0.6

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Er saß auf einem Stuhl, jedoch ungefesselt.
Warum war er ungefesselt?
Wo war er?
Er lief in dem Raum auf und ab. Seine Finger knetete er durchgehend. Er nahm leise Geräusche von außerhalb der Tür wahr. Neugierig wie Kim Namjoon nun mal war, schlich er zur Tür. Sie war nicht verschlossen. Selten blöd, da wurde man in einem Raum "eingesperrt" und dieser war noch nicht mal wirklich verschlossen. Langsam zog er mit aller Kraft die schwere Eisentür auf und stand vor einem steilen Treppenaufgang. Die Stimmen waren nun lauter, sie waren eindeutig am streiten. Kim Namjoon stellte sich gegen einen Kartonturm, der die Sicht zur Tür versperrte. Die Stimmen schienen sich zu bewegen, mal kamen sie mehr von links, dann wieder mehr von rechts. Sie wurden mal lauter, mal leiser. Kim Namjoon konnte eindeutig die eine Stimme identifizieren. Sie gehörte diesem Fremden von letzter Nacht. Die andere Stimme erkannte er nicht.

"Also was regst du dich jetzt so auf?", schimpfte die Stimme des Fremden. Die andere Stimme schrie daraufhin irgendwas mit "Job nicht gemacht" zurück.
Was für ein Job?
Er fragte sich, worum sie sich gestritten hätten.
Job.. was für ein Job?
Den Einkauf nicht erledigt?
"Ich habe nichts falsch gemacht!", schrie wieder die Stimme des Fremden. Kurz darauf schrie die andere Stimme etwas.
"Du hast wohl was falsch gemacht, du hast dich erwischen lassen!"
Wobei erwischen lassen?
Worum ging es?
Kim Namjoon schwirrte der Kopf, es waren zu viele Fragen auf einmal. Hatte er vielleicht irgendwas geklaut und wurde von der Polizei dabei gefasst?

"Ein Job, Suga.. ein verdammter Job!" Suga?
Wieder eine neue Information.
Wer war Suga?
War das der Name des Fremden?
Bevor er weiterdenken konnte, schrie wieder die Stimme des Fremden, der anscheinend Suga hieß. "Zum allerletzten mal Seokjin.."
Seokjin?
"Ich habe meinen Job getan, ich habe Amber abseits in den Wald geschmissen."

Amber!?
Er war es, der Amber achtlos im Wald entsorgt hatte?
War es die Amber, die letztens erst mit Kim Yugyeom Schluss gemacht hatte?
"Wie du es wolltest, aber dann kam dein ach so tolles Püppchen-"
Sein Gehirn qualmte schon fast, was für ein Püppchen?
Was ging hier vor sich?

"Was kann ich dafür, wenn du es nicht schaffst deine Puppe für ein paar Stunden außer meine Reichweite zu halten? Hättest du Jishit oder das Alien", kurzes Schweigen herrschte, "Okay, das Alien jetzt vielleicht nicht, aber hättest du Hobi oder Jishit ihn beobachten lassen, hätten sie ihn im Notfall irgenwie abgelenkt. Aber nein, der Herr Kim ist sich zu fein und meinte, seine Puppe käme auch paar Stunden alleine zurecht. Du bist schuld, dass dein Püppchen jetzt hier ist! Und es ist ja so schlimm, dass er früher als geplant hier ist! Jetzt geh mit ihm oder deinen blöden Mariofiguren spielen."

Kim Namjoon fasste sich an den Kopf und verzog schmerzend das Gesicht. Zu viele Informationen und Fragen auf einen Haufen.
Wer war Suga?
Wer war Seokjin?
Wer oder was war ein Hobi und ein Jishit?
Und wer war das Alien?
Welcher Job?
Was für eine Puppe?
Wer sollte mit wem spielen?
Was spielen?
Und wer wurde beobachtet?
Er?

Langsam stellte er sich wieder gerade hin, als die eine Stimme wieder anfing zu schreien.
"In eure Zimmer - bevor ich es mir doch anders überlege!"
Daraufhin kam ein leises und überhebliches "Mit Vergnügen" zurück und dann wurde es kurz unruhig im Haus. Schritte gingen Treppen hoch, irgendwo wurde was umgeschmissen.

Kim Namjoon packte die Angst. Er blieb kurz stehen, wie ein Eisklotz. Dann entschloss er sich, zurück in den Raum zugehen. Er musste sich hinlegen, egal wo. Er musste jetzt die ganzen Informationen und Erlebnisse verarbeiten. Und das konnte er nur, indem er schlafen gegangen war.

Als er wieder seine Augen aufschlug, saß eine Person mit dem Rücken zu ihm. Sie hatte blond gefärbte Haare, die wirr in alle erdenklichen Richtungen abstanden. Sein Rücken war gekrümmt, er hielt die Hände gefalten. Seine Unterarme stützte er auf seinen Oberschenkeln. Hin und wieder atmete er laut ein und dann wieder aus. Langsam setzte Kim Namjoon sich auf, sein Blick heftete immer noch an dem Fremden. "Wie schön das du wach bist, Namjoon", sagte der Fremde plötzlich, ohne sich umzudrehen. "Wo bin ich und wer bist du?", fragte Kim Namjoon mit leicht zittriger Stimme. "In deinem neuen Zuhause", bekam er als Antwort zurück. "Ich möchte gehen", sagte er leise.
"Das ist nicht mehr möglich", bekam er erneut knapp zur Antwort.
"Warum?"
"Du gehörst jetzt mir."

be my doll || knj × ksjWo Geschichten leben. Entdecke jetzt