Mit seiner Kapuze tief ins Gesicht gezogen, saß er auf einer Mauer vor einem kleinen Teich. Gedankenverloren schmiss er Brotstückchen in das Wasser und beobachtete die Enten, welche sich mit Inbrunst auf die Nahrung stürzten.
Er lächelte. Schloss die Augen und genoss die Wärme der starken Sommersonne.
„Mami", riss ihn eine aufgeregte Stimme aus den Gedanken. Er öffnete seine Augen einen Spalt und sah ein junges Mädchen, welches ungeduldig an der Hand seiner Mutter zog und mit der anderen zu den Enten zeigte, welche die letzten Reste des aufgequollenen Brots verschlangen. „Ich will sie füttern."Er registrierte, wie die Mutter genervt aufstöhnte, in dem kleinen Beutel über ihrer Schulter nach etwas Nahbarem suchte und dann ergeben den Kopf schüttelte.
„Aber ich will sie füttern", quengel die Kleine und stampfte wütend mit dem Fuß auf. In ihren Augen sammelten sich Kullertränen. Sein Herz wurde weich.Er schielte auf den Mauervorsprung und entdeckte einen kleinen Rest Brot. Er griff danach und stand auf. Ging auf das kleine Mädchen zu, dessen Unterlippe zu beben begonnen hatte. Er lächelte und streckte ihr das Brot entgegen. „Damit kannst du die Enten füttern."
Ihre großen Augen begannen zu Strahlen, eine letzte Träne rollte über ihre Wange, ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, welches heller als die Sonne war.„Danke", quietschte sie und wollte andächtig nach dem Brot greifen, als ein Schatten zwischen sie fiel und ihre Mutter den Kontakt unterbrach. Abschätzend sah sie ihn an, ließ ihren Blick über seine Haut wandern und griff nach ihrer Tochter.
„Hat Mami dir nicht gesagt, dass du nichts von Fremden annehmen sollst?" Ohne ein weiteres Wort verschwand sie mit dem nun wieder weinenden Mädchen.Traurig ließ er den Kopf sinken. Schmiss das Brot wütend in den Teich. Es hatte sowieso viel zu heller auf seiner dunklen Haut gewirkt.
„Verzeihen Sie", sagte er verächtlich. „Dass meine Haut so schwarz wie Ihre Seele ist."
DU LIEST GERADE
Verzeihung
Short StoryGleichheit Gleichberechtigung Menschenwürde existieren nicht einmal auf dem Papier. - eine Stimme für die Menschen, die selbst nicht für sich einstehen können - TW: Depression, Essstörungen