Ein Angebot

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Erschöpft ließ Hermine sich auf ihr kleines Bett in ihrer Wohnung sinken und schloss die Augen. Nach ein paar weiteren Stunden, die sie im Wald herumgeirrt war - wohlgemerkt mit Schmerzen -, hatte sie April endlich gefunden, die es sich auf einer Lichtung bequem gemacht hatte. Nach langer Suche hatte sie das schöne Tier wieder zurück zum Gestüt ihrer Freundin gebracht, die sich bereits um sie und die Stute gesorgt hatte. Danach hatte sie sich erschöpft in ihre kleine Wohnung geschleppt.

Der scharfe Schmerz zwischen ihren Beinen war beinahe verschwunden, nur ein dumpfes Pochen war noch zu spüren. Sie langte nach ihrem Zauberstab und sprach einen Verhütungszauber, der ihr einen kleinen Schauder durch den Körper jagte. Danach verkroch sie sich unter ihrer weichen Bettdecke, ohne sich umzuziehen.

Dracos Angebot ging ihr nicht aus dem Kopf. Ihr Gehirn sagte ihr, dass es falsch wäre, anzunehmen, doch ihr Körper rebellierte: Sie würde endlich das bekommen, was sie immer gewollt hatte! Sie wäre eine törichte Närrin, abzulehnen, so eine Chance würde sie nie wieder bekommen! Auch wenn er nun mal Draco Malfoy war...

Nun gut, es war bereits passiert, es wäre nicht ihr erstes Mal. Dennoch. Er war immer noch der selbe! Sie hatte keine Beweise, dass er sich seit dem Krieg geändert hatte. Und konnte sie seinem Wort wirklich vertrauen und ihm eine zweite Chance geben?

Seufzend drehte Hermine sich im Bett um, sie kam einfach zu keinem richtigen Ergebnis. Schließlich setzte sie sich auf und lehnte sich an das Bettgestell. Zwar wusste sie nicht, ob er die Wahrheit gesagt oder gelogen hatte und sie wollte auch nicht als das naive Dummchen dastehen, doch irgendwie... eine zweite Chance würde nicht schaden. Und die würde sie ihm in jener Art von Beziehung geben. Wenn sie merkte, dass Draco sie nur ausnutzte, konnte sie immer noch stoppen.

Und wie sagte ein Sprichwort so schön? Probieren geht über studieren! Sie würde sich auf ihn einlassen, sie konnte das Arrangement jederzeit beenden. Hermine würde Draco eine zweite Chance geben und gleichzeitig selbst davon profitieren. Ja, das klang gut.

Beruhigt legte sie sich wieder hin und hüllte sich erneut in den weichen Stoff, der zart ihre Haut umspielte. Zufrieden schloss sie die Augen, genoss das Gefühl, endlich eine Entscheidung getroffen zu haben. Vorfreude bildete sich und löste ein angenehmes Prickeln in ihrem Bauch aus, welches sie wohlig schnurren ließ. Sie schloss die Augen und hieß den ruhigen Schlaf wilkommen.

oOoOoOo

Es klopfte an der Wohnungstür und Hermine sah von ihrer Lektüre auf. Da sie keinen Besuch erwartete, wusste sie ganz genau, wer da vor ihrer Tür stand: Draco. Aufgeregt legte sie jene zur Seite und stand auf, vorher hatte sie auf einem bequemen Stoff-Sessel gesessen. Auf dem Weg zur Tür kam sie an einem Ganzkörperspiegel vorbei, der vor einer Wand stand. Hastig warf sie einen Blick hinein, glättete ihre Kleidung, richtete sich die wilden Locken.

Seit der gemeinsamen Nacht vor ein paar Tagen hatte er sich nicht blicken lassen. Entweder hatte er ihr Zeit zum Nachdenken geben oder sie schmoren lassen wollen. Doch ihr Entschluss stand fest: Sie würde sich auf ihn einlassen, wenn nötig könnte sie ihre Beziehung jederzeit beenden. Tief atmete Hermine ein und öffnete die Tür.

Wie erwartet stand Draco in einem weißen Hemd und schwarzer Jeans vor der Tür. ,,Hi", begrüßte sie ihn. ,,Hi", antwortete er und schlängelte sich an ihr vorbei in ihre Wohnung. ,,Hey, ich hab dich nicht reingebeten!", protestierte sie, schloss jedoch die Tür und drehte sich um, die Arme beleidigt unter der Brust verschränkt. ,,Wir können diese Angelegenheit auch draußen im Hausflur besprechen, wenn dir das lieber ist", kam es grinsend von ihm, während er sich ungefragt auf dem Sofa niederließ.

Sie presste spielerisch die Lippen zusammen, ehe sie sich in den Sessel gegenüber des Sofas niederließ. Das schwarze Kunstleder gab nach und kühlte ihre Haut, dort wo ihre Hände das Material berührten. ,,Du hast dir ganz schön viel Zeit gelassen", stellte sie fest und setzte sich aufrecht hin. ,,Ja, habe ich", erwiderte er. ,,Ich wollte dir Zeit zum Nachdenken geben."

Zufall mit FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt