Ein Türöffnen riss mich aus dem Schlaf. Schlagartig setzte ich mich auf und war sofort hellwach. Nialls Mutter starrte mir entgegen. Niall war verschwunden. "Guten Morgen", murmelte ich und zwang mir ein Lächeln auf.
"Morgen", sagte sie barsch.
"Kommst du gleich runter? Mein Mann und ich haben etwas mit dir zu besprechen." "Ja. Natürlich. Wie spät ist es?", erkundigte ich mich noch schnell. "Kurz vor acht", erwiderte sie knapp, dann war sie wieder weg.
Mit einem Seufzen ließ ich mich wieder auf die Matratze fallen und suchte fieberhaft nach einem Grund für ein Gespräch.
Sie wollten kein Heimkind in ihrem Haus.
Langsam zog ich die Vorhänge auf. War Niall zur Schule gegangen?
Vorsichtig tapste ich in Richtung Badezimmer wusch mir mit eiskaltem Wasser das Gesicht und ging dann den Anweisungen von Nialls Mutter nach und betrat die Küche.
Beide starrten mich an und ich nahm neben ihnen am Küchentisch platz.
Es würde kein gutes Gespräch werden.
"Also...", fing seine Mutter an. "Wir haben ein Angebot für dich...", führte sein Vater den Satz fort.
"Wir haben 30.000 Euro." Seine Mutter sah mich ernst an und ich runzelte die Stirn.
"Sagen wir es so. Du nimmst das Geld, haust ab und kommst nie mehr wieder." Baff saß ich da und hatte keinerlei Ahnung was gerade geschah. "Du wirst noch ehe Niall wieder kommt verschwinden."
Das war kein Angebot.
"Hab ich eine Wahl?", fragte ich und sah sie an. "Es ist unser Haus. Wir wollen das Beste für ihn. Das Beste ist, wenn du verschwindest." "Und nie mehr wieder kommst", fügte seine Mutter hinzu.
Ich nickte, sprang auf und rannte nach oben.
Es war das Beste.
"Das Geld kriegst du gleich", rief sein Vater mir nach. War das ein Lachen?
Im Bad angekommen starrte ich in den Spiegel. Eine ganze Weile, bis alles aus mir heraus brach und ich anfing zu Schluchzen. Leise natürlich, damit niemand etwas mitbekam. Was waren das für Menschen? Ich war kein guter Umgang, sie hatten Recht.
Ich hatte keine Wahl.
Er würde auch ohne mich klar kommen. Er musste es jedenfalls, denn meine Entscheidung war gefallen.
Nach einer Weile hatte ich mich wieder unter Kontrolle und ging die Treppe hinunter. Gefühlslos starrte ich Nialls Eltern an. Am liebsten hätte ich sie angeschrien. Angeschrien, warum sie mich rausschmissen, aber ich wusste, dass ich auch nicht hier bleiben konnte.
"Ich hab dir was zu anziehen gekauft."
Nialls Mutter rollte mir einen Koffer entgegen. Stumm nahm ich ihn an. Darin befinden sich 30.000 Euro.
"Wir wünschen dir noch ein schönes Leben. Und viel Glück." Sie lächelte, aber ich fand, das hätte sie sich schenken können. Ich ging in Richtung Tür, drehte mich ein letztes Mal um und brachte ein "Danke" hervor.
Ein kaltes Danke.
Mit dem Koffer in der Hand ging ich die Straße entlang.
Ich wusste nicht was ich tat, aber meine Schritte wurden immer schneller. So lange bis mein Hals vor Trockenheit brannte und ich mich auf einer Bank niederließ und meinen Koffer vorsichtig öffnete. Unmengen an Kleidung sprangen mir entgegen, ein paar Sneakers, ein Rucksack, Shampoo, Zahnbürste, ein Buch und zu meinem Glück eine Flasche Wasser. Gierig nahm ich ein paar Züge von der erfrischenden Flüssigkeit und sah mich dann nach einem Stadtplan oder ähnlichem um.
Eine halbe Stunde später war ich dann an irgendeiner Hauptstraße angekommen. Straßenbahnen, Busse, Autos, Züge, alles Mögliche fuhr herum und alle, wirklich alle Leute starrten mich an.
Unbeirrt ging ich weiter. Ich wusste nicht mal nach was ich hier suchte. Was sollte ich überhaupt tuen? Wo sollte ich schlafen? Angst breitete sich in mir aus. Was ist wenn jemand vom Jugendamt mich finden würde? Würden sie mich zurück ins Heim schicken? Schlagartig machte ich kehrt, lief in irgendjemanden rein, murmelte irgendwas von Entschuldigung und rannte dann weiter.
Mein Atem war unregelmäßig und mein Bauch fing an, sich bei jedem weiteren Schritt zusammenzuziehen.
Irgendwann war ich endlich abseits von dem ganzen Stadtleben. Wie viele Kilometer war ich gerannt? Ich sah mich um.
Niemand konnte mich anstarren.
Beruhigt ließ ich mich ins weiche Gras fallen und blickte dann in den Himmel. Ich musste ein neues Leben anfangen. Ich schaffte das. Ich wollte es schaffen.
Ich begann meinen Koffer nach einem Ausweis zu durchsuchen. Anscheinend hatte ihn sich Nialls Mutter zuschicken lassen. Er würde bald auslaufen.
Ich überlegte, wie ich es am geschicktesten anstellen sollte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, einen neuen mit einem neuen Passfoto zu beantragen. Auf alle Fälle musste ich es tun.
Sonst war ich hier in dieser Stadt verloren. Ich stand auf. Vergewisserte mich, das niemand in der Nähe war und zog dann Nialls Pullover über den Kopf. Hastig schlüpfte ich in einer der Jeans, die wie sich herausstellte wie angegossen passte. Ich wählte eins der Tops und einen Blazer, bürstete dann meine Haare und suchte nach einem Spiegel.
Eine viertel Stunde später stand ich, dezent geschminkt und mit dem Koffer in der Hand auf einer dieser endloslangen Straßen, die voller Menschen war. Diesmal schaute mich keiner an und ich fühlte mich richtig gut.
Ich fand schnell ein Studio, in dem sie Passfotos machten.
"Guten Tag", begrüßte mich eine junge Frau höflich. "Was kann ich für Sie tun?" "Hallo, Ich möchte bitte ein neues Passfoto machen lassen", meinte ich und lächelte. Sie stellte mir noch ein paar Fragen und dann saß ich auch schon auf einem Stuhl. Um mich herum waren gefühlt tausend Lichter und der Fotograf sah mich genervt an. "Guck in die Kamera" "Nicht so weit nach rechts" "In die Kamera!" "Nicht lächeln", sagte er immer wieder, bis ich dann endlich ein schönes Foto hatte.
Es dauert nicht lange und sie drückten mir mehrere davon in die Hand. Ich bezahlte, bedankte mich dann und verließ das Studio. Grinsend und stolz auf mich selbst schlenderte ich die Gassen entlang. Sollte ich mir erst einen neuen Ausweis machen lassen? Oder erst nach einer Wohnung suchen?
Ich war mir sicher, dass ich eine Wohnung mieten oder kaufen wollte. Das war der nächste Schritt in ein besseres Leben. Doch etwas ziemlich Wichtiges fehlte. Niall. Er war mir innerhalb von 48 Stunden verdammt wichtig geworden.
Er würde vermutlich gerade jetzt nach Hause kommen, ein leeres Zimmer vorfinden und wir würden uns niemals wieder sehen.
Das Wort 'Niemals' tat weh.
Seine Eltern werden ihn zum ersten Mal lächelnd empfangen und ihm mitteilen, dass ich einfach weggelaufen sei.
Samt seines Pullovers.
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Hey :)
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Alina
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It hurts to grow up (Niall Horan) ON HOLD
Fanfiction"Dann war sie weg, von jetzt auf gleich. Und ich hab jeden Gott verdammten Tag damit verbracht sie zu suchen. Verstehst du? Jeden Tag."