Und

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„Lach doch mal."
„Das Leben ist schön."
„Wieso bist du denn so traurig?"
„Das ist bestimmt nur eine Phase."
„Schlaf eine Nacht darüber. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus."

Doch sie wusste es besser. Die Welt wurde nicht schöner. Sie hatte aufgehört, sich zu erklären, fehlten ihr doch die richtigen Worte. Keiner schien zu verstehen, warum sie aufgehört hatte zu lachen. Sie konnte ihnen keine Antwort geben, sie verstand es ja selbst nicht. Es gab keine Erklärung, keinen Grund. Das Leben war schön. Nur nicht für sie.

Sie lebte ihr Leben, als sei sie bereit zu sterben. Vielleicht war sie es. Manchmal wollte sie es. Manchmal, wenn sie überhaupt etwas fühlte. Denn sollte es soweit kommen, fühlte sie sich tot.
Lachen tat weh. Lachen war schwer. Deswegen lachte sie nicht mehr. 

Die Abende waren für sie am schlimmsten. Sie fürchtete sich vor der Nacht. Wenn sie im Bett lag und nichts dagegen tun konnte. Wenn sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Wenn sie das Gefühl hatte zu ersticken. Wenn sich ihre Hände ins Laken krallten. Wenn sich ihr Körper aufbäumte. Wenn sie das Schluchzten unterdrücken musste, damit keiner sie hörte. Wenn ihr alles zu Kopf stieg. Wenn sie sich doch geborgen fühlte.

Keiner würde es verstehen, deswegen sprach sie nicht mehr. Würde sie ihnen sagen, dass der Schmerz beruhigend war, würden sie sie einweisen.
Sie verstanden sie nicht.
Sie verstanden nicht, dass es besser war Schmerz zu fühlen, als nichts zu fühlen. Doch sie wollte ihnen keine Angst machen. Sie machten sich schon genug Sorgen.
Das wollte sie nie. Sie wollte nie, dass jemand mit ihr litt. Es tat ihr so leid. So schrecklich Leid.
„Verzeiht mir."

VerzeihungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt