Kapitel 2 - Rückkehr

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Nach ein paar Minuten kam Svenja zurück und schaute entsetzt auf das Wasser. Aber sie sagte nichts. Stattdessen zog sie mich aus dem Fass heraus. Dabei fielen ihre Zöpfe nach vorne und wurden nass. Sie hinterließen Spuren auf ihrem Top und die alte Frau schaute sichtlich genervt auf ihr nasses Oberteil.

Dann half sie mir in die Kleidung, wofür ich sehr dankbar war. Ansonsten hätte ich womöglich noch die Wunden wieder aufgerissen. Ich lächelte Svenja dankbar an. Sie zog mich vor einen Spiegel. Er war kaum größer als ich und hatte ein paar Risse. Als ich hineinsah, sah ich in zwei große türkisblaue Augen, die zu einem schmalen und hellen Gesicht gehörten. Wenn der Spiegel tatsächlich mich zeigte, hatte ich eine echt große Nase.

Unbewusst fasste ich sie an und runzelte die Stirn. Svenja konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Ich sah sie an.

„Du tust ja fast so als würdest du dich zum ersten Mal sehen." Sie schmunzelte noch immer.

„Das tue ich ja auch. Also wahrscheinlich nicht, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern."

Ohne auf ihre Reaktion zu warten, drehte ich mich wieder dem Spiegel zu. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie das Zelt verließ. Aber ich sorgte mich nicht darum.

Ich begutachtete meine nassen Haare. Obwohl sie noch nass waren fingen sie bereits wieder an sich zu kringeln. Sie gingen mir bis zum Schlüsselbein und hatten einen hübsches dunkelbraun.

Erst jetzt fiel mein Blick auf die Kleidung. Mir war schon beim Anziehen aufgefallen, dass ich im Grunde das selbe trug wie Svenja. Nur war bei mir die Ballonhose dunkelblau und an dem roten Tuch hingen weder Waffen noch Beutel.

Vorsichtig schob das Top nach oben und schaute auf die Schlitze in meiner Haut. Tiefrot und leicht geschwollen liefen sie meinen Bauch hinab. Ich schob auch die Hosenbeine hoch und auch dort verliefen überall die roten Striemen. In meinem Gesicht hingegen befanden sich nur wenige kleine Kratzer.

Mir entging nicht, dass meine Haut im Vergleich zu Svenjas - wenn man von den Verletzungen absah - rein und unverletzt war. Meine Haut war eben, ohne Narben und viel heller. Ich konnte unmöglich von hier stammen.

Langsam drehte ich mich um und schob das Top auch am Rücken ein Stück nach oben. Und auch hier war mein Körper von den Dornen dieser verfluchten Rosen geschunden.

Ich zog meine Kleidung wieder zurecht und ging nach draußen.

Als das schreckliche Ziehen und Pochen in meinen Füßen zurückkehrte, fiel mir auf, dass ich noch immer keine Schuhe trug. Und da ich nicht wusste, woher ich welche bekommen sollte, blieb mir nichts anderes übrig, als auf Zehenspitzen zu laufen.

Ich lief ziellos durch das Gewirr von weißen Zelten. Währenddessen schauten die Bewohner mich komisch an und ich schaute komisch zurück. Es waren nur Frauen und Kinder, die ich sah. Und sie trugen alle Ballonhosen, Tops und Tücher. Die kleinen Jungs hatten im Gegensatz zu den Frauen und Mädchen kurze Ballonhosen an, die ihnen bis zu den Knien gingen. Dazu trugen sie T-Shirts, an die Kapuzen angenäht waren. Und auch ihre Hüften zierten rote Tücher.

Ich ging an einer Gruppe Jungs vorbei, die sich im Halbkreis um zwei ihrer Mitglieder gestellt hatte. Sie kämpften mit kleinen Holzschwertern gegeneinander während die anderen jubelten und sie anfeuerten.

Hinter einem anderen der Zelte standen drei Frauen. Zwei hielten einen riesigen Wäschekorb. Und die Dritte hängte nach und nach die nassen Sachen auf die riesengroßen Wäscheleinen. Es schien als würden sie für das gesamte Lager die Wäsche machen.

Nach einer Weile hatte ich es satt planlos umher zu irren. Also ging ich auf eine Horde kleiner Mädchen zu. Sie flochten sich gerade gegenseitig die Haare. „Du siehst schon fast aus wie Mormor." Sagte ein blondes Mädchen zu einem rothaarigen, das gerade fertig geworden war, sich zwei Zöpfe zu flechten.

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