First Kiss

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Luna P.O.V

"Wie bitte? Sie soll Gravity Falls verlassen?", fragte Dipper ungläubig und schaute seinen Großonkel etwas schockiert an. "Das ist die einzige Möglichkeit. Bill wird noch öfter versuchen, die Macht über Luna zu erlangen und uns zu schaden", erklärte Ford. In gewisser Weise hatte er ja Recht. Ich stellte eine Gefahr für die gesamte Pines-Familie dar. Und je länger ich an diesem Ort verweilen würde, desto wahrscheinlicher war es, dass Bill mich erneut als seine Marionette benutzen würde. Dieses Risiko konnte ich nicht eingehen. "Luna, du darfst nicht weggehen! Du bist doch meine Freundin", protestierte Mabel und warf sich mir um den Hals. "Tut mir leid, aber das bürgt ein zu hohes Risiko", erklärte ich und eine Träne lief mir über die Wange. "Ich muss es tun. Mir tut es doch genauso weh." Stanley betrat das Wohnzimmer und sah Mabel, heulend in meinen Armen, und mich besorgt an. Er wusste ja nicht, was für ein Opfer ich bringen musste. "Habe ich irgendetwas verpasst?", fragte er und kam zu mir herüber. Ich wedelte mit der Hand, um ihm zu zeigen, dass ich ihm die ganze Sache später erzählen würde. Stan nickte nur und stellte sich neben seinen Bruder, der mit ausdrucksloser Miene einige Meter von Mabel, Dipper und mir entfernt stand. Nach einer halben Ewigkeit lösten wir uns aus der Umarmung und ich drehte mich zu Stanley, der immer noch nicht die leiseste Ahnung hatte, warum die Stimmung so bedrückt war. "Ich werde morgen die Stadt verlassen", verkündete ich und ich hörte, wie Mabel erneut zu schluchzen begann. Ford nickte und verließ das Zimmer. "Was? Das kannst du nicht tun! Die Ferien dauern doch noch zwei Wochen", entfuhr es Stan, der mehr als schockiert zu sein schien. Für mich war er ja inzwischen, wie ein Großvater und ich wage einfach mal zu behaupten, dass auch er mich lieb gewonnen hatte. Ich würde Stan auch ganz schrecklich vermissen. Anstatt irgendetwas zu sagen, umarmte ich ihn. Zuerst schien er etwas perplex zu sein, da er einfach nur stocksteif da stand. Doch dann strich er mir über die Haare und ich meinte zu hören, wie er leise schniefte. "Ich werde euch alle furchtbar vermissen", sagte ich unter Tränen. Mabel stürmte auf mich zu und erdrückte mich fast mit ihrer Umarmung. Stan legte seinen freien Arm um seine Nichte, sodass wir ein schniefendes Knäuel aus todtraurigen Menschen waren. Dipper schien erst eine Weile zu überlegen, bis er dann auch zu uns kam und seine Nudelarme um uns schlang. "Ich sollte dann mal meine Sachen packen", sagte ich nach einer Weile und löste mich von den anderen. "Ich bringe dich noch zum Hotel. Es ist schon dunkel." Dipper holte schnell eine Jacke und eine Taschenlampe, bevor er mir, wie ein Gentleman, die Tür der Mystery Shack öffnete. Ich machte einen Hofknicks und verließ lachend die Hütte. Wer hätte gedacht, dass ich heute noch lachen würde? Das Leben steckt voller Überraschungen. "Ich bin froh, dass wir uns wieder versöhnt haben", sagte ich zu Dipper, als wir einige Meter gelaufen waren. "Ich auch", gestand er und legte einen Arm um mich. Zuerst war ich etwas überrascht, doch dann fand ich daran Gefallen und kuschelte mich etwas näher an ihn ran. Dipper ließ es zu und legte mir nach einer Weile seine Jacke über die Schultern, da er merkte, dass ich fröstelte. Für einen Sommer war es ein überraschend kühler Abend, doch mit Dipper an meiner Seite machte mir die Kälte nichts mehr aus. "Na dann, bis morgen", verabschiedete er sich. "Ja... Bis morgen", sagte ich und wollte mich ins Hotel begeben. Ich drehte mich nochmal zu ihm um und küsste ihn. Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht hatte, aber es schien mir im Moment das Richtige zu sein. Dipper stand stocksteif und mit weit aufgerissenen Augen da und ließ es geschehen, erwiderte den Kuss aber nicht. Als ich mich enttäuscht von ihm lösen wollte, spürte ich plötzlich, wie er zurück küsste. Mein Körper wurde so dermaßen mit Endorphienen überflutet, dass ich gar nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Ich schwebte auf Wolke 7. Ich legte meine Arme um seinen Hals und stellte mich auf die Zehenspitzen und Dippers Hände wanderten zu meiner Hüfte. Nach einer Weile beendete ich den Kuss und sah ihm in die Augen. Dipper musste erst wieder zu Atem kommen, aber er lächelte mich überglücklich an. Wann hatte ich ihn zuletzt lächeln sehen? Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich sah etwas in Dippers Augen, das ich schon lange nicht mehr dort gesehen hatte. Sie funkelten wie Sterne und ich konnte in ihnen Freude erblicken. Außerdem war in ihnen nicht die geringste Spur von Wut oder Enttäuschung vorhanden. "Okay, wir sehen uns morgen", verabschiedete ich mich nun endgültig und ging ins Hotel. Dipper winkte noch, bevor er sich auf den Rückweg machte.
Überglücklich ließ ich mich auf mein Bett fallen. Mein erster Kuss. Er war zwar nicht, wie in diesen kitschigen Teenagerromanzen, aber dennoch unglaublich schön.

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