Kapitel 1

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"Emily du musst es ihm sagen.", hörte ich Niall wie er auf mich einredete. Er wiederholte sich seit Stunden, sagte mir jedes Mal den gleichen Satz. Dass ich es Liam sagen musste. Doch was ist wenn selbst ich nicht mit dem Geheimnis umgehen konnte? Wenn selbst ich mit der ganzen Situation überfordert war? Mein Herz sagte Ja, mein Bauchgefühl sagte Nein. Schon der Gedanke daran Liam alles zu beichten, brachte meinen Magen dazu sich schmerzhaft zusammen zu ziehen. 

"Hörst du mir zu Emily? Wenn du es ihm nicht erzählst , sage ich es ihm persönlich. Du kannst nicht jede Kleinigkeit vor der du Angst hast, verschweigen. Erst recht nicht dieses Geheimnis. Er hat nämlich das Recht es zu erfahren.", redete er auf mich ein. 

"Ich kann nicht.", schluchzte ich, bevor ich panisch meine Tasche packte und aus dem kleinen Cafe stürmte. Wir hatten uns schon oft dort getroffen, unter anderem weil er der einzige war dem ich vertrauen konnte. Dies dachte ich zumindest zunächst, aber seit dem er mich unter Druck gesetzt hatte, dass er es Liam sagen würde wenn ich mich nicht überwinden würde, wusste ich nicht mehr wem ich trauen sollte. 


Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl das jeder mein Vertrauen missbrauchte. Auch wenn ich es mir zu dem Zeitpunkt nicht eingestehen wollte, war ich im Endeffekt diejenige die das Vertrauen der anderen missbrauchte. Alles was ich bei anderen hasste, dass jemand mich anlüge, das jemand ein Geheimnis vor mir hatte, genau die Dinge tat ich selber. Doch das alles war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, weil es wieder einmal nur um mich ging.

Es ging um das Geheimnis, welches mich so sehr überforderte, dass ich nicht mehr wusste was richtig und was falsch ist. Das schlimmste hier dran war jedoch Letzen endlich nicht die Überforderung selbst, sondern das Lügen. Die Lügen die ich Liam ins Gesicht sagte, seit Wochen. Wobei es eher Lügen waren die ich ihm am Telefon sagte. Monate war er weg gewesen, auf Tour. Er hatte endlich wieder einen Platz in der Gesellschaft gefunden, war außerdem glücklich. Nicht mehr der junge Mann von damals, der von Trauer und Wut beherrscht wurde. Zum ersten Mal seit einem Jahr war er aufrichtig glücklich, auch wenn er die meiste Zeit nicht zu Hause war. Die Freude von ihm, die man aus seiner Stimme hören konnte, war nicht zu überhören. Wenn ich ehrlich mit mir selber war, hasste ich mich selber dafür, dass ich wieder diejenige war, die mit seinen Gefühlen spielte. Denn als er weg war, konnte ich lügen ohne diese Reue zu spüren. Doch alles ist anders wenn du nicht mehr mit der Person über das Telefon kommunizierst, sondern es verändert sich alles wenn die Person vor die steht. Reue war das erste was ich verspürt hatte, als er vor unserer Haustür stand. Vor unserer gemeinsamen Wohnung, in der wir uns vor Monaten geschworen hatten, dass ab diesem Moment an unsere Beziehung ehrlich sein würde. Sein Lächeln, das Glück welches er verspürt hatte mit meinem Anblick, brachte Unruhe zurück in mein Leben. Ich hatte versucht zu lächeln, hatte es mir aufgezwungen, damit wenigstens er weiterhin glücklich sein konnte, aber es war falsch. Denn er lebte in einer Scheinwelt, was genau so schlimm war in meinen Augen, wie wenn er traurig war. Doch mein Egoismus war stärker als mein Mitgefühl, weshalb ich mich tiefer in die Lügen vergrub.

Jeder kennt jedoch diesen einen Moment indem die Lügen einen erdrücken. Man will mit einem reden, empfindet diesen Zwang allen Frust heraus zu lassen. Genau das tat ich dann auch. Ich traf mich jeden Tag aufs Neue mit Niall, anstatt mich um meinen Freund zu kümmern. Auch wenn ich wusste das Niall mir jedes Mal das gleiche sagen würde, nämlich das ich mit Liam reden sollte, so traf ich mich dennoch mit ihm. Aber genauso flüchtete ich Jedes Mal aufs Neue aus dem Café. Man könnte sogar sagen, es war zum Alltag geworden. Jeden Tag flüchtete ich aus dem Haus, log Liam weiter an, indem ich sagte ich würde zu einer guten Freundin gehen. In Wirklichkeit flüchtete ich aber um mit jemanden reden zu können, einer Person die wie ein Geschwisterteil für mich war. Liam würde es falsch verstehen wenn ich ihm sagen würde dass ich mich mit Niall treffen würde. Zwar wusste ich in Wirklichkeit nicht wie er reagieren würde, dennoch linderte es die Reue indem ich mir einredete er würde eifersüchtig werden.

Breach of love (One Direction FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt