Er strich ihr eine Strähne hinters Ohr und beugte sich vor. Küsste ihren Hals, ihre Wange, ihre Stirn, ihre Nase, ihren Mund. Sie verzog keine Miene. Ließ es einfach über sich ergehen. Ließ ihn gewähren.
Doch sie wollte viel lieber in einem schicken Restaurant sitzen, ihn verliebt anschauen oder bloß in seinem Arm liegen.
Er fuhr mit seinen Fingern ihre Gesichtszüge nach, wanderte hinunter zu ihrem Hals, strich über die Schlüsselbeine und ließ seine Hand unter ihr Top gleiten. Sie stieß die angehaltene Luft aus. Doch sie ließ ihn noch immer gewähren. Sie ging sogar so weit und legte ihre Hände auf seinen Rücken. Strich darüber, doch sie fuhr nie unter den Stoff seines Oberteils.
Er küsste sie weiter Sie spürte seine Hände auf ihrem Körper. Sie schienen überall zu sein.
Schon wieder lag diese merkwürdige Spannung in der Luft. Sie wusste, würde sie nun wieder abblocken, wäre es vorbei.
Und so ließ sie es geschehen. Doch sie fühlte nichts dabei.
Und deswegen ging er.
Sagte, dass er sie zwar liebte, aber dass er darauf nicht verzichten könnte. Sie weinte. Denn sie konnte sehr wohl Gefühle empfinden, doch sie konnte nicht das fühlen, was alle anderen fühlten.
Sie war anders.
Und sie hatte wirklich gedacht, dass er es akzeptieren könnte.
Sie hatte sich getäuscht.
Und ihn enttäuscht.
„Verzeih mir", sagte sie. Ihre Stimme hallte durch die leere Wohnung. „Aber ich bin nicht wie du."
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Verzeihung
Short StoryGleichheit Gleichberechtigung Menschenwürde existieren nicht einmal auf dem Papier. - eine Stimme für die Menschen, die selbst nicht für sich einstehen können - TW: Depression, Essstörungen