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Müde schlurfte ich zu meinem Schreibtisch. Ich musste den Abschiedsbrief noch einpacken. Nach etwas suchen fand ich doch noch einen blauen Umschlag in den Tiefen einer meiner Schubladen. Ich klebte ihn feinsäuberlich zu und schrieb groß 'Familie' darauf. Mum würde ihn sicher finden wenn sie nach mir sehen wollte. Ich hoffte es würde sie nicht zu sehr verletzen. Och man Penelope, wem machst du eigentlich was vor, es gibt nichts Schlimmeres als sein Kind zu verlieren, erinnerte mich mein Gewissen. Doofes Gewissen, warum rügt es mich wenn ich doch eigentlich das Richtige tue. Oder tue ich doch nicht das Richtige, schoss es mir durch den Kopf. Ich bekam große Lust den Brief zu zerreißen und wieder ins Bett zu gehen, doch ich schaffte es mich anzuziehen und das Zimmer zu verlassen. Etwas essen musste ich ja nicht. Ich müsste nie wieder etwas essen. Mit meinen Vans in der Hand öffnete ich unsere Wohnungstür. Ich war angespannt bis ich sie geschlossen hatte und wusste, dass niemand wach war. Erleichtert stieß ich die angehaltene Luft aus. Ich fühlte mich sehr aufgeregt und irgendwie wie eine Superheldin. Das könnte am Schlafmangel liegen aber ich hatte das Gefühl eine dieser heldenhaften Romanfiguren zu sein, die ihr Leben geben wollten um das ihrer großen Liebe zu retten und natürlich auch viele anderen Leben. Als währe ich eine dieser Personen die gegen Ende immer sagen 'Nein mein Leben ist viel weniger wert als deins. Lass mich gehen. ' und darauf angefleht werden es nicht zu tun und trotz eines Versprechens mitten in der Nacht abhauen um die Welt zu retten und in einem gewagten Manöver dem Bösen ordentlich vermöbeln und alles zum Guten wenden. Nur das ich ja auch irgendwie die Böse bin, denn ohne mich währe das alles nicht passiert. Hätte ich nicht unbedingt so spät am Abend zu Luca gemusst obwohl er gesagt hatte das es nicht sein müsste, wäre das alles nicht passiert. Jeder hätte zu frieden weiter gelebt. Ich hätte mir von Luca das Herz brechen lassen und mich bei Sky ausgeheult so wie das eigentlich abläuft. Aber jetzt ist es so und es ist gut. Ich bin froh so gelebt zu haben. Leise schlich ich mich dir Treppe hoch. Mit jeder Stufe steigerte sich meine Aufregung. Der kühle Wind, der mir entgegenkam und mit meinen Haaren spielte als ich die Tür zum Dach öffnete, kühlte meine bebenden Körper. Ich atmete einmal tief ein und aus, dann ging ich mit festem Schritt auf den Rand zu. Ich blieb einen Moment stehen und fragte mich noch einmal ob es das Richtige wäre. Als ich mir selbst mir einem einigermaßen überzeugtem JA antwortete, stieg ich auf die kleine Mauer, die eigentlich vor dem Abgrund schützen sollte. Leidere machte ich den Fehler und schaute nach unten. Gott das war sehr hoch. Ich schätzte es auf 15 Meter. Es könnten auch mehr sein, ich war schon immer schlecht in Mathe. Auf der Straße unten fuhren schon Autos und im Haus gegenüber brannten Lichter. Über den Häusern ging gerade die Sonne auf. Es war wunderschön, wie das warme gelb und orange in das kalte grau, blau der Stadt trafen. Fast als wolle mir die Sonne Mut machen. Ich erinnerte mich an den Morgen im Krankenhaus, nachdem ich Ezra zum ersten Mal geküsst hatte. Da hatte sie mich auch getröstet. Ich nahm mir vor bis drei zu Zählen und dann zu springen. Ich atmete ein, ich atmete aus... eins ... ich atmete ein, ich atmete aus... zwei ... ich atmete ein, ich atmete aus ... drei ... ich atmete ein. Beim ausatmen trat ich nach vorne. Mein Herz klopfte wie wild und wartete auf die bedrückende Angst des Falles. Doch ich kippte nicht. Warum kippte ich nicht? Verwirrt öffnete ich die Augen. Jemand hielt mich um die Hüfte fest. Ich war immer noch verwirrt. Wer war mein ungewollter Retter? Als ich mich langsam umdrehte schaute ich in die entsetzten Augen von Luca. Hinter ihm stand Skylar. Woher wussten die beiden was ich vorhatte? Luca zog mich von der Mauer und schlug mich fest in seine Arme. Mein Herzschlag verlangsamte sich und als ich wieder denken konnte schlug ich die Arme auch um ihn. Ich war zwar nicht mehr seine Freundin, liebte ihn aber trotzdem noch. Als Luca sich sicher war das ich nicht mehr springen würde ließ er mich los.


Mein Ganz Persönlicher EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt