Kapitel 1 - 3 Jahre zuvor

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'Wo ist das Zeug?' Steven saß in seinem Zimmer und hantierte wie schon öfters an einer Maschiene. Ein Gerät, was Wände schmelzen kann, war es dieses Mal. Er saß in einem dunklen Zimmer. Ein kleines vergittertes Fenster ließ dünne Lichtstreifen über den Boden wandern. Zwischen den Schatten und Streifen waren Kreidestriche auf dem Boden. Steven hatte bereits erforscht, zu welcher Uhrzeit sich die Streifen an welcher Stelle im Raum befanden und hatte eine Sonnenuhr aus einem Fenster und einem Boden gebaut. Er hatte genug Zeit für solche Erfindungen. Schließlich war sein Zimmer nicht ohne Grund vergittert. Sein Haus war nämlich kein Wohnhaus. Steven wohnte in einem Weisenhaus und das scon längere Zeit. Er war mittlerweile bereits 14 Jahre alt. Ein Alter, in dem die Adoptionsrate schon beinahe gleich Null geht. Meistens schreckten die mit Öl befleckten blauen Hosen, die Tarnjacke oder die beiden Narben an seinem linken Ohr die möglichen Adoptiveltern ab. Niemand wollte einen Adoptivsohn, der bei seinem nächsten Versuch das Haus in die Luft jagen könnte. Heute war da noch ein recht ruhiger Tag. Meistens kamen pro Tag zwei oder gar drei Paare, die einen Sohn suchten. Heute hatte Maggie, die Weisenhauschefin, Steven noch nicht einmal gerufen. Er arbeitet nun also an seinem Wandschmelzer. Damit wollte Steven sobald wie möglich aus dem Haus und dann in die Bank einbrechen. Mit genug Geld könnte er eine Reise machen und woanders nach einem Ort zum Leben suchen. So jedenfalls die Theorie.

"Gehst du mit dem Hund raus?", schallte es von unten von Jules Mutter. "Ja klar kann ich machen!", rief sie schon leicht genrvt zurück. Jule war ein relativ typisches Mädchen. Kleines Zimmer, viele Poster von allen Lieblingsfilmen von ihr und ein großes Fenster, was allerdings auch mit Plakaten teilweise zugeklebt war. Sie liebte Filme. Besonders Animationsfilme. Und egal wer in ihr Zimmer kam, niemand würde einen Horrorfilm vorfinden. Das war das einzigste Genre, dass Jule nicht mochte. Ihre Familie war eine einzige Katastrophengeschichte. Ihr Vater war gescheiterter Geschäftsmann. Seit ungefähr 2 Jahren war er schon Arbeitslos und sucht nach einem Bürojob um seine Frau ein bisschen finanziell zu unterstützen.Jules Mutter war Putzfrau. Sie putzte viel und an vielen Orten, wodurch sie meist erst spät Abends nach Hause kam und morgens nicht lange blieb. Heute konnte sie sich mal einen Tag frei nehmen, wodurch sie nun die Chance hatte Jule mit dem Hund Bello rauszuschicken. Jule mochte eigentlich das Spaziergehen im Park in Begleitung von ihrem treuen Freund, aber heute wollte sie sich eigentlich mit Lea, ihrer besten Freundin treffen und einen Filmeabend machen. Aber dann musste sie halt noch warten. Jule warf sich nen Pullover über und ging die Treppe runter.

Max war ein reicher Junge aus dem Südteil der Stadt. Der Südteil war bekannt für seine teuren Luxusläden und Restaurants ohne Ende. In einem der Luxusläden, einem Juwelierladen um genau zu sein, streitete Max gerade mit seinem Vater. "Du musst auch in der Schule aufpassen! Sonst bringt dir dein gutes Haus garnix!", schnauzte Max Vater ihn an. Max Noten waren nicht besonders nett anzusehen. Hauptsächlich vieren. Nur eine Eins. Aber das war in Sport. Max trainierte immer in seiner Freizeit im Garten mit Paintballwaffen. Eine große Rote hatten seine Eltern ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt. Er hatte die nun immer bei sich. Auch in diesem Moment, in dem er seinem Vater am liebsten eine Farbkugel direkt ins Gesicht abfeuern würde. Doch er wusste, dass die Diskussion eh nicht mehr lange geht. Es war schon fast 16:00 Uhr. Und zu der Zeit wird immer der Geldtresor geöffnet und Max wird beauftragt das Geld zur Bank gegenüber zu bringen. Da der Tresor nicht lange auf sein würde und Max Vater schnelle Abwicklung seiner Geschäfte bevorzugte, würde er dann die Diskussion garantiert beenden.

Ein leichter Nebelhauch schweifte durchs Zimmer. Schummriges Licht kam durch ein abgedunkeltes Fenster in einen Raum, gefüllt mit roten Kissen. Auf einem Tisch stand eine kleine Kristallkugel und neben dieser Kugel saß ein Junge. Adrian war sein Name und er war der Sohn des besten Wahrsagers der ganzen Stadt. Sein Vater konnte alles wahrsagen. Jedenfalls sollte seine Kunden das denken. Interessanterweise passte das sogar meistens. 'Die Menschen tun einfach immer was sie denken was sie tun müssen', dachte Adrian oft. Er selber hatte bessere Fähigkeiten. Denn er war ein sogenanntes Medium. Er konnte also Geister spüren und manchmal auch sehen. Das war keine ausgedachte Fähigkeit von seinem Vater. Das konnte Adrian wirklich. Er hatte sogar Freunde im Geisterreich. Mit einem davon wollte er sich gleich treffen und deswegen bereitete Adrian sich gerade ein wenig auf den Kontakt vor. Menschliche Freunde hatte er kaum welche. Er hatte ein Erscheinungsbild wie sein Vater, mit seinen lockeren Jogginghosen und seinen Ketten. Die meisten Kinder mochten so etwas nicht. Aber jede seiner Ketten verstärkte Adrians Spürkraft, wie er sie immer nannte. Also sie abzulegen kam nur nachts in Frage. Adrian schloss seine Sitzung mit der Kristallkugel ab und zog sich an um nach draußen zu gehen.

MirrorCube - und der schwarze WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt