Nach längerer Zeit öffnete ich meine Augen wieder und aus dem Augenwinkel konnte ich die Umrisse einer Person erkennen. Ich drehte den Kopf und sah Haru, mit etwas Abstand, auf dem Geländer sitzen. Er saß zu mir gewandt, das linke Bein nach unten baumelnd und das Rechte angewinkelt. Er sah mich an. Ich machte einen Kopfhörer raus. „Wie lange sitzt du schon da?" fragte ich wobei ich ihn genauer ansah. „Eine Weile.." antwortete dieser und löste den Blick nicht von mir. „Was hörst du?" fügte er hinzu. Ich hielt ihm einen der Kopfhörer hin wovon ich den anderen noch im Ohr stecken hatte. Er rutschte etwas zu mir heran und steckte ihn ins Ohr. Sofort summte er die Melodie mit, es klang selbst ohne das er sang sehr schön. „Du kennst es?" ich lächelte. Er nickte. „Ich schreibe auch selbst. Und du?" er sah mich neugierig an, lächelte dabei etwas. „Ich spiele ab und zu Piano, Keyboard und Gitarre." noch immer sahen wir uns beim reden in die Augen. Ein anderes Lied wurde abgespielt, doch das störte keinen von uns. „Singst du?" fragte er und strich sich eine kleine Haarsträhne aus dem Gesicht was ihm der Wind dorthin geweht hatte. „Ab und zu..und du?" entgegnete ich. „Ab und zu." er grinste leicht, ich ebenso. Dann löste ich den Augenkontakt und sah nach oben in den Sternen übersäten Nachthimmel. Ich fühlte mich an diesem Ort nicht unwohl, es fühlte sich mehr wie ein Zuhause an als mein eigentliches. „Bist du oft hier?" fragte ich, noch immer nach oben sehend. Aus dem Augenwinkel sah ich, das er den Blick ebenfalls zum Himmel richtete. „Es ist mein Lieblingsplatz." sagte er, es klang leicht verträumt. „Es ist wirklich schön hier.." sagte ich und schloss für einige Sekunden die Augen. „Hast du Hunger?" ich wollte 'nein' sagen, aber mein Magen machte mir einen Strich durch die Rechnung und grummelte leise. Doch es stimmte, ein Hungergefühl hatte ich nicht. „Ich zeig dir die Küche und den Speisesaal." sagte er, rührte sich jedoch nicht bevor ich es tat. Ich stoppte die Musik und nahm den Kopfhörer raus, er gab mir den anderen zurück und ich steckte Handy und Kopfhörer in meine Jackentasche. Dann drehte ich mich und stand auf. Wir verließen zusammen das Dach, gingen die Wendeltreppe nach unten. Es erschien mir alles überhaupt nicht echt, mehr wie ein Traum. Ein schöner Traum, trotz des holprigen Anfangs. Wir kamen in den Speisesaal wo alle die mit mir in dem Tanzsaal waren versammelt waren und am Tisch saßen. Essen und Trinken stand auf dem Tisch,dann verließ Haru den Raum. Einige schien es nichts mehr groß was aus zu machen wo sie hier waren, sie lachten beim reden. Nur 2 Jungen waren still und sagten nichts. Ich setzte mich neben Noemi, ihr gegenüber saß Amy. Sie sahen mich neugierig an. „Was?" ich sah Noemi an, die breit zu grinsen anfing. „Ihr habt den Raum zusammen verlassen und kommt nun zusammen wieder herein." sie kicherte. „Sehr auffällig." sagte Amy, die grinsend eine Augenbraue hob. Ich musste leicht grinsen. „Was ihr denkt.." „Wieso grinst du dann so?" Noemi stupste mich mit dem Ellenbogen an. „Weil ihr grinst." ich musste etwas schmunzeln. „Ich bin Haru auf dem Dach begegnet, rein zufällig." fügte ich hinzu. „Haru heißt er also? Interessant." Die Zwei fingen an los zu kichern. „Oh man." sagte ich nur und fing an mir Essen auf den Teller zu füllen, der vor mir stand. Sie schienen sich hier ebenfalls wohl zu fühlen. Ich fing zusammen mit den anderen an zu essen, wobei ich mir die anderen etwas genauer ansah. Der blonde Junge mit den Teddyaugen, den ich im Tanzsaal angesprochen hatte, hieß Jace. Der neben ihm, war Kenai. Er hatte schwarze kurze Haare, die an einen Igel erinnerten und ein kleines schwarzes Muttermal zierte unter seinem linken Auge. Sowohl Jace als auch Kenai hörten wie gebannt dem zu, was Akira von sich gab. Akira konnte nicht still sitzen und bewegte sich die ganze Zeit. Er war einer dieser Menschen, die mit Händen und Füßen kommunizierten beim sprechen. Es war eigentlich ganz amüsant, dem brünetten Jungen der mit den Händen irgendwelche wilden Verrenkungen veranstaltete und anscheinend etwas spannendes erzählte zuzusehen. Das waren die die sich wohl damit abgefunden hatten, was hier passiert war. Die anderen 2, saßen still nebeneinander und aßen langsam auf. Mio trug eine Brille und hatte dunkelblonde Haare die ihm knapp bis zu den Ohren gingen. Er sah aus, als würde er mit den Tränen kämpfen. Yoshi hatte längere schwarze Haare die ihm das rechte Auge verdeckten und am linken Ohr hatte er ein Piercing. Im Vergleich zu Mio sah er gereizt aus. Ich wendete den Blick ab und aß meinen Teller leer. Dann stand ich auf, nahm mein Geschirr und brachte es in die Küche die genau neben an war. Dort stellte ich das Geschirr in die Spüle und ging in ein offenes Aufenthaltszimmer, das ich bei meiner kleinen Bekundungstour gesehen hatte. Eigentlich waren es nur einige Sofas und ein kleiner Tisch in einem breitem Flur im Erdgeschoss. Ich setzte mich auf eines der Sofas und sah aus dem Fenster.