1. Akt: Die geheimnisvollen Frau

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Kapitel 2 – Von Frauen, Büchern und Likören

Ich hatte gewartet, bis Judith Leery mein Büro verlassen hatte. Dann schüttelte ich lächelnd den Kopf, als ich mein Büro betrachtete. Ein Lampenschirm aus Scherben und diese Frau hat ihn noch nicht einmal schief angesehen. Ein unrasierter Typ, dessen Hände zu schwitzen beginnen, wenn er keine Zigarette im Mund hat und sie hat all diese kleinen Anzeichen von Nachlässigkeit übersehen, auch den stoppligen Bart und die ungeordnete Frisur.

Ich lachte, solche Frauen traf man normalerweise nicht bei Tage. Jetzt wusste ich jedenfalls, dass sie bei Licht nicht zu Staub zerfielen.

Ich zog meinen Mantel über und den Hut tief ins Gesicht. Er hielt den kalten Wind etwas ab und sorgte dafür, dass es den Passanten schwer fallen würde, in meine Augen zu blicken. Ich mochte das einfach nicht. Jeder Passant ist ein potentieller Zeuge.

War ich am Morgen noch mit der Tram in mein Büro gekommen, konnte ich mir nun ein Taxi leisten, denn es gab jemanden, dem ich eine Spesenrechnung aufmachen konnte.

Die Fahrt dauerte nicht lange und brachte mich zu der Bibliothek, die Judith mit zuvor genannt hatte.

Ich erhoffte mir nicht viel von diesem Besuch, doch es war der einzige Anhaltspunkt, der im Firth-Fall wenigstens halbwegs etwas zu taugen schien.

Ich trat ein und schlenderte durch entlang der übermannshohen Regale, ohne wirklich etwas zu suchen, zu sehen oder zu erwarten.

*

In der Bibliothek wirkte Sam eher wie ein verdächtiger, als ein unauffälliger Kunde. Er schlenderte viel zu schnell an den Regalreihen entlang, als dass er auch nur einen Buchrücken hätte lesen können.

Was er suchte, wusste er selbst nicht genau. Er wandte sich bald hier hin und bald dort hin und je länger er sich in dieser Gebäude aufhielt, um so unsicherer wirkten seine Blicke.

Er streifte durch verschiedene Abteilungen, und den großen Lesesaal, vorbei an Studenten, die nach Antworten und älteren Damen, die verlorene Liebschaften in Büchern suchten. Es war nicht viel Betrieb an diesem Vormittag und kein einziger Mann, auf den Judiths Beschreibung gepasst hätte, war anwesend.

Langsam wurde es auffällig, dass Sam kein einziges Buch in die Hand nahm, nur herum lief und unauffällig, unter der Hutkrempe heraus die Menschen beobachtete.

Er hatte weder Mantel und Hut ausgezogen, was andeutete, dass er gar nicht vorhatte, es sich in der Bücherei gemütlich zu machen. Er gab ein seltsames Bild ab, neben all den älteren Menschen und Studenten, die sich in Sesseln oder an Tischen niedergelassen hatten und studierten oder träumten. Man sah ihm an, dass Sam nicht wirklich vorhatte, seinen Verstand auf ein Buch zu konzentrieren. Sein Verstand war auf etwas anderes ausgerichtet.

Sam bemerkte, dass eine junge Dame forschen Schrittes auf ihn zu kam. Der enge, schwarze Rock wirkte adrett, wie auch die weiße, bis oben zugeknöpfte Bluse. Sie trug flache Schuhe, was zu einem watschelnden Gang führte, den Sam bei Frauen nicht mochte und einen Mann leicht als Polizisten erkennbar machte. Es war der Gang, den Menschen erlernen, die in ihrem Job viel laufen müssen. Er ist energiesparend, langsam und wirkt ungemein lächerlich.

Die Brille, die auf der Nase der Dame ruhte, über die die hell geschminkten Augen hinweg sahen, Sam anstarrten und nicht besonders höflich dreinschauten, wiesen die Frau eindeutig als eine Mitarbeiterin der Bibliothek aus.

*

Die Frau, die auf mich zu kam, sah nicht aus wie eine gewöhnliche Bibliothekarin, die in meiner Vorstellung immer faltig und mit wirrem Haar hinter Tische saßen und wie eine hängengebliebene Langspielplatte „Ruhe!" oder „Keine Getränke!" krächzen. Ich glaube einen guten Blick für Frauen zu haben und ich glaube, einen guten Draht zu Frauen zu haben.

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