-Sig-Tyr-Odal-

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„Aufstehen!"

Müde ziehe ich mir die Decke über den Kopf. Ich hab absolut keine Lust... Wen interessiert auch schon Schule?

„Aufstehen, ihr zwei!"

Zwei? Hä? Was? Als mir auffällt, dass die Stimme, die mich anschreit, nicht zu jemandem aus meiner Familie gehört, schrecke ich hoch. Ich befinde mich in einem kleinen Raum...mit Irenka...und Johann.
Seufzend verdrehe ich dir Augen. „Kann ich nicht einfach aus diesem Albtraum aufwachen?", murmle ich müde.

„Was?" Johann, der schon seine Uniform trägt und dessen Haare schon wieder perfekt sitzen, sieht mich verwirrt an.
„Nichts..." Gähnend krieche ich aus dem Bett und sehe zu Irenka, die...natürlich schläft.
„Alta lass misch schlafen. Ick will nisch in Schule, maaan."
Ich packe sie am Arm und ziehe sie aus dem Bett. „Steh auf, Irenka!"
Mit einem Knall landet sie auf dem harten Holzboden und murmelt dabei ein verschlafenes „Alter"

Mit Johann und Lara betreten wir das Gebäude, das uns jetzt schon etwas bekannter erscheint.
„Stefanie", Johann wendet sich an die Empfangsdame, die heute noch unmotivierter aussieht als gestern.
„Ja, Herr Obersturmbannführer?"
„Stellen Sie diesen zwei Damen endlich ihre Ausweise aus." Seine Stimme klang ebenso freundlich, wie bedrohlich.
„Na schön, hier sind die Formulare, die ausgefüllt werden müssen." Gelangweilt schiebt sie uns den altbekannten Stapel zu.
„Die haben wir doch schon ausgefüllt! Zwei Mal!"

Währenddessen hat Irenka wieder mal heimlich ihre Kamera gezückt. „Hey hey, jo, wir sind jetzt hier in...in joa in diesem Nazi-Haus. Heute gibt's Ausweis-Tutorial zweita Weltkrieg Edition! Heute zeig isch euch wie man die Ausweis rischtig ausfüllen tut"
Ich lande wirklich in der Klapse, wenn das hier so weitergeht!
„Achja, richtig." Stefanie verzieht das Gesicht und betrachtet unsere ausgefüllten Formulare missbilligend. „Dieses unleserliche Zeug. Die Formulare von Fräulein...Irenka Du...Du... Na wie auch immer. Ich kann sie nicht lesen."

„Isch schreib doch voll schön!", protestiert Irenka verletzt.
„Ja, natürlich. Du schreibst als hättest du nie eine Schule von innen gesehen, Mädchen. So kann ich nicht arbeiten, Herr Obersturmbannführer", dabei schüttelt sie theatralisch ihren Kopf.
Johann verdreht die Augen. „Dann soll sie Ihnen eben noch mal genau... "übersetzen", was sie geschrieben hat." Mit diesen Worten flüchtet er kopfschüttelnd zu seinem Büro.

Also geht Stefanie Berg den halben Fragebogen mit Irenka nochmal durch. „Stellung zu Nationalsozialismus... Was soll das denn da heißen? 'Richtick nice bros hirr. Mag di Flaacke'?" Stefanie blickt verwirrt von den Formularen auf.
„Ja, ick find die Typen hier richtig nice. So voll krass nett und so. Und isch mag Flagge." Irenka scheint das Problem nicht zu verstehen.

„A ja...so so..." Stefanie wendet sich einfach der nächsten Frage zu und runzelt die Stirn. "Was soll das denn sein? Ist das überhaupt unsere Sprache?"

„Ne, det sin Runen. So alte Schrift, ne?" Irenka grinst breit und ich sehe sie fassungslos an. Ihre Rechtschreibung ist so schlecht, dass ich sie manchmal mit einem Duden verprügeln könnte, aber sie kann die Runenschrift? Hä? Plötzlich macht dieses Mädchen noch weniger Sinn als vorher...

Nach einer gefühlten Ewigkeit sind Irenka und Stefanie das gesamte Formular noch mal durchgegangen. Dann heißt es noch warten und dann endlich halten wir unsere Ausweise in Händen. Na geht doch!
„Und dir Mädchen, würde ich raten die deutsche Sprache zu lernen", meint Stefanie noch, als sie Irenka den Ausweis in die Hand drückt.
„Ey, Isch sprechen perfekt Deutsch!"

Ohne einen genaueren Blick darauf zu werfen, will ich schon zu Johanns Büro gehn.
„Du Ell?"
„Was ist?"
„Schreibt man Ausweis eigentlisch mitn ß?"
„Nein...tut man nicht. Sieh doch einfach auf deinem Ausweis nach!" Ihr ernst?
„Tu ick ja... Da steht det mitn scharfm s..." Irenka wirkt deutlich verwirrt.
„Was?!" Ich sehe mir den Ausweis an. In altmodischer Schrift steht dort "Außweihss". Das darf doch nicht wahr sein! Ich schlage mir genervt mit der flachen Hand gegen die Stirn...Wenn das so weiter geht, brech ich mir noch den Schädel!
Mit energischem Schritt marschiere ich in Johanns Büro.

„Habt ihr eure Ausweise?", fragt er, ohne von seinem Schreibtsich aufzusehen.
„Wir haben da ein Problem", meine ich ernst.

Das Geschrei, das darauf folgt, ist ohrenbetäubend. „Bist du von allen guten Geistern verlassen!" Wütend knallt der Obersturmbannführer Stefanie die Ausweise vor die Nase.
„Sie machen das nochmal! Und diesmal gefälligst richtig, verdammt noch mal!"

Und das, meine Kinder, ist die Geschichte, wie wir zu unseren Ausweisen kamen.

***

Und dann landen wir, wo wir schon oft genug für meinen Geschmack waren. In Adolf Heils Büro.

Diesmal öffnet Obersturmbannführer Blitz die Tür ohne zu Klopfen. Adolf bemerkt uns offensichtlich nicht, denn er ist ganz darin vertieft ein kleines Panzermodell auf seinem Schreibtisch zusammenzubauen. Also hat Johann mit seiner Bemerkung am vorherigen Tag sogar recht gehabt...

Johann räuspert sich und Adolf zuckt kurz zusammen. „Johann, kannst du nicht anklopfen?!" Schnell lässt er das Panzermodell in einer Schublade verschwinden. „Was machen die zwei denn schon wieder hier? Kannst du sie denn nicht endlich mal loswerden?" Man sieht ihm an, dass er keine Lust hat sich mit uns herumzuärgern.

„Nein, hör mal. Die zwei wollen einen Film drehen...", beginnt Johann.
„Ja, schön für sie. Sollen sie doch. Und was geht mich das an?" Seine blauen Augen durchbohren uns förmlich.

„Sie wollen den Film hier drehen." Eigentlich bin ich überrascht, dass Johann sich so für uns einsetzt. Naja er glaubt allerdings auch dass wir hier einen Film für Nazis drehen wollen...und kein dämliches Schulprojekt.
Adolf erhebt sich abrupt aus seinem Stuhl. „Kommt gar nicht in Frage! Damit sie hier noch mehr Unruhe stiften?"
„Ach bitteeee, Adi. Wir brauchn det Film-Projekt wirklisch! Für Schule! Der Lindemann killt uns sonst!" Irenka sieht ihn flehend an und beginnt dann einfach gnadenlos zu heulen. Ich weiß, dass das nur gespielt ist, aber für die anderen im Raum muss es wohl recht echt gewirkt haben.
„Lindemann?...Der ist ja...ach egal"

Adolf scheint kein Wort zu verstehen, wirkt von Irenkas Gefühlsausbruch eher irritiert und etwas verunsichert. „Äh...Johann, können wir einmal reden... Unter vier Augen?"
Der Obersturmbannführer wirft uns einen kurzen Blick zu und ich zerre eine immer noch schluchzende Irenka mit mir raus ins Vorzimmer.
Drinnen scheint eine hitzige Diskussion auszubrechen in der nicht selten der Name Engelbert fällt. Nach zehn Minuten kommt Johann mit triumphierendem Grinsen aus dem Büro. „Ich werde euch jetzt dem Obergruppenführer vorstellen."
Mein erster Gedanke: Oh-oh. Mein Zweiter Gedanke: Wer bei Odins Bart ist denn Engelbert?

Wir stehen vor einer großen Tür mit vergoldeten Klinken und einem ebenso goldenen Schild daneben.
„Obergruppenführer Wolfe Engelbert", lese ich laut vor und frage mich wer das sein soll.
Johann drückt mich unsanft beiseite, sodass ich fast umknicke und klopft energisch an die Tür.
„Jaaaa", tönt eine raue Stimme von innen und eine ältere Frau öffnet die Tür.
„Heil Hitler" begrüßt Johann den Obergruppenführer, der mit genervten Blick in einen Spiegel schaut.
Johan dreht sich mit bösem Blick zu uns bis wir beide ebenfalls „Heil Hitler" rufen....Wenn ich das noch einmal machen muss, steche ich dabei jemandem die Augen aus!

„Obergruppenführer Wolfe, ich bin hier um Sie zu informieren, dass diese zwei Damen, sich daran interessieren einen Propagandafilm für das Reich zu drehen", bei diesem Satz wirkt Johann richtig verklemmt und leicht...Arschkriecherisch...

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wie geht es wohl weiter bei den Abenteuern von Elena und Irenka :D
bleibt drann ;)

unter roten FahnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt