Es war doch so schön.

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>Emma<

Ich war immer noch nicht eingeschlafen, als ich hörte, dass die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Unser Haus war ziemlich hellhörig und was bei uns im Flur geredet wurde konnte ich in meinem Zimmer auch mit geschlossener Tür verstehen. Ich hörte, wie die anderen noch ein bisschen durch die Wohnung wuselten und irgendwann hörte ich wie alle sich gute Nacht sagten und die Zimmertüren von Frida und Finn geschlossen wurden. Tobi war anscheinend noch in der Küche und irgendwann hörte ich seine Schritte im Flur. Plötzlich wurde meine Tür geöffnet und ein Streifen Licht fiel auf mein Bett. "Emma?", hörte ich Tobi sagen. Ich überlegte einfach so zu tun als würde ich schlafen, aber das war nicht meine Art und deshalb setzte ich mich auf und fragte: "Ja?"

Tobi hatte eindeutig noch einiges getrunken, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Er setzte sich mir gegenüber auf mein Bett und fing an wie ein Wasserfall zur reden. Er erzählte, dass es ihm leid tat, dass er mir so einen Druck gemacht hatte, dass ich ihm wichtig war und er wollte, dass es mir gut ging. Es war ein Ansturm von klischeehaften Sätzen, die man vielleicht in Filmen schön fand, aber im echten Leben nicht hören wollte. Und dann kam auch schon genau das, was ich befürchtet hatte. Tobi setzte zu einem neuen Satz an: "Aber... Ich kann nicht mehr vergessen, was zwischen uns passiert ist." "Tobi, was bitte ist denn zwischen uns passiert? Wir haben uns zwei Mal geküsst. Na und? Das ist doch kein Grund unsere Freundschaft an den Nagel zu hängen und es ist definitiv kein Grund eine Beziehung anzufangen." "Ach Emma, wenn es nur so einfach wäre. Für mich waren das nicht einfach nur Küsse. Ich habe mich in dich verliebt. Verstehst du das denn nicht? Und ich kann nicht einfach jeden Abend mit dir und den anderen in der Küche sitzen und so tun als fände ich dich nur ganz nett. Das geht nicht." Shit. Ich verstand schon was sein Problem war, ich wars schließlich auch schon oft genug in jemanden verliebt gewesen, der das nicht erwiderte. Und das war natürlich immer scheiße. Und das musste ich ihm jetzt leider verständlich machen. Es war auf jeden Fall nicht fair ihm da was vorzumachen. 

"Tobi, ich bin leider nicht in dich verliebt. Ich kann mir auch nicht vorstellen mit dir zusammen zu sein. Ich mag dich sehr gern, aber als meinen Mitbewohner und als einen Freund, mehr ist da für mich nicht." "Aber das kann doch nicht sein.. Unsere Küsse, es war doch so schön..." "Ja schon, aber....", weiter kam ich nicht denn Tobi küsste mich einfach. Ich deckte ihn sofort von mir weg. "Tobi.." Als ih ihn anschaute, erschrak ich. Er sah so verletzt und auch wütend aus. Er ignorierte, dass ich versuchte Abstand zwischen uns zu bringen und küsste mich nochmal. Ich drückte ihn wieder weg, doch er nahm meine Hände in einen so festen Griff, dass ich mich kaum noch bewegen konnte. Langsam bekam ich Angst. Was sollte das denn? Ich drehte meinen Kopf zur Seite doch Tobi schaffte es meine Hände mit nur einer Hand festzuhalten und hatte so eine Hand frei, um meinen Kopf zu ihm zu drehen. Mir flossen die Tränen übers Gesicht. Ich wollte das hier nicht und verstand nicht, wie Tobi plötzlich so eine Aggressivität an den Tag legen konnte. Ich hatte noch nicht einmal gewusst, dass er so stark war, seine Hände schnürten die Blutzufuhr in meine Hände ab und meine Handgelenke fingen an weh zu tun. "Tobi, hör auf. Verdammt, lass das!", sagte ich, doch er drückte mich nach hinten, sodass ich auf dem Bett lag und er war über mir und versuchte weiterhin mich zu küssen. "Tobi, lass das oder ich schreie", sagte ich unter Tränen. 

Das holte Tobi anscheinend wieder in die Realität zurück. Er weiß von mir ab, stand von dem Bett auf und schaute mich bestürzt an. "Oh mein Gott, Emma, es tut mir leid. Ich weiß nicht, was da mit mir passiert ist. Tut mir leid, ich wollte das nicht", stammelte Tobi. "Geh einfach", sagte ich, "Lass mich bitte in Ruhe." Tobi entschuldigte sich nochmal und verstand anscheinend, dass er mich jetzt wirklich allein lassen musste, denn er verließ mein Zimmer.

Und dann war sie da.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt