt!" gestand ich ihn und mir. Er sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf und sagte: „Will nicht darüber reden" er nickte.

Langsam versuchte ich meine Hände auseinanderzuziehen. Das Klebeband gab nicht nach. „Bringt nix süße" sagte er und grinste boshaft. „Lass mich doch einfach frei." Sagte ich mit sanfter Stimme. Er schüttelte ernst den Kopf.

Als wir auf einer Landstraße hielten verband er mir die Augen. Ich wollte ihm auf keinen Fall zeigen, wie sehr ich Angst hatte. Kurz später hielt er an. Ich hörte wie er ausstieg und zu mir kam. Er öffnete die Tür und hob mich hoch.

Langsam nahm er mir die Augenbinde ab und stellte mich auf den Boden. Wir standen in einem Wald vor einer Kleinen Hütte. Er packte mich am Arm und zog mich auf sie zu. Anstatt mich wie erwartet in sie zu ziehen, führte er mich um sie herum zu einer Luke am Boden. Er holte einen Schlüssel aus der Hosentasche und bückte sich.

Ich nutzte die Gelegenheit, trat ihn zu Boden und rannte weg. Da meine Hände immer noch gefesselt waren kam ich nicht weit. Ich stolperte und ging zu Boden. Kurz später war er über mir und sagte wütend: „Das wird dir noch leidtun!" Bevor ich was erwidern konnte hatte er mich gepackt, hochgehoben und über die Schulter geworfen. „Lass mich runter!" schrie ich immer wieder und hämmerte mit meinen gefesselten Händen gegen seinen Rücken.

Vor Wut schnaubend trug er mich wieder zurück zur Luke, die er schon geöffnet hatte. Es erinnerte ein bisschen an einen Gully. Doch es war sauber und roch nicht. Er setzte mich ab und befreite mich von der Fessel. „Runter da" sagte er streng. Ich zögerte kurz. Doch als ich sein wutverzerrtes Gesicht sah, kletterte ich in das Loch. Unten angekommen stockte mir der Atem. Es war ein kleiner abgerundeter Raum. Gegenüber der Leiter war eine Wand mit einer schweren Stahltür. Jon kletterte runter und schloss die Luke. Ich konnte nichts mehr sehn weil es stockdunkel war.

Plötzlich ging eine helle Energiesparlampe an. Er ging an mir vorbei und schloss die Tür auf. Mit einem kleinen Kopfzeichen deutete er mir, dass ich weitergehen soll. Vorsichtig ging ich durch und kippte fast um. Der Raum war relativ groß. Er wurde beherrscht von einem Doppelbett aus Metallstangen. Das Kopfteil war verschnörkelt und ungefär einen Meter hoch. Auch bei diesem Raum waren die Wände und die Decke abgerundet. Alles war in Türkis und weis gehalten.

Scheiße! Woher kannte er meine Lieblings Farbe. Am Ende des Raumes war wieder eine Tür. Er schloss die erste Tür ab und kam auf mich zu. Sofort ging ich einen Schritt zurück. „Li. Dir wird es gut gehen!" sagte er streng. „WAS? SPINNST DU. DU BIST KRANK VERDAMMT KRANK!" schrie ich den Tränen nah. „Schrie mich nicht an!" sagte er scharf. „ICH SOLL DICH NICHT ANSCHRIEEN? JON LASS MICH GEHEN! BRING MICH NACH HAUSE UND NIEMAND WIRD DAVON ERFAHREN!" schrie ich noch lauter.

Er öffnete seinen Gürtel und zog ihn aus den Schleifen. „Du bist zuhause!" sagte er und warf ihn aufs Bett. Ich schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Erst als ich seinen heftig gehenden Atem spürte öffnete ich sie wieder. Er sah mich direkt an und sagte sanft: „Ich bin bereit dir eine letzte Chance zu geben. Wenn du ruhig bleibst und dich entschuldigst, vergesse ich alles was du dir heute geleistet hast."

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