6 - unusual

101 6 1
                                    

"Manu! Warte!" Ich lief weiter. Die Schritte kamen eilig näher. "Jetzt bleib schon stehn!" Mittlerweile musste sie genau neben mir sein. Ich hörte ihre Stimme nah an meinem Ohr. Aus dem Augenwinkel erhaschte ich einen Blick auf einen Teil der langen blauen Haare. Stur schaute ich gerade aus. Kleinlaut flüsterte sie. "Du hast etwas verloren.." Rahel holte ein zerknittertes Blatt aus ihrer Jackentasche. Ich drehte mich zur Seite und nahm es ihr ab. Auf ihren Wangen zeichnete sich eine leichte Röte ab. "Das ist privat." murmelte ich. "Es ist schön." Lächelnd stellte sie sich mir in den Weg.

Ohne zu wissen, wohin meine Füße mich truge , fand ich mich vor einem Mehrfamilienhaus wieder. Im ersten Stock brannte noch Licht. Ich setzte mich auf einen gegenüberliegenden Zaun und betrachtete das Gebäude ausführlich. Ich konnte gerade noch so das Gleichgewicht halten, als mich mein Handy aus meinen Gedanken aufschreckte. 'Hey,sorry, dass ich so spät noch schreibe aber vielleicht hast du ja Lust dich morgen mit mir zu treffen? Wegen dem Code natürlich...' Ich musste die Nachricht dreimal lesen, denn ich konnte weder glauben, was dort stand noch von wem die SMS stammte.

Ich stopfte das Blatt eilig in meine Jackentasche und wandte mich dem Gehen zu. "Manuel!" Sie sah mich verzweifelt an. "Bitte. Nur fünf Minuten" "Für was?!" Ich blickte sie finster an. "Dafür, dass du mir wieder was vorlügst, wie du es immer tust?" Ich schob das zierliche Mädchen zur Seite. Nicht dieses Mal. Beleidigt verpasste Rahel mir einen leichten Schlag gegen den Arm. "Du bleibst jetzt gefälligst stehen." Mein Blick war stur geradeaus gerichtet, aber ich hörte sie wieder neben mir. Ich konnte mich nicht wieder auf sie einlassen.

Strahlend und vom Glück übermannt torkelte ich nach Hause. Natürlich wollte ich mich mit ihr treffen. Unbedingt sogar. Jedoch brauchte ich ewig um mir eine passende Antwort einfallen zu lassen. Es sollte lässig und nicht so überwältigt klingen, wie ich es in Wirklichkeit war. Ich, Manuel L. Kryptonite Bergmann Müller, hatte ein Date mit Rahel. Wir würden uns unten am Rhein treffen und nach unserer Aufgabe könnten wir vielleicht noch ein Eis essen oder etwas Trinken gehen. Niemals hätte ich sowas für möglich gehalten und jetzt war ich schrecklich aufgeregt.

Kein Tag ohne ManuelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt