2. Kapitel

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Rosie

Der nächste Tag versprach ein schöner zu werden. Ich wachte zu dem Geruch von frisch gebackenen Brownies auf und das erste was ich sah, war die Postkarte meiner Eltern, die ich auf meinem Nachttisch deponiert hatte.

Die Brownies waren lecker, meine Schuluniform gebügelt, meine Haare zur Abwechslung mal in gutem Maße wellig und das Wetter so schön, dass ich beschloss zur Schule zu laufen und mich nicht in den lauten Bus zu quetschen.

Vor dem Tor der Schule, gerade als ich meinen Strohhut aufsetzten wollte (niemand würde mich dazu bringen, ihn vor neun Uhr aus der Tasche zu holen), kam mir Rachel entgegen gestolpert. Ihre roten Haare, waren zu zwei dicken Zöpfen geflochten, die Krawatte hing lose um ihren Hals und in ihrem sommersprossigen Gesicht war noch der Abdruck ihres Kissens.

"Hey", keuchte sie, völlig außer Atem, anscheinend heilfroh, noch vor dem Klingeln hier angekommen zu sein. Der Hefekloß war wahrscheinlich schon auf der Pirsch, sie hätte es gemerkt, wenn Rachel zu spät gekommen wäre.

Zu zweit betraten wir den Campus, auf dem es vor Schülern gerade zu wimmelte. Es war wie ein wuselndes, rot grün kariertes Meer. Im vorbeigehen erspähte ich die Biester, wie sie auf dem Rand des Brunnens im Hof saßen und sich synchron Lipgloss auftrugen. Sheila in der Mitte, die dunklen Haare zu einer kunstvollen Hochsteck Frisur gedreht, den Rock der zur Schuluniform gehörte, am Bund umgekrempelt, damit er gerade noch so ihren Hintern bedeckte.

Ich musste zugeben, dass sie wirklich hübsch war. Sie war schlank und sportlich, hatte gebräunte Haut und haselnussbraune Augen, ein herzförmiges Gesicht, dichte Wimpern und unglaublich reine Haut. Doch würde ich ihr das niemals sagen. Durch den gesamten Kindergarten hinweg und bis zu dem Punkt, an dem ich ihr egal geworden war, hatte sie mir so einige Gemeinheiten angetan.

Um Sheila herum, thronten Madison, Katelynn und Kate Lynn. Sie beachteten uns nicht als wir an ihnen vorbei huschten und auch unter dem Radar von Mrs. Muffin, die prall wie in Ballon, vor dem Eingang stand und gerade ein paar Erstklässler tadelte, weil sie ihre Jacken nicht zugeknöpft hatten, konnten wir abtauchen.

Karen fanden wir im Klassenzimmer, eingekeilt zwischen Lauren und Alisha, den Zwillingen, die wie in "The Shining", alles gleichzeitig sagten, als wären sie ein und die selbe Person. Noch dazu besaßen sie die Fähigkeit, scheinbar einfach so aus dem Nichts hinter einem aufzutauchen und dich, wenn sie dich dann erschreckt haben, mit emotionslosen Gesichtern zu sagen, sie hätten nicht die Absicht gehabt dich zu erschrecken.

Ich wank Karen zu, während Rachel sich auf einen Stuhl in der ersten Reihe fallen ließ. Karen bemerkte uns und war offensichtlich erleichtert endlich einen Grund zu haben, das scheinbar unangenehme Gespräch mit den Horror-Zwillingen abbrechen zu können.

Ausatmend kam sie zu uns rüber getrottet und setzte sich auf den freien Platz neben mir.

"Hat irgendwer von euch weitererzählt, dass ich eine Karte für Pearly übrig hab?", fragte sie gleich und blickte uns beiden prüfend in die Gesichter.

Um ehrlich zu sein hatte ich das ganz vergessen, nachdem ich die Postkarte meiner Eltern gefunden hatte, folglich konnte ich es gar nicht weiterzählt haben.

Rachel räusperte sich. "Ich hab vielleicht ... meiner kleinen Schwester davon erzählt", sprach sie leise, worauf Karen stöhnend ihren Kopf auf das Pult fallen ließ. Für ein paar Sekunden verweilte sie so, bis sie, die Haare noch mehr durcheinander als sonst, ihren Kopf wieder hob und genervt die Ellbogen auf den Tisch stützte.

"Den ganzen Morgen laufen mir schon alle hinterher und versuchen sich bei mir einzuschleimen. Ein Mädchen aus der Unterstufe, hat sogar angeboten mir für die nächsten drei Monate die Hausaufgaben zu machen wenn ich ihr die Karte gebe", jammerte sie und zuckte dann mit den Schultern, "Ich meine ich würde lügen, wenn ich sage ich hätte über dieses spezielle Angebot nicht nachgedacht, aber ... nun ja. Das Mädchen war höchstens vierzehn und sie wäre sowieso nicht in den Club gekommen".

PearlyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt