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Ich lag wach auf meinem Bett und schaute an die Decke. Heute war Dienstag, heute besuchte mich Skylar und wollte, dass ich von Ezra erzählte. Was sollte ich ihr sagen? Ich überlegte und suchte nach den richtigen Wörtern um zu beschreiben was zwischen uns lief. Es war gar nicht so einfach. „Penelope! Kommst du was essen?", rief Mum von unten aus der Küche. „Ja ich komme!", rief ich zurück. Es roch nach Spaghetti mit Tomatensoße. Auf unserem großen Holztisch standen schon zwei Teller bis zum Rand gefüllt. „Mhh Spaghetti. Wie lecker", murmelte ich. Mum lächelte zufrieden. Ich gab ihr einen Kuss auf die Back, dann haute ich ordentlich rein. Mum erzählte von ihrem Tag und das sie wieder arbeiten geht. „Oma kommt morgen um ein bisschen auf dich zu acht.", erklärt sie, ergänzt aber schnell noch ein: „Ich weiß das du keinen Babysitter brauchst und alt genug bist um alleine klar zu kommen. Ich fühl mich einfach nur wohler wenn ich weiß das du nicht alleine bist, schließlich wurdest du am Hirn operiert und das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen."

„Schon gut Mum. Ich freu mich wenn Oma kommt, schließlich hab ich sie schon ewig nicht mehr gesehen. Es gäbe zwar schönere Anlässe als das sie drauf achten soll, dass ich drei mal täglich vier verschiedene Pillen aller Art schlucke.", sage ich und sie lacht.

Gegen halb zwei kam Sky. Wie erwartet trug sie eine Hot-Pens, ein Top und Vans. Ihre blonden Haare hingen ihr offen über die Schultern und gingen bis zu ihrem Hintern. Ich war nicht so gestylt. Meine Haare waren wie immer zu einem Dutt zusammen gestummt, ich trug eine sehr kurze Jogginghose und ein enganliegendes einfaches Top ohne Aufdruck. „Heey! Du siehst gut aus Süße. Gar nicht mehr wie eine Tote, obwohl du doch eigentlich ein Engel bist.", begrüßte sie mich. Ich umarmte sie. „Ja ger. Ich sehe klasse aus." Wir lachten. „Komm rein!", sagte ich, während ich vor der Tür weg ging. Elegant glitt sie über die Schwelle und warf sich auf das Sofa. Die Wohnung von mir und meiner Mum war wie ihre Wohnung. Skylar war eh mehr meine Schwester als meine Freundin. Auch wenn es biologisch nicht so ist und wir äußerlich das genaue Gegenteil von einander sind- ich meine sie hat blonde und ich schwarze Haare und ihre Augen sind blau und meine dunkel braun- kommt es doch weniger auf das Äußere an als auf das Gefühl. Und das stimmte. „Hi Miss Maher", schrie Sky." „Hallo Skylar Schatz" Leicht nervös warf ich einen Blick in Richtung Mum. „Sky wollen wir hoch gehen?", fragte ich sie. „Wieso?", fragte sie verwundert. Ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu und formte lautlos: „Mutterohren in der Küche" Sie kicherte: „Ach so. Du willst also schon anfangen zu erzählen". „Je früher wir anfangen, desto früher ist das Verhör vorbei.", lachte ich und drehte mich zur Treppe. Ich war schon auf der ersten Stufe als ich merkte, dass Sky immer noch auf dem Sofa saß und sich nicht bewegt hatte. „Kommst du endlich? Oder willst du doch nichts über Ezra hören?", fragte ich sie. Sie streckte ihre Hand in meine Richtung: „Trag mich", bat sie. Ich schnaubte, ging aber doch zurück zum Sofa und zog sie mit einem heftigen Ruck auf die Füße. Aus der Treppe, als wir aus Hörweite meiner Mum waren, fragte sie: „Ezra also?" Ich verdrehte die Augen und ging einfach weiter. Oben ließ ich mich auf mein Bett fallen und gähnte. „He nicht einschlafen! Die Engel warte.", beschwerte sie sich. „Ja ja ist ja gut.", ich setzte mich wieder auf und Sky hockte sich neben mich. „Also ich bin ganz Ohr.", sagte sie und schielte mich mit einem schiefen Grinsen an. „Was willst du wissen?", fragte ich um Zeit zu schinden und zu überlegen was ich ihr wie sagen soll. „Einfach alles." Gott war sie neugierig, aber ich kannte sie nicht anders. „Okay. Lass mich kurz überlegen. Das erste Mal gesehen hatte ich ihn im Krankenhaus. Ich hatte mal wieder von Dad geträumt. Wir waren auf dem Spielplatz in unserer alten Straße, den mit dem coolen Klettergerüst. Erinnerst du dich?", frage ich sie. Kurz überlegte meine Freundin, nickte aber doch und ich erzählte weiter. „Er stand an den Schaukeln und hat mein 5-jähriges ich beim Spielen im Sandkasten zugeschaut. Es hat mich verwirrt und ich wusste, dass er nicht in meinen Traum gehört. Als ich mich umschaute waren meine Eltern weg und er stand vor mir. Ich hatte mich verändert, bin wieder ich geworden nur das ich ein Kleid anhatte. So ein Weißes langes total engelmäßiges. Er hat mir seinen Namen gesagt und dann wurde ich wach und er war weg. Es war irgendwie gruselig, dass er meinen Namen kannte. In der nächsten Nacht sah ich ihn wieder. Diesmal erzählte er mir mehr von der anderen Seite. Es war interessant das alles zu erfahren und überraschte mich, dass er mir alles von seinem eigenen Leben nach dem Tod erzählte. Wir fanden heraus, dass ich die Umgebung der andern Seite beeinflussen kann. Ich brauchte uns an einen Strand und wir....", fing ich einen Satz an, doch Sky unterbrach mich: „An einem Strand. Am besten noch mit Picknickdecke unter Palmen und ein Sonnenuntergang hinter einem türkiserem Meer?" Sie kannte mich einfach zu gut. Sie wusste genau was ich unter einem perfekten Date im Sommer verstand. Ich wurde rot da ich mich ertappt fühlte. „Nicht im ernst. Jetzt fehlt nur nocht das ihr euch geküsst habt.", lachte sie. Ich wurde noch röter und Sky hörte auf zu lachen „Bitte sag du verarschst mich. Du kannst doch nicht ernsthaft einen Geist küssen.", sie klang entsetzt aber nicht vorwurfsvoll. „Erstens er ist kein Geist sondern ein Engel und zweitens weiß ich auch nicht wie das passieren konnte.", ich schaute auf meine Füße, weil es mir ein bisschen peinlich war. „Okay es ist passiert...", sagte sie todernst und musterte mich. Innerlich wappnete ich mich schon für eine Predigt von ihr. Doch plötzlich fing sie an zu lachen und platzte fast vor Neugierde: „ Aber du glaubst doch nicht, das du ohne einen genauen Bericht aus der Sache wieder raus kommst oder? Ich will alles wissen." Sie war eine typische beste Freundin. Ich berichtete alles, von der ersten Berührung am Arm bis zum Rumgeknutsche am Strand. „Oh mein Gott das wäre perfekt für eine Soap oder so. Vielleicht sollte wir mal ein Drehbuch schreiben.", schlug sie vor. „Ja währe ne Idee.", sagte ich. „Aber Lope, was ist mit Luca? Ich meine wenn du einmal mit Ezra geknutscht hast musst du dich ja nicht gleich trennen. Du solltest dir nur überlegen ob es noch mal passiert.", sagte sie plötzlich nicht mehr lachend sondern fast traurig. Ich schaute wieder nach unten an mein Bettende: „Du, es ist schon öfter passiert. Es ist komisch und sau schwer zu erklären. Ich kenn ihn kaum aber es ist so als wollten unsere Körper einander. Wenn ich ihn sehe verspüre ich den Drang ihn zu küssen. Und ihm geht's anscheinend genau so. Wir schaffen es nicht in einem Raum zu sein ohne uns fast aufzufressen.", sagte ich. „Uhh!", pfiff sie. „Es ist echt klasse mir ihm rum zuhängen. Ich glaube ich bin richtig verliebt in ihn. Doch ich weiß nicht was ich mit Luca machen sollte. Ich meine, er kann Ezra ja nicht sehen, er würde das nicht verstehen, wenn ich mich trennen würde. Also müsste ich mir was ausdenken wenn er fragt warum ich ihn nicht mehr liebe. Und er würde auf jeden Fall fragen. Ich wurde ihn so verletzen. Er ist mein bester Freund, ich kann ihm das nicht antun.", gestand ich ihr. Sie überlegte kurz, dann sagte sie: „Ich will nicht sagen das ich es gut heiße, wenn du mit Luca Schluss machen würdest, da ihr das absolut perfekteste Paar seit das es je gab. Aber wenn du es wirklich willst und es dich glücklich machen würde hab ich eine Idee.", sagte sie. „Echt? An was hast du gedacht?", fragte ich neugierig. Ich war gespannt auf ihre Idee. Die unglaublichen Einfälle von Sky haben schon oft Probleme gelöst und meistens hat es Spaß gemacht. Obwohl ich glaube Luca abzuservieren wäre nicht so cool und wird mir sehr schwer fallen. „Es wird ihm zwar auch das Herz brechen, aber nicht so sehr wie wenn du ihn sagst das du wegen einem Engel Schluss machst.", erklärte sie und ich nickte. „Gut also der Plan ist natürlich noch nicht perfekt sondern nur ein grober Entwurf okay.", rechtfertigte sie sich schon im Voraus. Ich nickte wieder. „ Du musst ihn dazu bringen dich zu verlassen.", erzählte sie weiter. „Äh Sky so an sich ist die ja ne Idee die ganz okay ist. Aber wie wollen wir das hinbekommen? Ich mein er liebt mich und das kannst du nicht einfach so ändern.", fragte ich sie. Kurz durchforstete sie ihren Fundus an guten Ideen, doch als sie wahrscheinlich keine passende fand sagte sie: „Ich hab doch gesagt das es nur ein grober Entwurf ist. Außerdem geht es um dich. Lass dir doch auch mal was einfallen." „He nicht frech werden. Du bist das Superhirn von uns.", verteidigte ich mich und Sky lachte. Irgendwann klopfte es an meiner Zimmertür und meine Mum steckte den Kopf ins Zimmer. „Na ihr Zwei, was gibt's zu lachen?", fragte sie neugierig wie Mutter nun mal sind. Sky und ich hatten uns gerade beruhigt, doch als sich unsere Blicke trafen mussten wir wieder total anfangen zu lachen. Mum musterte uns misstrauisch: „Okay okay es geht mich nicht an. Aber Skylar Schatz, ich muss dich jetzt leider rausschmeißen. Penelope hat noch nichts gegessen und muss sich dringend mal ausruhen.", sagt sie mit entschuldigen Lächeln. „Okay Miss Maher.", sagte meine beste Freundin an meine Mum gewandt und zu mir ein: „Tschüss Süße. Erhol dich gut." „Tschüssi. Hab dich lieb Sky.", verabschiedete ich mich und warf ihr einen Luftkuss zu. Sie war mittlerweile aufgestanden und an der Tür. „Ich dich auch, Lope.", rief sie mir noch zu, dann war sie weg. „Ich bring dich noch zur Tür Sky. Und dir bring ich was zu Essen Penelope.", erklärte sie und ging auf meinem Zimmer.

Mein Ganz Persönlicher EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt