9. Kapitel

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Das weinen kam vor Freude.

Dame: "herzlichen Glückwunsch. Sieht aus, als würden sie Drillinge bekommen."

Yusuf schrie einfach vor Freude und fing an "Alhamdulillah" zu sagen, während er weinte.
Ich sagte das auch innerlich 100 mal. Ich war so glücklich. Jetzt könnte nichts und niemand meine Familie mir wegnehmen.

Dame: "aber..."

Yusufs Freude und lächeln verschwand.

Dame: "Das eine Kind sieht nicht gesund aus... Wahrscheinlich wird das gleich nach der Geburt sterben. Es tut mir leid."

Yusuf und ich sagten nichts. Sobald wir die Erlaubnis hatten rauszugehen, taten wir das auch.
Ich nahm mir ein Termin für den nächsten Monat, da das "ungesunde", wahrscheinlich "behinderte" Kind, untersucht werden musste.
Ich gab die Autoschlüssel Yusuf und er fuhr. Uns ging es beiden nicht gut. Wir sprachen die Fahrt über kein einziges Wort.

Zu Hause angekommen warf ich mich auf das Sofa und fing an zu weinen. Drillinge, aber ein behindertes... Das war meine Prüfung von Allah. Allah will meine Geduld, meine Kraft testen...

Yusuf kam zu mir und umarmte mich fest.

Yusuf: "Wein nicht Aliya. Das ist der Test von Allah. Wir überstehen es. Mach dir keine Sorgen. Du wirst die beste Mutter für unser nicht gesundes Kind. 3 Kinder auf einmal. Stell dir vor wie schön das wird."

Ich: "sie meinte aber, das Kind wird nach der Geburt sterben."

Ich weinte jetzt noch mehr.

Yusuf: "das kann sie nicht wissen. Allah weiß es am besten. Und wenn, dann wird es ins Paradies kommen, merk dir das Engel. Mach dir kein Kopf. Wir schaffen das."

Mit diesen Worten ging ich in die Küche und kochte was zu essen.
Ich war so schlecht drauf, dass ich keine Gesichtsausdrücke hatte.

An dem Tisch nahm ich mir das Telefon, und rief erst Muhammed Abi an.

Ich: "selamun aleykum Abi."

Fatıma: "Abi değil Schatz. Fatıma ben. Aleykum selam."

Ich musste lächeln.

Ich: "ich habe eine schlechte Nachricht. Sie leitet sich aber von einer guten ab."

Fatıma: "sag mir erst die gute Nachricht liebes."

Ich: "ich bin schwanger. Und zwar Drillinge."

Ich hörte wie Fatıma laut schrie. Das machte mich richtig glücklich.

Fatıma: "und die schlechte?"

Ich: "eines davon ist behindert."

Jetzt kam keine Stimme mehr vom Telefon.

Fatıma: "ich gebe deinem Bruder..."

Sie gab meinem Bruder das Telefon und ich sagte ihm, dass er entweder Neffen oder Nichten bekommen wird, die eine aber behindert sein wird.

Mein Bruder war trotzdem glücklich und meinte, dass er immer hinter mir stehen wird.
Das machte mich glücklich und gab mir Kraft...

*Neun Monate später*

Es ist soweit. Ich liege im Krankenhaus, und warte auf mein Kaiserschnitt. Ich bekomme 2 Jungs und ein Mädchen. Eines der Jungs wird das ungesunde sein. Aber Allah weiß es am besten.
Mein Mädchen, mein Engel, wird Cennet heißen. Die Jungs Ali und Mert. Ich, meine besten Freunde und meine Familie freuen sich schon auf die drei.

Doktor: "wir nehmen Sie jetzt mit für den Kaiserschnitt."

Ich war einverstanden und wir gingen in den OP Saal. Yusuf kam mit rein und hielt die ganze Zeit meine Hand.
Während der OP sah Yusuf mir tief in die Augen und ich tat das gleiche. Konzentriert, aber sagte nichts. Ab und zu lächelte er, aber ich wusste den Grund nicht. Immer wenn er lächelte, erwiderte ich es. Seine großen blauen Augen trafen auf meine Augen. Alhamdulillah für alles. Plötzlich unterbrach ein schreien und kreischen die Stille zwischen mir und Yusuf. Ich bekam Freundestränen und Yusuf ebenso, weil wir wussten, was es für ein schreien war.
Meine Babys weinten, aber nicht mehr normal. Langsam machte ich mir sorgen.
Eine Schwester kam und hielt mein Mädchen vor mein Gesicht und Cennet hörte auf zu weinen. Dieses Mal ging ich aber an zu weinen. Vor Freude.

*Zimmer 120*

Meine Drillinge schliefen und meine besten Freunde, meine Brüder und Fatıma waren auch im Zimmer. Man sah Mert seine Behinderung an, aber das gab mir immer mehr Kraft.

Maryam und Enbiya hatten Cennet auf dem Arm. Muhammed Abi hatte Ali und ich hatte Mert. Ich brauchte jede Sekunde mit meinem Sohn.
Wie schön sich das anhört. Mein Sohn.
Ich roch an ihm und drückte ihn immer an mein Gesicht, bis mir plötzlich was auffiel...

Aliya: "Mert.."

Muhammed Abi: "noldu?!"

Aliya: "MERT ATMET NICHT!"

Ich schrie und fing an zu weinen. Ich schrie und schrie bis eine Krankenschwester kam. Sie nahm mir mein Sohn weg und brachte ihn weg.
Ich schrie nach Mert und weinte. Ich wollte aufstehen, aber mir tat alles weh.

Aliya: "Oğlum..."

Ich war fertig, aber stand endlich auf.
Yusuf lief der Krankenschwester schon hinterher, genauso wie meine Brüder.

Enbiya, Maryam und Fatıma versuchten mich zu beruhigen, was wirklich schwer war.

Enbiya: "Beruhig dich Aliya, bitte."

Sie weinten mit mir...

Muhammed Abi, Mustafa Abi und Yusuf kamen mit Tränen in den Augen in das Zimmer.

Aliya: "NOLDU?! NEDEN KIMSE KONUSMUYOR?! Yusuf birsey de. Abi birsey de. Nolur..."

Ich fing an zu weinen. Jetzt nicht mehr laut, sondern leise. Immer leiser und leiser. Ich weinte in mir, bis ich Yusufs arme um mich spürte.

Aliya: "Yusuf.."

Ich konnte nicht mehr ordentlich sprechen.

Ich verbrach den Tag mit den Kindern im Krankenhaus. Alle anderen waren schon gegangen und Yusuf meinte, er würde mich morgen abholen kommen, denn morgen dürfte ich gehen.

Ich stillte noch kurz meine Kinder und legte mich dann hin. Ich konnte aber nicht schlafen, da meine Gedanken an Mert waren. Sie waren eigentlich Drillinge, jetzt nur noch Zwillinge. Cennet und Ali...

Sabr - Mein LebensmottoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt