Die Tür glitt zur Seite und ich wusste, dass es Zeit war zu sterben. Ich schreckte aus meinem Bett und krallte meine Finger in die dünne Bettdecke, als ich hörte, wie die Tür wieder zu fiel und ein lautes Quietschen von sich gab.
"Gefangene Nummer 1 3 6, stehen Sie auf und stellen Sie sich mit dem Gesicht zur Wand.", ertönte die harsche Stimme des schwarz gekleideten Wachen vor mir.
Ich machte mich bereit für die Angst, den Adrenalin, den Anfall wilder Panik. Doch so war dem nicht. Erleichterung. Erleichterung endlich hier heraus zu kommen. Und wenn es nur für den Tod war, ich war bereit. Meine Einzelhaft war nicht gerade angenehm gewesen und ich musste irgendwann aufhören die Tage zu zählen, bevor ich verrückt geworden wäre. Aber letztendlich war immernoch ich selbst an meinem Schicksal Schuld.
Neben ihm standen noch drei weitere Wachen und schauten finster drein. Alle hatten dasselbe Outfit an - wie immer wenn ich sie zu Gesicht bekam. Ich stand auf und drehte meinen Rücken zu ihnen.
"Was soll das?", fragte ich kokett und zählte die drei Schrauben mir direkt gegenüber kurz nach. Mein tougher Ton war, wie gewollt, nicht zu überhören.
"Sei still und streck deinen rechten Arm aus.", antwortete mir ein anderer Wachmann, wie ich an der tieferen Stimme erkannte.
Ich hörte ein metallisches Klacken und drehte mich erschrocken um. Doch meine Vermutung bestätigte sich mit dem bösen Blick der Wächter und der silbernen Box auf meinem leeren Schreibtisch, in der sich stählernde Armbänder befanden. Keine Farben, nur Stahl, das sich wie ein Verband um den Arm binden sollte. Innen drin kleine Messer, die sich mir anscheinend in den Arm bohren würden. Dies war nicht mein 18. Geburtstag und ich würde keine Anhörung bekommen. Sie brachten uns um. Kaltblütig. Vorher erschien mir das bloß als ein Gerücht, eben weil es eins war, nur jetzt war es die nackte Realität.
"Nein, das kann nicht sein...", stammelte ich. Ich ärgerte mich selbst darüber, wie verletzlich ich klang und ging, ohne es zu wollen, einen Schritt nach hinten, von dem Wachmann weg. Die Erleichterung darüber, dass das Eingesperrt sein vorbei war, war verflogen. Angst machte sich in mir breit. Angst vor dem Tod.
"Arm austrecken. Jetzt!", befahl er und auch die anderen drei Wachen kamen näher.
Auf der Ark wird selbst das kleinste Verbrechen mit dem Tod bestraft. Es sei denn man ist unter 18. Dann wird man weggesperrt. So wie ich. Das Wiederaufnahmeverfahren ist ein Gesetz, das die Jugendlichen - wenn sie 18 Jahre alt werden - vor Gericht stellt und deren Fall noch einmal aufwühlt. Dann wird beschlossen, ob diese Jugendlichen exekutiert werden oder begnadigt. Doch in letzter Zeit wurden praktisch alle Verurteilten schon wenige Stunden nach der zweiten Verhandlung hingerichtet, wegen der sie noch vor ein paar Jahren begnadigt worden wären.
"Nein, das muss ein Fehler sein, ich bin noch nicht so weit. Sie können doch nicht ... Ich bin doch noch nicht ..."
"Streck deinen Arm aus Gefangene!", befahl derselbe Wachmann mit den leblosen grünen Augen und rissigen dünnen Lippen.
"Ich ... Nein! Das werd ich verdammt noch mal nicht tun!", schrie ich ihn wieder entschlossen an und zog meinen Arm von ihm weg. Meine Gedanken sortierten sich.
Er kam näher auf mich zu, packte mich. Er wollte mir Gehorsam einprügeln und mich zu diesem Stahlding zwingen.
"Lass mich los! Nein!", brüllte ich und versuchte mich aus dessen Griffen zu befreien, ich dachte ich wäre bereit. Aber vielleicht hatte ich mich auch nur selbst belogen.
Ein etwas bulligerer Wachmann holte seinen Taser heraus um mich auszuschalten, doch meine Willenskraft war stärker. Ich befreite einen Arm und schob den Taser im letzten Moment von mir weg. Ich krümmte mich so, dass der Taser, die andere Wache traf, die mich festhielt, der sofort auf dem Boden lag. Diese Chance nutzte ich aus und verpasste dem einen einen Kinnhaken, dem anderen haute ich meine Lampe, die neben mir stand auf dem Kopf. Als der Bullige mich ansah, beschloss ich reißaus zu nehmen und haute ihm meine Zellentür gegen den Kopf, kurz bevor er mich schnappte. Eilig rannte ich hinaus und schlug die Tür hinter mir schwungvoll zu.

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The Hardening
Science Fiction"Vielleicht werde ich auf dem Boden sitzen mit Tränen in den Augen und dem brennenden Schmerz in der Brust, der mich zerbrechen lässt. Vielleicht werde ich das Gefühl haben, dass ich nicht mehr kann und mich fragen was das Alles soll. Vielleicht wer...