- Gespräch mit meiner Freundin -
Sie: "Seit wann verheimlichst du mir was? Warum redest du nicht mehr mit mir?" - ich: "Was willst du denn hören? Was soll ich sagen?" - "Du hast einen neuen Instagramaccount, einen neuen Askaccount. Warum? Und warum darf ich davon nichts wissen?" - "Weil dann genau das passiert, du kontrollierst mich wieder" - "Ich kontrolliere dich nicht, ich will nur wissen worum es da geht und wieso du es mir verheimlichst? Ich soll dir doch auch alles sagen. Sag mir immerhin einen Grund, warum du nicht willst, dass ich es weiß, dann ist es ok." - "Keine Ahnung, ich weiß es nicht." - "Das ist traurig. Du musst doch wissen, warum du's nicht willst. Wird es mir nicht gefallen? Werde ich sauer? Werde ich ausrasten?" - "Na, du sagst doch schon alles." - "Wieso sollte ich sauer sein? Ist es also doch wieder etwas Krankes?" - "Nein." - "Warum liked dann eine Proana-Seite bei dir?" - "Ich weiß es nicht." - "Seid wann hast du den Account?" - "Weiß nicht, etwas über einen Monat vielleicht" - "Wie viele Follower?" - "Fast 300, wieso?" - "Du hast den niemals erst einen Monat oder du postest da nur krankes Zeug, sonst bekommt man auf Ask nicht so schnell 300 Follower." - "Nein." ...
"Ich finde das nicht gut, dass du damit wieder anfängst. Das Internet ist zu 90% böse und beeinflusst dich nur negativ." - "Ich lasse mich aber nicht beeinflussen" - "Also beeinflusst du die Leute auch noch? Klasse." - "Nein, auf keinen Fall." - "Na immerhin. Aber was macht man denn da auf Ask? Was fragt man da? 'Wie stecke ich mir am besten den Finger in den Hals?''" - "Es war so klar, dass du es alles wieder verurteilst. Genau SO ist es nicht."
Sie redete und fragte noch ewig weiter... ich antwortete nicht. Ich weinte nur. "Wieso redest du nicht mehr mit mir? Wieso kannst du mir nicht mal antworten?" - "Ich weiß nicht." - "Du schaust nur an die Decke und weinst, ich will dich doch nur verstehen und wissen, was mit dir los ist, ich meine das doch nicht böse." - "Du weißt, dass ich darüber ungern rede. Ich kann dazu nichts sagen und das ist schon so seitdem du mich kennst." - "Ja, du wiegst wieder jedes Essen ab, treibst wieder übertrieben viel Sport, selbst jetzt wo du krank bist. Du stocherst nur in deinem Essen rum, wenn wir unter Leute sind. Du hast ein Problem, und ich denke nicht, dass du jemals normal mit Essen umgehen können wirst." Wieder starrte ich nur an die Wand, schloss langsam die Augen, ließ die Tränen laufen und unterdrückte ein schluchzen.
"Ich sage nicht, dass ich mich gut ernähre. Und wärst du einfach nur vegan und würdest auf deine Figur achten, wäre alles ok, aber du übertreibst es mit der Ernährung, mit den wenigen Kalorien und dem vielen Sport." Ich antwortete nicht. Die Stille machte mich unruhig. Ich wollte etwas sagen, mich verteidigen. Doch mir fehlten die Worte
"Deine Mutter wird sich das auch nicht mehr lange angucken." Nun sagte sie nichts mehr und mir blieben nur das unwohle Gefühl im Bauch und ein dröhnender Kopf. Meine Wangen brannten, sie sind heiß von den Tränen.
Meine Mutter würde es sich nicht mehr lange angucken. Ich würde nie normal mit essen umgehen. Was soll das? Was will sie von mir? Ich wurde sauer. Was sollte meine Mutter denn tun? Ich bin 18, sie kann mir nichts mehr sagen, mir nicht mehr mit einer Klinik drohen. Und wie ich mit Essen umgehe kann ihnen doch egal sein. Kann ihnen allen egal sein.
Mit diesem Gespräch und einer Grippe, die mich fuer eine komplette Woche ausknockte startete mein Monat.
MEIN Monat, der doch so toll werden sollte. Große Pläne was Fitness und Gewichtsabnahme angeht, hatte ich mir erstellt und nun das.
Erst am Freitag machte ich mich wieder auf den Weg zur Schule. In den letzten Stunden schrieb ich eine Klausur, fuer die ich nicht gelernt hatte. Also schlief ich länger und duschte entspannt, plante genug Zeit fürs Frühstück ein, fuer die Busfahrt und fuer eine gewisse Zeit, in der ich doch noch lernen könnte.
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Zart wie eine Feder - Ana oder Recovery (Reload)
Teen FictionEin Buch voller Gefühle, Angst, Kämpfe und Schmerz. Alison ist 18 und ringt seit 4 Jahren mit Magersucht, zwischen Rückblicken und Zukunftsträumen, Kämpfen und Aufgeben, Freude und Trauer begleitet euch das Buch durch ihr Leben. Das Buch beruht auf...