Freitag ( 5. / 6. / 7. / 8. )

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5. Kapitel: ***Sam***
Freitag, sechs Uhr morgens. Müde stand ich auf und lief in Richtung Klo. Die Tür war verschlossen. Ich klopfte. "Ja?" Logan. "Beeil dich!", drängte ich ihn. "Ok." "Was machst du eigentlich so früh am Morgen?" Fragte ich ihn. "Duschen", kam die Antwort. Normalerweise war Logan ein Morgenmuffel. "Okay...", meinte ich verwirrt. Der Schlüssel drehte sich im Schloss um und die Tür wurde geöffnet. Durch den warmen Wasserdampf wurden die Fensterscheiben beschlagen, gleichzeitig stieg mir intensiver Parfümgeruch in die Nase. "Sag mal, stimmt etwas nicht mit dir?" Fragte ich ihn. Komplett angezogen stand er vor mir. "Wie kommst du da drauf?" Fragte er mich verwundert und zog eine Augenbraue hoch. "Weil du sonst nie ein Frühaufsteher warst!" "Tja, Zeiten ändern sich", meinte er schulterzuckend. "Lass mich raten", ich setzte eine kleine Kunstpause, "du hast dich verknallt!" "Ich? Ne." Er lachte nervös. "Du bist schlecht im Lügen, Bruderherz", meinte ich und grinste. "Und du bist verrückt, Schwesterherz", meinte er grinsend, lief an mir vorbei und stieg die Treppen hoch zu seinem Zimmer. Kopfschüttelnd ging ich ins Badezimmer um mich fertig zu machen.
Als ich zum Frühstück runterkam, sass Mum bereits am Tisch und blätterte die Tageszeitung durch. "Morgen Mum!", grüsste ich sie, setzte mich an den Tisch, schnappte mir ein Brötchen und begann zu essen. "Guten Morgen", sagte sie, blickte kurz auf, lächelte und vertiefte sich dann wieder in die Zeitung. "Was liest du denn?", fragte ich interessiert und spähte ihr über die Schulter. "Ach nichts", meinte sie, "in Sydney gab es ein paar Mordanschläge." "Passiert doch dauernd", sagte ich kauend. "Ja stimmt", gab sie mir Recht. "Guten Morgen!" Logan sprang die letzten Stufen der Treppe hinunter, kam in die Küche und schnappte sich einen Apfel. Dann wollte er sich aus dem Staub machen. "Logan?" Mum war hellhörig geworden. "Was soll das? Setz dich hin und iss was!" Er bewegte sich weiter Richtung Küchentür. "Setz dich hin und iss etwas! Das ist keine Bitte sondern ein Befehl!" Mum war aufgestanden. Wenn sie etwas nicht leiden konnte, dann waren das Leute die nichts assen. Sie und Dad arbeiteten nämlich in einem Restaurant, indem Logan und ich manchmal aushelfen mussten. Ich sah grinsend zu, wie sich Logan an den Tisch setzte und lustlos anfing ein Brötchen zu verzehren. Mum setzte sich wieder. Ich warf ihm hin und wieder belustigte Blicke zu. Ihm stieg eine leichte Röte ins Gesicht, mit den Lippen formte er das Wort, "schweig!" Ich zwinkerte und wandte mich wieder Mum zu. "Du kannst den Abschnitt ja haben, wenn du möchtest, ich brauche die Zeitung nicht mehr." Schlug sie mir gerade vor. "Gerne", sagte ich, riss die Seite heraus und steckte sie ein. Dann stand ich auf und machte mich für die Schule fertig...//

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6. Kapitel: ***Ash***
Ein weit aufgerissenes Auge, welches in der Pupille Licht spiegelte, das durch schmale Ritzen der Gefängniszelle fiel. Das Messer, welches das Licht reflektierte, bevor es den Schatten durchstach. Blut spritzte, schmückte das glänzende Messer, tropfte auf den Boden... "Was ist den das?" Die spöttische Stimme meines Mathelehrers riss mich aus meiner Fantasie. Verwirrt blickte ich auf die Bleistiftzeichnung, die ich in meinem Matheheft gezeichnet hatte. Unser Mathelehrer, Mr. Harper stand vor mir, die gesamte Klasse hatte sich zu mir umgedreht und musterte mich argwöhnisch. Manche kicherten. "Du sollst jetzt nicht malen, sondern dich auf den Unterricht konzentrieren! ..." Mr. Harper war rot angelaufen, während er mich anschrie. Ich zuckte nicht einmal zusammen als er mit der flachen Hand auf den Tisch schlug. Denn ich nahm alles wie durch einen Schleier wahr. Mit leerem Blick starrte ich auf meine Skizze. "...Du solltest wirklich einmal zum Psychiater gehen!" Barsch riss er mir das Heft aus den Händen und schleuderte es in den Papierkorb. Dann knallte er einen Zettel und einen Stift vor mir auf den Tisch. "Und jetzt konzentrier dich", befahl er knirschend mit den Zähnen. Wutschnaubend marschierte er wieder nach vorne, schrieb Formeln und Rechnungen an die Tafel, von welchen ich keine Zusammenhänge erschliessen konnte. Niedergeschlagen blickte ich aus dem Fenster, in die wehenden Baumwipfeln, die sich im Wind bewegten. Ich konnte die grässlichen Stimmen aus meinem Kopf nicht verbannen, sie spotteten und kreischten immer wieder dasselbe Wort: Psycho...//

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