Im Gebäude werde ich in einen Raum geführt und alleine gelassen. Der Raum ist mit dicken Teppichen, einem Sofa und Stühlen, die mit Samt bezogen sind, ausgestattet. Ich lasse meine Finger über das Samt gleiten, während ich durch den Raum laufe und ihn genauer in augenschein nehme. Es ist ein schöner, prachtvoller Raum, doch wenn man bedenkt, dass hier jedes Jahr jemand gestanden und Abschied von seinen Lieben genommen hat, erscheint mir dieser Raum doch nicht mehr so einladend. Wie viele Tränen hier wohl schon geflossen sind?
Plötzlich öffnet sich die Tür und meine Mutter kommt herein, gefolgt von ,,Katniss!" Eilig stürme ich auf sie zu und falle ihr in die Arme. ,,Prim..." flüstert sie und streicht mir dabei übers Haar ,,Ich... ich wünschte ich hätte etwas tun können. Es war doch nur ein Zettel ich verstehe das einfach nicht. Ich hätte dich beschützen müssen. Es tut mir so leid..." Ihre Stimme bricht ab und ich löse mich vorsichtig aus ihrer Umarmung. ,,Katniss... es ist nicht deine Schuld, du konntest nichts dafür. Niemand konnte etwas dafür, bis auf..." ,,Das Kapitol." beendet sie mit einem verbittertem Unterton in der Stimme meinen Satz. Ich nicke leicht, gehe aber nicht weiter darauf ein, aber Katniss hat Recht. An all dem ist das Kapitol Schuld. Deswegen sterben jedes Jahr 23 Kinder und das seit 73 Jahren. Alles nur wegen dem verdammten Kapitol. Ich versuche das Thema zu wechseln und frage sie deshalb ob es ihr wieder gut geht, denn ich hab mir ziemlich Sorgen gemacht. Katniss nickt: ,,Ja es geht mir gut." Dann drückt sie meine Schultern und tritt zur Seite. Dann stehe ich meiner Mutter gegenüber mit verweinten Augen. Sie kommt auf mich zu, umarmt mich so fest als wolle sie mich nie wieder loslassen. ,,Mom, es ist okay." Tränen rollen über meine Wangen. ,,Es ist okay..."
Ich weiß nicht wie lange wir so dastehen, aber ein Friedenswächter unterbricht unser Schweigen und meinte, dass die Zeit jetzt zuende sei. Meine Mutter lässt mich los, wischt behuntsam meine Tränen weg und sagt etwas, was ich schon lange nicht mehr von ihr gehört habe: ,,Ich liebe dich, Prim. Vergiss das nie." Dann küsst sie mir auf die Stirn und geht. Ich hätte ihr gerne nachgerufen und ihr gesagt, dass ich sie auch lieb habe, doch ich bin zu überracht und als ich mich gefangen habe ist sie schon weg. Ich renne zur Tür, doch ein Friedenswächter hält mich fest. ,,Mom!" Tränen laufen mir ununterbrochen über die Wangen, doch das stört mich nicht weiter. ,,Mom!" Jemand zieht mich am Arm zurück in den Raum. Zuerst will ich mich wehren, doch dann bemerke ich, dass es Katniss ist. Sie nimmt mich auf den Schoß und streicht mir über den Arm. ,,Schhh. Ist schon gut." Ich vergrabe mein Gesicht in ihrer Schulter und kauer mich auf ihrem Schoß zusammen. Schluchtzer schütteln meinen ganzen Körper. Ich wollte ihr doch nur sagen, dass ich sie auch lieb habe. Jetzt wird sie es nie wieder von mir hören. Ich werde sie nie wieder sehen. ,,Sie weiß wie viel sie dir bedeutet." Aber das reicht nicht. Es reicht nicht wenn sie es nur weiß. Sie soll es auch von mir hören.
Ich versuche mich wieder zu beruhigen, denn der Friedenswächter drängt, uns zu beeilen. Ich stehe auf und atme einmal tief durch. Hab ich mir nicht gesagt ich versuch nicht zu weinen? Hat ja gut geklappt...
Katniss kniet sich vor mich hin, wie sie es heute schon mal gemacht hat. Sie schaut mir direkt in die Augen und nimmt meinezitternden Hände in ihre. ,,Prim, du musst versuchen zu gewinnen." ,,Aber..." Ich will ihr wiedersprechen, denn ich werde die Spiele niemals gewinnen,eine 12 jährige hat keine Chance, doch sie schneidet mir das Wort ab. ,,Versuch es einfach." zischt sie, dann wird ihre Stimme wieder weicher: ,,Bitte Prim. Versuch es. Ich kann mir nicht vorstellen dich jetzt zu verlieren. Ich will es mir nicht vorstellen. Du bist alles was ich habe." Tränen steigen ihr in die Augen. ,,Probier beim Training alles aus und guck was die am besten liegt. Du weißt alles über Pflanzen, nutze dieses Wissen. Vielleicht hast du dann eine Chance.", ,,Vielleicht..." Ich mache mir keine großen Hoffnungen, doch für Katniss will ich es versuchen. ,,Versprich es mir!"
,,Versprochen!"
Dann wird Katniss vom Friedenswächter weggezogen : ,,Pass auf dich auf!"
,,Ich hab dich lieb!" Das war das letzte was ich rufen konnte, bevor die Tür vor meiner Nase zugeschlagen wurde.
Ich lehne mich mit dem Rücken an die Tür und lasse mich auf den Boden gleiten. Ich kann die Spiele nicht gewinnen, Katniss weiß das und jetzt werde ich sie nie wieder sehen. Ich sacke in mich zusammen und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Nie werd ich auch nur einmal ihre Stimmen wieder hören oder ihre Gesichter sehen. Wieder überfällt mich eine Wellle von Schluchtzern und ich wünschte ich würde endlich aus diesem endlosen Alptraum erwachen.
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Die Tribute von Panem - Prims Story
Teen FictionWas wäre, wenn Katniss sich nicht freiwillig gemeldet hätte und für Prim in die Hungerspiele gegangen wäre? In diesem Buch ist es Prim, die sich den Gefahren des Kapitols stellen muss und alles erdenkliche tut um zu überleben. Wird sie es schaffen...