Afraid to loose control

468 37 7
                                    

Dipper P.O.V

"Morgen", sagte ich gähnend, als ich die Küche betrat. Mabel und Gronkel Stan saßen schon am Küchentisch und genossen die köstlichen Spiegeleier mit Speck, die Stan gemacht hatte. "Guten Morgen, Dipper", begrüßte mich Mabel und grinste breit. "Morgen, Kleiner", sagte Stan und wuschelte mir durch das Haar. Plötzlich fiel mir auf, dass Ford und Luna fehlten. "Hey Gronkel Stan, weißt du, wo Großonkel Ford ist?", fragte ich und setzte mich an den Tisch. Stan zuckte mit den Schultern und brummte ein leises "Keine Ahnung". Auch Mabel hatte weder Luna noch Ford gesehen. Da war doch irgendetwas faul. Grübelnd knabberte ich an einem Toast. "Ich gehe mal in den Keller", sagte ich, als ich fertig war.

"Dipper, komm doch rein", begrüßte mich Großonkel Ford, als er sah, dass ich an der Tür vom Labor wartete. "Hast du Luna gesehen?", fragte ich und suchte den Keller mit den Augen ab. Ford zuckte mit den Schultern und blätterte in einem Buch über Mysterien. Das sah ihm ähnlich. "Vielleicht schläft sie ja noch", schlug er vor. Das könnte möglich sein. Ich rannte nach oben und war kurz davor, die Haustür zu öffnen, als mir einfiel, dass Luna heute Nacht hier, in der Mystery Shack, geschlafen hatte. Sie war gestern vor dem Fernseher eingeschlafen und niemand wollte sie wecken. Also ging ich ins Wohnzimmer. Schweißperlen sammelten sich auf ihrer Stirn und sie murmelte leise etwas vor sich hin. Als ich näher kam, um zu verstehen was sie sagte, schreckte sie hoch und schrie. Ich erschrak mich fürchterlich und konnte einen Schreckensschrei nicht unterdrücken. "Dipper", keuchte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Was ist los?", fragte ich und setzte mich neben sie auf die Sessellehne. "Ich hatte... einen Albtraum", sagte sie und schaute mit lehrem Blick in die Ferne.
"Aber was ist denn daran so-"
"Hör zu, Dipper. Ich habe von Bill geträumt", sagte sie ernst und schaute mir in die Augen. "Von Bill?", fragte ich verwirrt. Den hatten wir doch besiegt. Oder etwa doch nicht? "Ich fürchte, dass er die Kontrolle über meinen Körper übernehmen wird", sagte sie mit einer Spur von Angst im Blick. "Wie kommst du denn darauf?"
"Er hatte gesagt, dass ich seine Marionette wäre", sagte sie und schauderte. Das kam mir bekannt vor. Ich wusste ganz genau, wie furchtbar das war. "Er hat gesagt, dass ich ihm helfen werde, sich an-" Weiter kam sie nicht, da sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht krümmte. "Was geht hier vor sich?", fragte ich panisch und wich einige Schritte zurück. Eigentlich sollte ich zu ihr gehen und ihr helfen, aber das schien mir im Moment nicht ganz richtig zu sein. "Großonkel Ford!", rief ich, ohne den Blick von Luna abzuwenden. In wenigen Sekunden war er auch schon neben mir angekommen und betrachtete Luna. "Mädchen, was ist los? Geht es dir nicht gut?", fragte er und legte eine Hand auf Lunas Schulter. "Es geht mir ganz ausgezeichnet", antwortete sie und rappelte sich wieder auf. Ein breites Grinsen ließ ihr sonst so engelsgleiches Gesicht schaurig wirken. Irgendetwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu. Sie schaute uns an und die gelben Augen mit den schwarzen schlitzartigen Pupillen jagten mir einen Schauer über den Rücken. "Pinetree, lang' nicht mehr gesehen", sagte sie mit einer verzerrten, schallenden Stimme und einem gruseligen Grinsen auf dem Gesicht. "Bill!", rief Ford überrascht und wich einen Schritt zurück. "Ihr Menschen seid ja so naiv. Ihr könnt mich nicht besiegen, das müsstet doch gerade ihr Schlaumeier wissen." Luna (wenn man sie überhaupt noch Luna nennen konnte) kam auf uns zu und wollte sich gerade ein Messer, dass wir sonst immer benutzten, um Obst aus der nebenstehenden Schale zu schneiden, vom Beistelltisch neben dem Sessel schnappen, als Mabel das Zimmer betrat. "Mabel! Hau' ab!", rief ich ohne Luna aus den Augen zu verlieren. "Dipper, was ist hier los?", fragte sie mit ängstlicher Stimme. "Ah, Shootingstar." Luna nahm sich das Messer und schleuderte es auf mich zu. Ich konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, damit es nicht in meine Brust schoss. Stattdessen streifte es meinen Arm und hinterließ einen blutigen Schnitt.
"Oh mein Gott, Dipper!", rief sie plötzlich mit Angst und Verwirrung in der Stimme. "Luna? Bist du... du?", fragte ich und musterte sie. Luna hatte Tränen in den Augen und nickte. Ich konnte mich nicht bremsen. Ich ging zu ihr hin und umarmte sie. Ich spürte, wie Lunas Tränen mein T-Shirt durchnässten, aber das war mir egal. Beruhigend strich ich ihr über die langen Haare und ich selbst konnte eine Träne nicht unterdrücken. Eigentlich war ich ja immer noch sauer auf sie, aber das war im Moment irrelevant. Da standen wir nun. Heulend lagen wir uns in den Armen und ignorierten Fords skeptische Blicke. Mabel war die erste, die sich, nach der langen Pause des Schweigens, wieder zu Wort meldete. "Kann mir mal bitte jemand erklären, was hier gerade passiert ist?", fragte sie. Luna und ich lösten uns aus unserer Umarmung. "Ich hatte einen Deal mit Bill gemacht, erinnert ihr euch?" Sie wartete, bis wir ihr zugestimmt hatten. "Ich hatte ihm versprochen, ihn zu unterstützen. Deshalb konnte ich ihn nicht besiegen." Sie senkte den Blick, was mich plötzlich genauso traurig werden ließ. "Er hat vor, sich an euch zu rächen. Dafür benutzt er mich als Marionette", erklärte Luna und man konnte sehen, das es sie immer noch schockierte. "Du bist aber wieder du. Wie ist das möglich?", fragte ich. Luna zuckte mit den Schultern. "Anscheinend hat sie einen eisernen Willen. Kann es sein, dass du dich innerlich so stark gegen Cipher gewährt hast, dass du die Kontrolle über deinen Körper wiedererlangt hast?", fragte Ford und musterte Luna interessiert. "Kann gut sein", antwortete sie. "Ich hätte dich beinahe getötet", sagte sie an mich gewandt und ich sah erneut, wie Tränen in ihren Augen aufstiegen. "Hast du aber nicht", versuchte ich sie zu beruhigen und verdeckte mit dem Ärmel meines T-Shirts den blutigen Schnitt. "Aber was ist, wenn es wieder passiert? Wenn Bill wieder die Kontrolle über mich erlangt?" Da wusste ich leider keine Antwort. "Bill will euch allen an den Kragen. Ich kann nicht riskieren, dass ihr meinetwegen verletzt oder sogar getötet werdet." Was wollte sie damit sagen? "Ich weiß, dass das sehr schwer für dich ist", sagte Großonkel Ford und legte Luna beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Aber du kannst Dipper und uns andere nur beschützen, indem du Gravity Falls so schnell wie möglich verlässt."

People Are Puppets  #wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt