"Es ist deine Entscheidung.", fuhr der Braunäugige fort, nickte dem, der mich festhielt zu und wandte sich ab. Erschrocken riss ich meine Augen weiter auf, begann hektisch zu atmen. War dies gerade mein Todesurteil? Ich wusste nicht, was der Fremde, der mich gefangen hielt, nun vor hatte, doch ich wusste, es würde nicht gut enden. Es konnte nicht gut enden, so wie es schon nicht gut angefangen hatte. Ich fragte mich wie ich nur so naiv sein könnte zu glauben, dass alles gut werden würde. Die Menschen auf der Ark sterben. Und wir auf der Erde würden auch sterben.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, in der ich mit meinen Gedanken und dem Messer an meiner Kehle einfach nur dasaß und nichts passierte. Der Druck steigerte sich nicht, ließ allerdings auch nicht nach. Meine Lider begannen zu flattern, als der Fremde mir seinen Atem direkt ins linke Ohr pustete. Angestrengt versuchte ich mich auf die Lichtung, das Grüne der Wiese, die vereinzelten Büsche und Gewächse rund um uns herum zu konzentrieren und nicht auf sein beängstigendes Atemgeräusch, das so unregelmäßig war, wie das eines kleinen Kindes, das unter Alpträumen litt.
"Den chit yu don sad in?" Der Braunäugige vor mir, wandte seinen Blick zu uns zurück, festigte ihn. In fließenden Bewegungen stand er auf, verringerte die Zahl der Meter, die zwischen uns waren.
"Sie kann leben."
Diese drei Worte hatte er förmlich ausgespuckt, bevor er das Messer von meiner Kehle nahm und mich zwischen meinen Schultern gewaltig nach vorn stieß. Mit einem krächtzenden Stöhnen stolperte ich nach vorn, fiel unabsichtlich auf die Knie. Laut atmete ich auf, blickte mich zu beiden Seiten um. Zu meiner rechten der Braunäugige, zu meiner linken der junge Grounder, der mich umbringen wollte.
"Sie würde ganz gerne wissen, was zur Hölle hier vor sich geht.", knurrte ich, machte mich auf meine Schmerzen im Bein gefasst, während ich versuchte aufzustehen. Doch selbst als ich stand, war da nur ein geringerer Schmerz als zuvor. Sie hatten mir mein Bein mit irgendwelchen Pflanzen verbunden, die wohl eine Heilwirkung hatten.
Erst nachdem ich mein Bein vollends ausgetestet hatte und mir sicher war, dass es wieder einigermaßen funktionsfähig war, hob ich den Blick.Die beiden hatten, anstatt mir zu antworten, die wenigen Dinge, die sie hatten zusammen gepackt. Der Braunäugige kam mit schnellen Schritten auf mich zu und zog ein Seil aus seinem Mantel. Erschrocken starrte ich auf seine Hände, streckte meinen Rücken augenblicklich durch und ging ein paar Schritte zurück. Meine Atmung verschnellerte sich augenblicklich, genauso, wie mein Schritttempo. Doch war der Grounder mir schon so nahe gekommen, dass ich beschloss zu rennen um ihm zu entkommen. Mit großen Schritten rannte ich von ihnen weg, versuchte den Wald zu erreichen, wo ich mir ein sicheres Versteck suchen könnte. Mit allen Mitteln würde ich versuchen zu fliehen, denn ich würde mich mit Sicherheit nicht von ihm gefangen nehmen lassen. Schließlich hatte ich ihm nichts getan.
Stirnrunzelnd versuchte ich zu verstehen, ob er nun mein Retter war oder mein Feind. Denn keins von beiden machte wirklich Sinn. Kurz überlegte ich einfach zu stoppen, und ihn zur Rede zu stellen, verwarf diesen Gedanken allerdings sofort wieder. Jemand der einen Fesseln wollte war nicht dazu bereit zu reden.Rein logisch betrachtet, sollte ich mich nicht ihnen anschließen wollen, jetzt, wo sie mehrmals versucht hatten mich umzubringen. Doch meine Entscheidung war gefallen, es gab kein zurück. Ich musste mit Rückschlägen umgehen können, sonst würde ich es nicht weit bringen.
Mit einem Blick nach hinten, bemerkte ich, dass der Braunäugige mich verfolgte. Es schien ihm beinahe Spaß zu machen, mich zu verfolgen. Ein kleines Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, während ich immer mehr außer Atem geriet. Er lief mir so leichtfüßig hinterher, als würde er das jeden Tag machen. Jedoch würde ich nicht stoppen. Bald schon würde ich den Wald erreichen. Einen Ausweg gab es schließlich immer. Ich zog mein Tempo an, biss die Zähne zusammen und ignorierte den Schmerz, der sich in meinem Bein meldete. Auch meine Lunge fing an zu quittieren. Einen Baum fixierend, rannte ich weiter, schneller. Immer näher kam ich meinem Ziel.
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The Hardening
Science Fiction"Vielleicht werde ich auf dem Boden sitzen mit Tränen in den Augen und dem brennenden Schmerz in der Brust, der mich zerbrechen lässt. Vielleicht werde ich das Gefühl haben, dass ich nicht mehr kann und mich fragen was das Alles soll. Vielleicht wer...