Er saß Zuhause. Der Fernseher lief, das Radio lief, die Zeitung lag neben ihm, doch er konnte sich auf nichts konzentrieren. Weil ihn nichts davon interessierte.
Sein Blick fiel nach draußen. Schnell zog er den Kopf ein, als er ein bekanntes Gesicht erblickte. Traute sich nicht, wieder nach oben zu blicken. Hätte er es getan, hätte sein Kollege ihn sehen können. Hätte klingeln und fragen können, wieso er denn noch Zuhause war, obwohl er doch gleich nach der Arbeit zu seiner Schwester nach München musste.
Er hatte keine Schwester zu der er fahren könnte.
Doch noch weniger hätte er mit seinen Kollegen in ihre Stammkneipe fahren und mit ihnen ein Bier trinken können. Es ging nicht. Ihm wurde bei dem Gedanken an diese gesellige Runde heiß und kalt. Sein Herz raste. Sein Atem ging flach. Hastig atmete er ein, verschluckte sich, ihm wurde für einen Moment schwarz vor Augen.
„Verzeih mir", japste er. „Verzeih mir."
Er dachte an seinen toten Vater, dessen letzter Wunsch es war, dass er doch seine Angst ablegen möge. Dass er es schaffen würde, am sozialen Leben teilzunehmen.
Er hatte es sich wirklich zu Herzen genommen, obwohl es ihm wieder einmal gezeigt hatte, dass auch sein Vater es nicht verstand. Niemand schien zu verstehen, dass es nicht nur eine Angst war.
Es war mehr. Es war ein Teil vom ihm
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Verzeihung
Short StoryGleichheit Gleichberechtigung Menschenwürde existieren nicht einmal auf dem Papier. - eine Stimme für die Menschen, die selbst nicht für sich einstehen können - TW: Depression, Essstörungen