Kapitel 6

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Amys Sicht:

Amy saß immer noch in der Ecke ihrer Zelle, als sie plötzlich eine Stimme hörte, die flüsterte: "Hey, Amy. Wie geht es dir?" Amy schaute auf und sah... Hannah vor sich schweben. Überrascht stand sie auf. "Hallo Hannah. Mir geht es einigermaßen gut, den Umständen entsprechend... Danke. Und dir? Abgesehen davon, dass du tot bist?" "Auch ganz gut, danke. Ich bin dir gefolgt, beziehungsweise eigentlich deinen Entführern und ich habe so ein Gefühl, dass ich dir jetzt helfen kann, hier herauszukommen." "Ja, das wäre ganz gut. Ich würde hier rauskommen und du kannst deine Ruhe finden. Mal überlegen... Also, um hier rauszukommen, bräuchte ich den Weg, wie ich einen Ausgang finden kann. Du kannst doch durch Wände gehen, oder?" Hannah nickte und Amy sprach weiter: "Okay, dann müssen wir nur noch irgendwie die Wachen ausschalten. Das könnte ich mit meinem Feuer versuchen. Es ist die einzige Möglichkeit, weil sie ja körperlich alle stärker sind. Und auf einen Ausbruch sind sie nicht vorbereitet, also haben wir noch den Überraschungseffekt auf unserer Seite." Hannah stimmte zu: "Gut, dann gehe ich mal los und berichte dir dann, wie du herauskommst. Und du übst am besten nochmal ein paar Angriffs- und Verteidigungstechniken für deine Flucht." Damit verschwand sie durch eine der Wände und Amy blieb mit ihrer neu geschöpften Hoffnung alleine. Sie streckte sich ein wenig und wärmte sich mit ein paar Dehnübungen auf. Dann formte sie die erste Flamme in ihrer Hand und fing an zu üben.

Nach ungefähr einer Stunde kam Hannah wieder mit einem Lächeln auf den Lippen. "Du hast einen Weg gefunden?" fragte Amy aufgeregt. Hannah nickte und erzählte: "Es ist nicht sehr weit, nur ungefähr einen Kilometer. Du musst den Gang nach links nehmen, dann zwei Kreuzgänge geradeaus, zweimal rechts, dann links, dreimal geradeaus und dann noch einmal links. Du läufst genau auf eine Fahrstuhltür zu, deren Code ist 7B3O1S4S. Der Knopf 'O' bringt dich direkt nach draußen, deshalb auch der lange Code für den Fahrstuhl. Ich habe einen der Wächter beobachtet, wie er hinaus gegangen ist. Draußen ist ein Parkplatz mit ein paar Autos und dahinter ein hoher Zaun mit einem Tor und wieder einem Code: 29475. Danach bist du frei." Amy versuchte sich alles zu merken und wiederholte das wichtigste noch mal: "Also. Links, 2x geradeaus, 2x rechts, links, 3x geradeaus, links. Code 7B3O1S4S, Knopf 'O'. Tor, Code 29475." Hannah nickte. "Sehr gut. Bist du bereit?" Amy nickte. "Gut. Am besten machst du ein wenig Lärm, dann kommt jemand rein und du überwältigst ihn." "Vielen Dank, Hannah. Daran habe ich gar nicht gedacht. Willst du bleiben und mir beistehen oder ist dir das zu viel?" Hannah überlegte eine Weile. Dann antwortete sie: "Ich komme mit dir." Amy dankte ihr und machte sich bereit.

Sie schoss zunächst einen großen Feuerball auf die Tür, um zu hören, ob es laut genug war. Und das war es. Der Feuerball ließ die Tür in der Wand erzittern und es gab einen Höllenlärm. Sofort wurde die Tür aufgerissen und zwei Männer stürmten herein, aber Amy war vorbereitet und beide landeten bewusstlos auf dem Boden. Vorsichtig lugte sie um die Ecke... Alles frei. Sie hörte nur vorn fern Schritte, die näherkamen und sie machte sich bereit, einen weiteren Feuerball zu schießen.

Langsam ging sie den Gang nach links, eine Flamme in der Hand. Sie lugte um die Ecke in einen leeren Gang, dann huschte sie weiter geradeaus. Im nächsten Gang kam ihr ein Mann entgegen, der sie mit einem Windstoß zurückwarf, aber danach bekam er einen gehörigen Feuerball ab, der ihn zu Boden gehen ließ und Amy lief weiter. Sie schaute kurz über die Schulter und sah, wie Hannah ihr bewundernd und ermutigend zulächelte. Amy lief weiter den Weg entlang, den Hannah ihr beschrieben hatte. Sie begegnete noch einigen Anderen, auch Frauen. Aber Amy fiel auf, dass alle ihr Element ohne Hilfe bändigen konnten. Wie Amy.

Dann war sie endlich an der Tür angekommen. Sie sah genauso aus, wie eine ganz normale Fahrstuhltür. Ohne Klinke, nur Stahl, in der Mitte ein Schlitz und daneben ein digitales Tastenfeld, in das man den Code eingeben musste: 7B3O1S4S. Die Tür öffnete sich und Amy trat auf einen, in die Farben der Abendsonne getauchten, Parkplatz. Entweder war sie schon mehrere Tage hier oder erst seit ein paar Stunden. Aber wenn sie ein oder mehrere Tage hier war, warum hatte sie keinen Durst oder Hunger bekommen? "Weil sie dir eine Sonde in den Bauch gesetzt haben, mit der sie dich 'füttern' konnten, als du betäubt warst. Sie meinten, das wäre einfacher, was es auch ist, wie ich zugeben muss." Amy wirbelte herum, weil die Stimme von hinten kam und sah, dass Hannah ihr geantwortet hatte. "Du kannst meine Gedanken lesen?" fragte Amy erstaunt. "Warum nicht? Ich kann doch auch durch Wände gehen. Warum nicht auch durch eine Schädeldecke? Aber das ist doch jetzt nicht so wichtig. Mach schnell, bevor sie dich erwischen!" Amy folgte ihrem Rat und lief geduckt hinter ein paar Büschen am Rande des Parkplatzes auf den Zaun und das Tor zu. Sie hatte das Tor fast erreicht, als sich plötzlich ein Mann aus dem Gebüsch links von ihr auf sie stürzte und zu Boden drückte. Etwas pikste sie im Nacken, doch es war nur ganz kurz und Amy beachtete es nicht, sondern hob die Hand mit einer Flamme darin und drückte sie an den Körper des Mannes. Dieser schrie auf, da es ihm zu heiß war und rollte sich von ihr herunter. Amy sprang auf und lief zum Tor. Schnell gab sie den Code ein, den Hannah ihr zum Glück noch einmal zuflüsterte und schlüpfte durch das sich öffnende Tor.

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