Kapitel 3 - Glücksgefühle

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Ich war kaum ein paar Schritte gegangen, als mir einfiel, dass ich nicht wusste, wo es lang ging. Ich drehte mich zu Mormor um. Die sah mich grinsend an.

„Du weißt nicht wo es lang geht, oder?"

„Nein" sagte ich beschämt und spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg.

„Das muss dir doch nicht peinlich sein." Mormors Lachen war laut und drang durch die ganze Lichtung.

Dann hakte sie sich bei mir unter und zog mich zu einem großen Zelt. Es roch schon draußen köstlich nach Essen und erst jetzt fiel mir auf, wie groß mein Hunger war. Das schien auch mein Magen zu merken, der sich nämlich auch zu Wort meldete.

Und erneut ertönte Mormors Lachen. „Da hat wohl jemand großen Hunger. Na zum Glück gibt es jetzt Abendbrot." Und mit diesen Worten gab sie mir einen kleinen Schubs, der mich mit Stolpern ins Zelt beförderte.

Im Inneren stand eine große Tafel. An ihrer Spitze stand ein großer Stuhl, der schon fast wie ein Thron erschien. Und genau auf den steuerte Mormor zielsicher zu. Kurz bevor sie sich setzte, drehte sie sich noch einmal um und deutete auf den Platz neben sich. Ich ging darauf zu. Die Tafel war mit den schmackhaftesten Sachen gedeckt und nahezu jeder Platz war besetzt.

Als ein paar Minuten endlich auch die letzten eingetroffen waren, stand Mormor auf und räusperte sich. Und augenblicklich verstummten alle Gespräche.

Mormor sah sehr zufrieden aus.

„Meine Lieben. Wie einige von euch sicherlich bemerkt haben, gibt es bei uns ein neues Gesicht."

Und erneut schmückte eine schamhafte Röte mein Gesicht.

„Ich habe sie heute morgen im Wald gefunden. Sie hat kein Gedächtnis mehr. Daher möchte ich sie Nova nennen."

Die Menge pfiff und applaudierte. Ich war mir recht sicher, dass mein Gesicht nun wie eine reife Tomate mit einer zu großen Nase aussah.

„Des weiteren möchte ich unseren tapferen Männern danken, dass wir nun erneut einen Wettkampf ohne Verluste überstanden haben." Mormor hob ihr Glas. „Auf euch!" Sie stieß ihr Glas nach oben, sodass ihr Getränk ein wenig heraus schwappte.

„Auf uns!" riefen die Stammesmitglieder und stießen ihre Gläser ebenfalls gen Himmel.

Als Mormor sich gesetzt hatte begannen die Gespräche wieder und es wurde gegessen. Auch ich fing gierig an zu essen.

Nachdem ich fertig war, wendete ich mich Mormor zu. Sie hatte kaum etwas gegessen und saß schweigend, mit ihrem Glas in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen in ihrem Thron.

„Warum Nova?"

„Gefällt dir der Name nicht?"

„Doch. Natürlich. Ich wollte nur wissen, warum du gerade diesen ausgewählt hast."

„Es heißt übersetzt die Neue."

„Wieder diese alte Sprache?"

„Ja"

„Warum findet man sie hier so häufig?"

„Weil ich die letzte bin, die diese Sprache noch kann. Es ist meine Muttersprache. Aber durch die Vermischung mit anderen Stämmen und das Gesetz einer einheitlichen Sprache verschwand sie langsam. Ich bewahre diese Sprache, indem ich sie noch ab und zu in unser Leben einbringe."

„Das heißt, Jätte heißt eigentlich gar nicht Jätte?"

„Doch. Diese Stadt ist nur schon so alt, dass sie noch einen Namen aus dieser Sprache trägt."

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