Donnerstag ( 2. / 3. / 4. )

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2. Kapitel: ***Sophie***
Ein schrilles Klingeln riss mich aus dem Tiefschlaf. Murrend schaltete ich den Wecker aus und versuchte gleichzeitig mit zusammengekniffenen Augen die Zahlen zu entziffern. Die digitalen Zahlen zeigten mir an, dass es schon sieben Uhr war. Noch eine halbe Stunde. Schnell zog ich mich an und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Dann tapste ich die Treppe hinunter und setzte mich missgelaunt an den Frühstückstisch. "Guten Morgen!", grüsste mich Dad. Er sass zurückgelehnt auf seinem Sessel und blätterte in einer Zeitung. "Morgen", murrte ich, während ich Milch in eine Schale Müsli kippte. "Was ist denn los?", Dad musterte mich besorgt. "Warum müssen die vom Heim auf unsere Schule gehen?", brauste ich auf. "Die sind doch alle scheisse, haben keinen Anstand und sind total mies. Ausser Zoe natürlich." "Ich weiss, Schatz. Aber sie haben keine Schule im Heim. Mir wäre es auch lieber, sie würden nicht bei uns im Dorf auf die Schule gehen. Aber wir können da leider nichts machen." Dad seufzte. "Es sind ja nur noch zwei Wochen bis zu den Sommerferien. Dann hast du acht Wochen Pause. Die schaffst du noch." "Überleben meinst du wohl eher. Ausserdem sind es zwei Wochen und zwei Tage", korrigierte ich ihn kauend, schluckte und stellte die leere Schale in das Abwaschbecken. Dann hetzte ich die Stufen hinauf, stellte mich vor den Spiegel, putzte meine Zähne und versuchte meine widerspenstigen Haare zu kämmen. Ein Blick auf die Uhr und ich liess es sein. Gestresst rannte ich die Treppe wieder hinunter, zog Jacke und Schuhe an, packte meine Schulrasche, rief Dad "bis später" zu, und verliess eilig das Haus. Draussen zerrte ich mein altes Fahrrad aus dem Schuppen und trat eilig in die Pedale. Dann bog ich auf die gepflasterte Dorfstrasse ein, die in Schlangenlinien hinunter zur Schule führte. Ich wich gerade einem Müllcontainer aus, als ich hinter mir jemanden meinen Namen rufen hörte. "Sophie! Sophie, warte!" Ich drehte mich um, bremste und fuhr im selben Moment durch ein Schlagloch welches mich elegant über die Lenkstange auf den Pflasterboden beförderte...//

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3. Kapitel: ***Josh***
Verdammt. Das wollte ich nicht. Eilig, das Skateboard unter den Arm geklemmt, rannte ich die Strasse hinunter auf sie zu. "Geht's dir gut?", fragte ich besorgt und zog Sophie hoch. "Mit der Ausnahme, dass ich jetzt Kopfschmerzen habe, schon ja." Sie stellte das Fahrrad wieder auf und wollte wieder losfahren, doch ich bremste sie aus. "Lass mich mal, los, auf den Gepäckträger mit dir!" Befahl ich. "Das Ding hält mich doch nicht", protestierte sie. "Doch wird es, und jetzt los!" Widerwillig kletterte sie auf den Gepäckträger und klammerte sich an mir fest. "Wir haben noch drei Minuten!", meinte sie. Eilig trat ich in die Pedale und kurvte in Höchsttempo die Strasse hinunter.
"Eintrag!", verkündete Mrs. Walker unsere Geschichtslehrerin, mit vorwurfsvollem Unterton, als ich leise ins Klassenzimmer schlüpfte. Ich nickte gleichgültig und lief leise zu meinem Platz in der hintersten Reihe neben Logan. "Wo warst du den?" Fragte er. "Kleiner Unfall mit Sophie." "Mit Sophie. Also mit oder gegen sie?" "Klappe Logan", zischte ich, "wir sind Freunde, weiter nichts." "Ruhe!" Mrs. Walker's schrille Stimme liess uns verstummen. Die gesamte Klasse drehte sich zu uns um. "Logan, hör auf zu quatschen und Josh, setz dich bitte nach vorne." Dabei deutete sie auf den Fensterplatz in der vordersten Reihe. Logan grinste, als ich augenverdrehend meine Sachen zusammenpackte und mich nach vorne setzte...//

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4. Kapitel: ***Sophie***
Als um Sechzehn Uhr die Schulglocke endlich klingelte, packte ich meine Mathesachen zusammen, verabschiedete mich von Zoe und lief zu den Fahrradunterständen um meinen Drahtesel zu holen. Wütend schob ich wenig später mein Fahrrad über den Schulhof, die Dorfstrasse hinauf. Die Sonne stand inzwischen senkrecht über mir und die sommerliche Hitze wurde von der Strasse widerspiegelt. Keuchend schob ich das Fahrrad die Strasse weiter, als ich hinter mir jemanden nach mir rufen hörte. "Hey Sophie!" Ich blieb stehen und drehte mich um. Josh, Logan und Georg radelten die Strasse hinauf. "Warum fährst du nicht?" Fragte Josh. "Na, das siehst du doch", entgegnete ich genervt, als sie auf gleicher Höhe wie ich waren. "Irgend so ein Vollidiot hat das Ventil meines Rades aufgedreht und die Luft rausgelassen." Josh musste grinsen und ich sah ihn strafend an. "Sorry", meinte er und dann: "komm, ich kann dich mitnehmen." "Und was machen wir mit dem Rad?" Fragte ich verwirrt. "Ach, das kann ich sonst mitnehmen", meinte Logan spontan. "Und wie willst du das anstellen?", fragte ich erneut und verscheuchte eine Wespe. "Ich zeig's dir", meinte Logan, nahm sein Schloss und verband damit mein und sein eigenes Rad, dann fuhr er weiter die Strasse hinauf. Er drehte sich kurz um und meinte, "siehst du?", und dann etwas lauter, "kommt ihr?" Dankbar setzte ich mich auf den Gepäckträger von Josh's Bike und er fuhr los. Georg radelte grinsend neben uns her und raunte zu Josh, "Angeber!" Er sagte dies zwar leise, doch ich konnte es dennoch verstehen...//

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