Vorwärts Marsch!

2.2K 108 59
                                    



„Herr Obersturmbannführer, was bilden Sie sich eigentlich ein, unangemeldet einfach in meinem Büro zu erscheinen und zwei...Mädchen mitzubringen, die wohl eher in die Schule als hierher gehören?", Johann sieht versucht unbeeindruckt aus, als Engelbert sich ihm bedrohlich nähert und ihn mit seinen blau-grauen Augen eindringlich mustert.

Im Vergleich zu ihm wirkt Adolf Heil, den ich ja anfangs schon beunruhigend fand, völlig harmlos. Es war als würde man einen Chihuahua mit einem deutschen Schäferhund vergleichen... Adolf steht in diesem Falle selbstverständlich für den Chihuahua.

„Jawohl, Herr Obergruppenführer. Ich bitte um Verzeihung. Es ist jedoch ein äußerst wichtiges Anliegen. Wobei ich erneut um Verzeihung bitte, dass ich hier unangemeldet erscheine", so habe ich Johann bis jetzt noch nie erlebt...und was würde passieren, wenn er mit Hitler sprechen würde? Interessanter Gedanke...wobei ich mir diese...Freude lieber ersparen würde.

Andererseits sind wir ja auch noch niemanden, außer Adolf, begegnet, der einen weitaus höheren Rang hat, als Johann. Vielleicht ist dieser übermäßige Respekt, um es nicht Arschkriecherei zu nennen, ja Standard.

„Johann, zeigen sie etwas Rückgrat. Was wollen Sie von mir?", genervt streicht er sich die weißen Haare zur Seite, worauf man eine Narbe auf seiner Wange sehen kann...Also der sieht mal wirklich aus wie n Bösewicht.

Das unterstreicht die Uniform mit den unglaublich vielen Orden noch. Genauso wie die ständige militärische Haltung und die ebenso strengen Gesichtszüge.

„Jawohl, Herr Obergruppenführer. Ich wollte Sie nur darüber informieren, dass diese zwei Mädchen einen Propagandafilm zugunsten des Reiches drehen wollen. Dies sind Elena Adler und Irenka Dušanka", Johann macht dabei eine dramatische Bewegung in unsere Richtung.

„Propagandafilme...JA das ändert natürlich so einiges... Vor allem, wenn er von Jüngeren stammt. Immerhin liegt es ja an uns die Jugend zu bekehren. Und wer könnte das besser, als die Jugend selbst? BRUNHILDE, bringe mir die Formulare" ruft er grimmig seiner...Sekretärin? zu. Wenn ich das Wort Formular schon höre...Ich könnte durchdrehen! Bin ich für den Müll zuständig?

„Äh, welche Formulare, Herr Ober...gruppenführer? ", ich starre ihn abwesend an, während er sich zu seinem Schreibtisch begibt.

„Formulare für die Filme, ihr braucht eine Erlaubnis, da man ansonsten ja vermuten könnte ihr seid Spione", er öffnet eine Schublade seines Schreibtischs und holt eine Pfeife heraus, die er sich sofort anzündet.

Eine Frau, die vielleicht zehn Jahre jünger als Engelbert ist, betritt den Raum. Sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm, nicht äußerlich...eher was ihre Haltung betrifft. Streng, abweisend und militärisch. Bei Odin, gibt's hier keine normalen Leute?!

„Liebling, ich habe deine Formulare und ich habe dir einen Tee gemacht", Brunhilde sieht zu seiner brennenden Pfeife „Engelbert, du sollst doch nicht drinnen rauchen. Mach wenigstens ein Fenster auf!"

Beleidigt steckt der Angesprochene seine Pfeife weg und nimmt die Teetasse in die Hand. Mit der anderen schiebt er uns den Stoß mit den Formularen und zwei Kugelschreiber hin. Ich seufze genervt und würde mir am liebsten die Haare ausreißen... So ein sinnloses Affentheater!

Ich nehme den Stoß und drücke den anderen Irenka in die Hände, während wir draußen im Vorzimmer Platz nehmen.

„Alter isch mach det ned! Ick hab kein Bock auf Formulare! Außadem kann keina mein echt geile Schrift leeesen" beleidigt verschränkt sie die Arme vor der Brust.

„DU FÜLLST DIE FORMULARE JETZT AUS! Wenn nicht dann schlag ich dich grün und blau hast du verstanden, Irenka?" Mir reicht's! Ich fühle wie mein Auge bedrohlich zu zucken beginnt und Irenka mich mit offenem Mund ansieht.

unter roten FahnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt