Das hier würde schwieriger werden, als ich es angenommen hatte.
Nicht nur, dass es das erste Mal war, dass ich mit einem Opfer zusammenleben würde, sondern auch wegen Rick.
Er war sehr verschlossen und es viel mir schwer ihn zu lesen.
Er überraschte mich.
Schon allein damit, dass er überhaupt zugestimmt hatte. Dabei war ich fest davon ausgegangen, dass er ablehnen würde.
Ich hätte es ihm nicht übel genommen.
Wirklich nicht.
Wer, wie ich, aus so einem Milieu kam, Dinge getan, gesehen und gehört hatte, die sich kein normaler Mensch vorstellen konnte, der lernte, dass man keinem Menschen trauen konnte.
Und vor allem, dass man besser keinen Fremden in seine Wohnung lassen sollte.
Rick war Polizist, hatte wohl jeden Tag mit solchen Typen wie mich zu tun und trotzdem schenkte er mir soweit Vertrauen, dass er mich hier wohnen ließ.
Arglos und wohl nur, weil er seinem Kumpel traute.
Und damit ausgerechnet dem Falschen...
Sein wohl bester Freund, der aber alles dafür tun würde, Rick tot zu sehen, damit er an seine Frau kam.
Und er ahnte nicht mal etwas davon, was es irgendwie noch bitterer machte, als ohnehin schon.
„Dein einziges Kind?", fragte ich ihn, als er irgendetwas hinter seinem Rücken schnell in ein anderes Zimmer brachte.
„Ja, Carl ist unser einziges Kind bisher. Lori ist allerdings Schwanger, also wird es wohl bald wieder etwas mehr Leben hier geben", meinte er im anderen Zimmer und ich kniff meine Lippen zusammen.
War sie schwanger von ihm oder von Shane?
Wusste Shane es?
„Walsh weiß das?", fragte ich weiter, strich über ein Regal und musterte die DVD-Sammlung von ihm.
Schritte und Rick stand hinter mir, sah mich zweifelnd an und nickte.
„Natürlich. Er ist mein bester Freund", erwiderte er, „Hast du jetzt Hunger oder nicht?", grinste er und ich schluckte.
Deshalb wollte Walsh Rick aus dem Weg haben.
Rick nahm an, dass Kind wäre von ihm und Walsh dachte es sei seins und seine Frau.
Rick war ein Hindernis, denn diese Frau würde Rick bestimmt nichts von der Affäre erzählen wollen.
Also musste er weg.
Schnell und lautlos, ohne Spuren, ohne Zeugen.
„Ähm...klar", murmelte ich und schenkte ihm kurz einen durchdringenden Blick, versuchte irgendetwas zu erkennen, aber er war so verschlossen.
Alles was ich sah, entsprach nicht dem Bild, welches er mir vermittelte.
Wenn selbst seine Kleidung im Widerspruch mit seinem Job stand...was würde sich in seinem Leben dann noch widersprechen?
Ich wollte es nicht, aber er machte mich neugierig.
Rick ging in die Küche, meinte, dass ich mich ruhig umsehen sollte und das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
Im Flur entledigte ich mich meiner Schuhe und meiner Jacke, dann lief ich die einzelnen Räume ab, suchte nach etwas, was man präparieren könnte und fand es auch.
Zahnpasta.
Eine Dosis mit der Spritze eingeführt und das Problem hätte sich in einigen Tagen von selbst gelöst und er würde nichts merken.
Das wäre die schnelle Variante und da dies im Moment mein einziger Anhaltspunkt war, setzte ich es in die Tat um.
Mit einer dünnen Nadel stach ich in die geöffnete Tube und spritzte etwas der durchsichtigen Flüssigkeit in die cremige Substanz.
Es würde dauern, bis er an der Stelle ankam.
Vielleicht ein oder zwei Tage.
Lang genug, dass er nicht mich damit in Verbindung bringen würde.
Es war aber auch nicht genug, dass er daran starb.
Warum tat ich das eigentlich?
Das war nicht ich.
Ich erstach oder erschoss jemanden, während ich ihm in die Augen sah.
Das war mein Job.
Aber nicht dieses Feige hier...
Jemanden hinterrücks vergiften, während man ihm noch ins Gesicht lächelte.
Aber ich brauchte das Geld.
Wir brauchten das Geld...
Ich könnte sonst die Kosten für sie nicht mehr tragen, nur deshalb machte ich diese Arbeit...
Ich lief weiter, entdeckte neben dem protzigen Bad auch ein großes Schlafzimmer, einen Abstellraum und einen Keller, sowie Dachboden.
Vom Wohnzimmer führte eine Tür direkt in den großen Garten.
Durch die Dunkelheit erkannte ich nicht viel, aber ich hörte Wasser plätschern und Bäume im Wind rauschen.
Obwohl er in so einer Gegend wohnte, wo es nur reiche und angesehene Leute gab, sah man dies dem Haus nicht an.
Es war alles schlicht gehalten.
Selbst der Fernseher war klein und nicht das neueste Modell.
Das Sofa schon seit Jahren eingesessen und die Schränke und Regale hatten wohl auch schon besser Zeiten gesehen.
Er hatte Geld, aber er zeigte es nicht und das war schon mal etwas, was mir wohl oder übel gefiel.
Er war nicht arrogant oder von sich eigenommen, wie mein Auftraggeber und ich konnte nachvollziehen, warum der Neid auf Rick so groß war.
Rick lebte den typisch amerikanischen Traum.
Ein eigenes Haus, in einer wunderschönen, kindgerechten Gegend, mit einer hübschen Frau, die jetzt auch noch schwanger war und seinem Sohn.
Was wünschte man sich im eigenen Leben mehr, als das?
Es war perfekt und Walsh wollte das haben.
Aber glaubte er wirklich, dass er einfach nur Rick aus dem Weg räumen müsste und diese Lori würde freudeschreiend in seine Arme springen?
Ich bezweifelte das arg, denn auf den Bildern mit ihm machte sie mir nicht den Eindruck, dass sie Rick nicht lieben würde.
Und in jeder Beziehung gab es schwierige Zeiten.
Vor allem, wenn man ein Kind hatte und auch noch eins erwartete...
Shit, ich sollte darüber gar nicht nachdenken, denn das war nicht meine Sache.
Ich hatte hier nur meinen Auftrag zu erfüllen und dann zu verschwinden.
Mehr nicht.
Aber Gedanken ließen sich nicht so einfach abstellen.
Gott sei Dank war ich hier aber nicht alleine und Rick hatte ein gutes Timing, denn ich hörte, wie er nach mir rief.
Mit einem letzten Blick auf eins der Bilder auf dem Regal über dem Fernseher, ging ich zu ihm in die angrenzende Küche.
Es roch lecker und erinnerte mich daran, wie lange mein letztes Essen schon her war. Oder wann ich das letzte Mal etwas Selbstgekochtes gegessen hatte.
Fuck, das war schon mindestens drei Jahre her...wenn nicht sogar noch länger...
Es gab einfache Nudeln mit Soße, doch es hatte noch nie köstlicher für mich gerochen, als gerade eben und so setzte ich mich und sah mich in der Küche um.
Wasserflaschen neben dem Kühlschrank, leicht zu präparieren.
Er ließ den Kochtopf oft außer Sicht, auch noch eine Möglichkeit...
Er lebte Gefährlich und wusste nicht mal etwas davon.
„Ich hoffe, es schmeckt. Bin etwas eingerostet", sagte er, als er sich ebenfalls setzte und mir die Schöpfkelle für die Nudeln reichte.
„Gerade würde ich alles essen", antwortete ich und lud mir einen großen Berg auf, bevor ich mir etwas Soße nahm.
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Kill Me If You Can
FanfictionSein Job: Menschen töten. Damit verdient Daryl Dixon seinen Lebensunterhalt. Kein einfacher Job, aber besser, als überhaupt kein Geld zu verdienen und auf der Straße zu leben. Der guten Seite hat er schon lange den Rücken gekehrt, denn er weiß, dass...