Einige Tage nach dem aufwühlenden Treffen mit Ares, hatte ich mich etwas beruhigt. Natürlich war mir die Situation nicht gleichgültig, doch ich gab die Hoffnung nicht auf, dass der Krieg bald zu Ende sein könnte. Denn schon seit fast einem Jahr gab es keine Vorfälle mehr, die eine Streitigkeit ausgelöst hätten. Jede Fee hielt sich an die Regeln, sodass ich glaubte, dass eine Vereinigung nicht aussichtslos sein könnte. Es würde nur Vorteile haben, wenn sich Louloúdi und Dásos wieder als ein Volk sehen. Wir hätten dann wieder die Möglichkeit, die leckeren Magnolien zu ernten, die nur im Gebiet von Louloúdi wuchsen.
Gerne würde ich diesen Vorschlag meinem Vater übermitteln, doch gab es eine viel zu starke Barriere in mir, die mich daran hinderte. Wenn ich darüber mit meinem Vater sprechen würde, würde er sofort ahnen, dass es mir um mehr als die Magnolien ging. Sollte er herausfinden, dass Ares und ich uns liebten, käme es nie zu einem Frieden. Eher würde mein Vater dafür sorgen, dass Louloúdi für immer ausgelöscht wäre.
Ich befand mich in einem Wechselbad der Gefühle. Die Hoffnung wollte ich nicht aufgeben, doch dann bemerkte ich, dass es keine Hoffnung und Zukunft für Ares und mich gab. Besonders jetzt, nachdem ich erfahren hatte, was Ares Vater für ihn bestimmt hatte, macht mir das große Bauchschmerzen. Wenn ich daran dachte, dass er Rhea küsste und mit ihr eine Blume teilte, da stieg mir die Galle hoch."Gaia, du machst noch zu viel Basilikum in den Topf rein."
Meine kleine Schwester beobachtete aufmerksam mein Hantieren am Kessel und riss mich aus meinen Gedanken, um zu verhindern, dass der Kräutereintopf nicht mehr schmeckte.
"Danke, Themis. Du hast unser Essen gerettet", bedankte ich mich bei ihr und gab ihr einen feuchten Kuss auf die Wange.
"Bitteschön. Irgendeiner muss ja aufpassen", sagte sie frech. Themis war erst neun Jahre alt, doch hatte sich jetzt schon ein viel zu vorlautes Mundwerk angelegt.
Ich hörte auf das Basilikum mit meiner Magie in den Eintopf zu werfen und verfeinerte das ganze mit einer kleinen Portion Moos. Mit einem kleinen Holzlöffel kostete ich den Kräutereintopf und rief meine Familie zum Essen. Wir ließen uns unter einem großen Baum nieder und aßen unsere Suppe, während wir uns über die letzten Tage unterhielten. Alles war harmonisch wie immer.
Doch plötzlich flog einer der Offiziere ein, mit einem angeketteten Mann und unterbrach die Harmonie. Der junge Mann gehörte nicht zu unserem Volk, dass erkannte man zusätzlich an einer kleinen Markierung am Handgelenk. Wir aus Dàsos haben einen kleinen Baum am Handgelenk und die aus Louloúdi eine kleine Blume. Obwohl die Völker recht überschaubar waren, sahen es Ares und meine Eltern als notwendig an, dass ein Zauber dafür sorgte, dass ein kleines Zeichen die jeweiligen Handgelenke schmückte. So konnte man hundertprozentig zuordnen wer in welchem Clan lebte.
"Mein Herr, meine Männer und ich haben diesen Eindringling hier gefunden", sprach er meinen Vater an. "Er verweigert sich mit uns zu sprechen, deswegen konnten wir nicht herausfinden, was er hier zu suchen hatte."
Einen kurzen Moment überlegte mein Vater, dann teilte er dem Offizier mit, dass die anderen auf den Eindringlich aufpassen sollten, während zu einem Rat gerufen wird.
Dann ging alles ganz schnell. Meine Eltern, der Offizier und andere Ausgewählte des Volkes versammelten sich und besprachen wie es weitergehen würde.
Nach diesem Urteil, konnte ich eine Zukunft mit Ares vergessen, dessen war ich mir sicher. Alle aus Dásos versammelten sich an der gleich Stelle, an der Hemeras Vermählung stattfand. Jedoch war diese nicht mehr festlich dekoriert. Nein, zwei Feen flogen einen Holzpfahl ein und stellten diesen in die Mitte der Grünfläche ab. Dieses Prozedere hatte ich bis jetzt nur ein einziges Mal miterlebt, in einem Alter von fünf Jahren. Wenn der Pfahl aufgestellt wurde bedeutete das eine Hinrichtung. Der Spion würde heute noch sterben.
Ohne Zeit zu verlieren, hielten sie den Feenmann mit einem Zauber an dem Pfahl fest und eines der Truppenmitglieder, in diesem Fall Eros wie ich erkennen konnte, nahm seine Position ein um ihn zu töten. Eros würde mit seiner Magie den Mann zu Tode bringen. Denn nur Mitglieder der Truppe kannten den Zauber, der anderen Menschen das Leben kosten würde. Und sollte jemand den Zauber ohne Befehl meines Vaters nutzen, würde dieser geköpft werden.Es kam mir vor, als würde das ganze Volk die Luft anhalten.
Plötzlich rief ein Mädchen in meinem Alter ganz laut "Stop!" und stellte sich vor den Eindringling.
DU LIEST GERADE
Kristallklarer Morgentau
FantasyEin Streit zwischen zwei Feenstämmen und Gaia steckt mittendrin. Schon seit unzähligen Jahren brandete der Streit um das Land im Wald erneut auf und sie verliebte sich ausgerechnet in den Feenjungen, der ihr am meisten verboten war. Zwei verfeindet...